Mars Hollow – World In Front Of Me

Mars Hollow – World In Front Of Me
10 T Records / Just For Kicks Music (2011)
(7 Stücke, 47:15 Minuten Spielzeit)

Mars Hollow nennt sich eine Progressive Rockband aus den USA. Das Quartett bestehend aus John Baker (Gitarren, Gitarren-Synthesizer, Mandoline, Gesang, Backgroundgesang), Jerry Beller (Schlagzeug, Perkussion, Backgroundgesang), Kerry Chicoine (Bass, Backgroundgesang) und Steve Mauk (Keyboards, Backgroundgesang) hat bereits mit seinem letztjährigen Debütalbum überzeugen können. Am 21.06.2011 wird das zweite Werk mit dem Titel „World In Front Of Me“ in Europa veröffentlicht.


Ich kenne zwar das Debütalbum nicht, aber schon bei den ersten Tönen der CD wird deutlich, dass sich hier eine Band äußerst sicher im Progressive Rock-Umfeld tummelt. Der erste Gedanke, der sich bei mir breit machte, war, hier treffen Yes auf Rush. Auch befinden sich einige Elemente in der Musik von Mars Hollow, die an Bands wie Spock’s Beard erinnern.

Wenn ich hier einen Bezug zu Rush ziehe, dann ist damit nicht die  Härte der kanadischen Band gemeint, sondern vielmehr das trockene Schlagzeugspiel von Jerry und auch streckenweise der Gesang von John (letzteren kann man aber auch anderen Melodic Rock-Formationen zuordnen). Dazu gesellen sich Sounds, die in die Nähe von Yes rücken und auch Keyboardpassagen die an ELP oder Triumvirat denken lassen, sind zu finden. Alles zusammen ergibt eine sehr schöne Kombination, die recht wohlschmeckend ist.

Das Album beginnt gleich mit dem herrlichen Longtrack, „Walk On Alone“. Sehr melodisch kommt dieser Track mit reichlich Instrumentalpassagen rüber. Hier hat die Band eine breite Spielwiese, um auf der Bühne durch Improvisationen glänzen zu können. Streicher weisen in den etwas über sechsminütigen Song „Voices“, der dann aber sehr Yes-lastig weitergeführt wird. Sehr eingängig ist auch „Weapon“ mit einem vordergründigen Bass und einem treibenden Schlagzeug. Das hat auch etwas popartiges, so als würde auch noch eine Prise Police in diesen Song einfließen.

Durch den Einsatz des Cellos, das von Trevor Mauk gespielt wird, bekommt „What Have I Done“ eine etwas melancholische Note. Hier klingen Mars Hollow auch ein wenig nach einer sanften Gangart von Rush mit Popappeal. Auch im abschließenden mehr als elfminütigen Titeltrack ist Trevor Mauk am Cello zu hören. Dieser Track ist aber wesentlich rockiger und weist einige retromäßige Sounds und Melodiefolgen auf. Einfach klasse gemacht.

Dazwischen liegen noch das kurze balladeske „Mind Over Matter“, das durch den Gesang und die Akustikgitarre wie eine Ballade von Led Zeppelin klingt sowie das noch kürzere (1:48 Minuten) und durch die Pianomotive klassisch angehauchte „Prelude“.

Das Cover ziert die berühmten wandernden Steine, die auf unerklärliche Weise im Wüstensand vom amerikanischen Death Valley ihre Spuren ziehen. Ganz so mystisch gibt sich die Musik von Mars Hollow dann aber doch nicht, sondern bietet besten melodischen Prog. Das grafisch sehr ansprechend gemachte vierseitige Booklet enthält leider nur wenige Informationen.

„World In Front Of Me“ ist ein sehr gutes Progressive Rock Album der melodischen Art. Hier findet sich weniger Gefrickel, als vielmehr harmonische Passagen, die sich schnell im Ohr festsetzen. Zahlreiche Anleihen finden sich in den einzelnen Stücken, ohne aber in den Bereich des Plagiats abzudriften. Die Songs haben zwar ein Spur Yes zu bieten, kommen aber viel leichtfüßiger rüber. Eine sehr zu empfehlende Veröffentlichung.

Stephan Schelle, Juni 2011

   

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