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Marco Glühmann
- A Fragile Present Marco Glühmann ist den Progrockfreunden bestens bekannt, ist er doch die Stimme der deutschen Art-/Progrockinstitution Sylvan. Während der Kreativpause seiner Stammband, das letzte Album „One To Zero“ ist im Jahr 2021 herausgekommen, hat sich der Sänger seinem ersten Soloalbum „A Fragile Present“ gewidmet. Damit war er nicht allein, denn im letzten Jahr haben Sylvan-Keyboarder Volker Soehl und Sylvan-Gitarrist Johnny Beck unter dem Projektnamen Violent Jasper das Album „Control“ veröffentlicht. Und auch Mitbegründer von Sylvan, Gitarrist Kay Soehl, der 2007 aus der Band ausschied, hat gerade erst unter dem Projektnamen Vlyes ein Soloalbum veröffentlicht. |
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Wer
Sylvan kennt, der weiß, dass der Bandsound auch stark von Marcos,
manchmal recht melancholische wirkender Stimme bestimmt wird. Für sein
Soloalbum hat er sich aber aus seiner Komfortzone entfernt und neue
musikalische Wege beschritten. Zwar hört man an der ein oder anderen
Stelle noch seinen Sylvan-Stil heraus, doch ist er stimmlich und auch
musikalisch auf dem Großteil der Songs auf anderen Pfaden unterwegs. Das
besitzt in diesen Momenten auch etwas von Yes-Feeling. Quasi
in einer Art Rausch hat Marco Glühmann die meisten Songs innerhalb nur
weniger Monate komponiert, konnte sich dabei ganz frei und zwanglos durch
Harmonien, Melodien und Text treiben lassen: Nur zwei Songs haben ihren
Ursprung in alten Zeiten. „Reach Out“ und „Black The Shade Out“
stammen aus Songwriting-Sessions um das Jahr 2010, letzterer sogar noch
inklusive des Original-Intros des damaligen Demos. „Diese beiden Songs
sind quasi ein Fenster in meine musikalische Vergangenheit.“ erzählt
Marco Glühmann, und weiter: „Bei allen anderen Songs habe ich mich von
meinen Emotionen leiten lassen: die Gesangsmelodien sind zumeist spontane
Ideen, die Textbasis ist auch zu großen Teilen direkt beim ersten
Demo-Recording entstanden, somit ist alles sehr persönlich.“ „Never
Say Goodbye“ klingt atmosphärisch mit einem einnehmenden Refrain, bei
dem in der Liveversion die Fans frenetisch mitsingen werden. In diesem
Song stimmen Rhythmus, Melodieführung und Instrumentierung perfekt. Und
Markus Grützner unterlegt den Song mit einem treibenden Basssound. Ein
perfekter Song, der unterschiedliche Stimmungen vermittelt. „Reach
Out“ ist eine sehr schöne Ballade, die in ihrem Refrain die volle
Ladung Dynamik bekommt. In dem sehr melodischen Song, der sich schnell im
Ohr festsetzt, ist Gänsehaut garantiert. Fette Riffs mit symphonischen
Keyboards starten dann in den Song „Faceless“. Das kommt fett und
druckvoll rüber. Im Refrain breiten sich dann weite Soundwelten aus. Eine
zarte Pianomelodie und Streichersounds eröffnen den Song „Look At
Me“. Eine Nummer, die in den ersten gut zwei Minuten sanft unter die
Haut geht, um dann an Dynamik zu gewinnen und in einen hinreißenden
Refrain-Part zu wechseln. In
„For A While“ kommt dann gar Rockpopfeeling auf. Das ist ein Song, der
einfach Spaß macht. „One Last Hope“ ist noch so ein Song, der sofort
fesselt. Mit dem Song „My Eyes Are Wide Open“, das vorab schon im
Internet veröffentlicht wurde, endet das Album. Ein sehr atmosphärischer
Song, der besonders an Sylvan erinnert und von Steve Rotherys Gitarre
verfeinert wird. Der
Sound des Albums kommt mit viel Dynamik und Volumen rüber und ist von
Marco, Yogi Lang und Kalle Wallner hervorragend produziert. So muss
Rockmusik klingen. Wow,
was hat Marco Glühmann, Sänger der deutschen Band Sylvan, da für ein
Soloalbum rausgehauen. Unter Mitwirkung von seinem Gitarrensideman bei
Sylvan und dem Großteil von RPWL ist ihm ein grandioses Werk gelungen.
Zwar hört man immer wieder stilistisch seine Hauptband heraus, was bei
der Stimme auch kein Wunder ist, jedoch hat er genügend eigene Stilistik
in die Songs eingebracht. Sehr empfehlenswert. Stephan Schelle, Juni 2024 |
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