Matthias Horndasch – How Long … Does A Heart Beat?
MIG made in germany music / Indigo (2015)

(14 Stücke, 55:25 Minuten Spielzeit)

Der Jazz-Pianist, Komponist, Autor und Moderator Matthias Horndasch veröffentlichte am 27.11.2015 sein neuestes Album „How Long ... Does A Heart Beat?“ bei dem neuen mig Unterlabel Art Of Groove. Traurigerweise hat der Titel des Albums nun eine ganz besondere Bedeutung bekommen, denn Matthias Horndasch ist am 02.12.2015 nach langer schwerer Krankheit verstorben. Es ist zu vermuten, dass er wusste nicht mehr lange leben zu können und bewusst diesen Titel wählte.


In vierzehn Kompositionen stellt sich Matthias Horndasch auf der jüngsten CD als eine Art Geisterbeschwörer vor; und das nicht nur dort, wo ab und zu mal eine Quelle der Inspiration klar und deutlich auszumachen ist: erklärtermaßen in „Northern Ways“ (wo aus gar nicht so großer Ferne Jan Garbarek und dessen Pianist Rainer Brüninghaus grüßen), aber auch bei „Petite Prière“ (das ein Zitat des französischen Volks- und Kinderliedes vom Bruder Jakob, dem „Frère Jacques“ also, enthält); besonders nachhaltig aber mit „Thula Baba“. Das südafrikanische Volkslied gehörte zu Miriam Makebas Repertoire. So beschreibt es der Pressetext.

Die Instrumentalstücke des Albums weisen zwar alle eine jazzige Note auf, bestechen aber immer durch Melodien und Harmonieläufe. Das zeigt sich auch schon im eröffnenden „Taken When 33“. Dieser erste Track zeigt Horndasch von seiner filigranen Seite. Da werden manche Breaks eingebaut, aber es bleibt immer harmonisch.

Leichte Melancholie kommt dann in „Thando Calling“ auf. Perlende Pianoklänge verbindet er mit einer Sehnsucht fördernden Melodie in „Petite Prière“. Darin bettet er dann geschickt einige Tonfolgen des bekannten französischen Volksliedes „Frère Jacques“ ein. Das letzte Stück „My Answer“ ist ein leises, nachdenkliches, wehmütiges Stück, aus dem man ableiten kann, das Horndasch wusste, dass sein Herz nicht mehr lange schlagen wird.

Auf dem Album bietet Matthias Horndasch unterschiedliche Stimmungsbilder, in dem er mit der Dynamik und verschiedenen Stilistiken spielt. Das ist sehr einfühlsam und klanglich perfekt umgesetzt. In jedem Stück blitzt das Können des Pianisten auf.

Die CD ist im vierseitigen Digipack mit achtseitigem Booklet, in dem Linernotes von Michael Laages abgedruckt sind, erschienen.

Mit „How Long ... Does A Heart Beat?“ hinterlässt der deutsche Jazzpianist Matthias Horndasch sein Vermächtnis an die Nachwelt. Das Album ist nicht nur für Jazzfreunde geeignet. Aufgrund der harmonischen Spielart Horndasch’s eignet sich das Album auch für alle andern Musikliebhaber instrumentaler Pianomusik.

Stephan Schelle, Februar 2016

   

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