Manderley - …fliegt Gedanken, fliegt…

Manderley - …fliegt Gedanken, fliegt…
Sireena / Fenn Music (1976/2008)
(14 Stücke, 44:03 Minuten Spielzeit)

Manderley ist eine deutsche Folkformation gewesen, die sich im Jahr 1975 gründete. In nur zwei Wochen nahm die Band im Jahr 1976 ihr Debütalbum „…fliegt Gedanken, fliegt…“ im Studio am Dom in Köln auf. Musikalische Vorbilder waren Crosby Stills, Nash & Young, Bob Dylan und Fairport Convention. Das mündete darin, dass das Sextett Rudi Mika, Pit Budde, Lothar Kraft, Lutz Heffner, Horst-Werner Stölzig und Sängerin Helga Schmölter, die alle Instrumente spielten und auch sangen, eine Art Folkrock mit mehrstimmigem Gesang präsentierten. In den 70’ern zählte Manderley zu den populärsten deutschen Folkrockgruppen.


Bereits 1978 löste sich die Gruppe wieder auf, ohne ihren Plan, ein zweites Album zu veröffentlichen, in die Tat umgesetzt zu haben. „…fliegt Gedanken, fliegt…“ ist somit das einzige Dokument dieser deutschen Folkrockformation.

Sireena Records hat auch bei dieser CD wieder viel Liebe in die Produktion gesteckt, so stellt das Booklet ein 12seitiges aufklappbares Poster dar, das neben vielen Aufnahmen aus den 70’ern auch die Geschichte der Band beinhaltet. Und auch die Restauration der Aufnahmen ist sehr gut gelungen, klingt das Album doch sehr transparent.

Zwar hatten Manderley die oben genannten internationalen Vorbilder, doch ist ihre Musik nicht mit ihnen vergleichbar. Neben den im Rockbereich üblichen Instrumenten kommen auf dem Album auch Banjo, Sitar, Mandoline, Violine und Flöte zum Einsatz, was schon darauf hindeutet, dass die Musik etwas anders ist.

Stilistisch wandeln Manderley zwischen Folk, Liedermacher, mittelalterlicher Musik und Rock. Wobei die Rockkomponente für meinen Geschmack etwas zu kurz kommt. Das Ganze versehen sie mit deutschen Texten, die oft im Satzgesang vorgetragen werden. Die Stücke klingen wie aus einem anderen Jahrtausend, was ja auch der Fall ist. Das liegt vor allem an den recht konstruierten und nicht immer sehr melodischen Texten die mich von ihrer Art her an Songs des Musical Hair erinnern, was wiederum den Zeitgeist der Endsechziger bzw. 70’er widerspiegelt.

Mit Laufzeiten von 2:12 bis 4:07 Minuten sind die einzelnen Songs doch recht kurz. Manchmal wird schon ausgefaded, wenn man denkt, dass es jetzt losgeht. „Sagt mir, wer wir sind“, mit dem die CD startet, bietet für meinen Geschmack sehr schöne Instrumentalpassagen, nur wenn der, wie oben erwähnte Gesang, der mich an Hair erinnert, einsetzt, fällt das Stück aus meiner Sicht etwas ab. Ebenso ergeht es mir mit den anderen Stücken. Neben den zwölf Aufnahmen des Originalalbums hat das Label noch zwei kurze Songs, die live mitgeschnitten wurden, als Bonus auf den Silberling gepackt.

Ich muss gestehen, dass diese Art der Musik in den 70’ern an mir vorbeigegangen ist und ich auch heute nicht das Meiste damit anfangen kann. In der heutigen Zeit wirken die Stücke daher schon recht skurril. Wer aber Manderley oder auch Folkrock mit Satzgesang mag, der bekommt hier eine sehr liebevoll restaurierte Aufnahme aus dem Jahr 1976 geboten. Soundtechnisch ist die Aufnahme hervorragend reproduziert worden.

Stephan Schelle, November 2008

   

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