Lorentzen – Leave Nobody Behind
Apollon Records (2025)

(13 Stücke, 43:09 Minuten Spielzeit)

Lorentzen ist das musikalische Projekt von Eivind Lorentzen. Sein neuestes Album „Leave Nobody Behind“ ist am 30.05.2025 erschienen und präsentiert eine stimmungsvolle Fusion aus minimalistischem Prog und klassischer Eleganz, durchsetzt mit Gedichten von Rainer Maria Rilke. Musikalisch stellt das eine Mischung aus progressivem Rock, moderner klassischer Musik und nordischem Jazz dar.


Inspiriert von Visionären wie Arvo Pärt, Pēteris Vasks, Steve Reich, Fripp/ King Crimson, Nils Frahm und Nik Bärtsch, webt „Leave Nobody Behind“ einen hypnotischen Klangteppich. Im Mittelpunkt des Albums steht das Thema Hoffnung, das im gleichnamigen Titelstück und in Stücken wie „Dimensions of Hope I-II“ zum Ausdruck kommt. „Leave Nobody Behind“ scheut sich jedoch nicht vor der Introspektion und erforscht die menschliche Erfahrung mit Rainer Maria Rilkes Gedichten, die von Brian M. Talgos mitreißenden Rezitationen zum Leben erweckt werden.

Eine Reihe großartiger Mitwirkender kommt in diesem Projekt zusammen, darunter Atle Pakusch Gundersen (Wintherstormer, The Cut), Trond Gjellum (Panzerpappa), Jácome Guerrero Kiko (Superkabras), Paulin Skoglund-Voss (gefragter Solo-Cellist und Session-Musiker), Markus Reuter (Stick Men), Davide Rossi (Violine für Coldplay, Verve und viele andere) und Charlotte Valstad Nilsen (ex Gentle Knife). Das Album wurde hauptsächlich in Lydkjøkkenet von Øystein Vesaas und in den Double Decker Studios von Arild Brøter aufgenommen. Mastering durch Jacob Holm-Lupo. Coverdesign von Siv Gade Lien.

Streichersounds eröffnen den mehr als achtminütigen Opener „Leave Nobody Behind (Full Version)“. Das ruhige Stück wirkt sehr orchestral, da auch Instrumente wie Harfe und Cello zum Einsatz kommen. Das Schlagzeug und die E-Gitarre sorgen dann im zweiten Teil für einen symphonischen Rock. Ein sehr einfühlsames und verträumtes Stück. Eine zweite, beschwingtere Version findet sich dann in der Mitte des Albums, die viereinhalb Minuten lang ist. Da geht Lorentzen wesentlich rhythmischer ans Werk.

Das zweite Stück „Autumn“ ist ein einminütiges Stück, bei dem das Gedicht „Herbst“ von Rainer Maria Rilke rezitiert wird. Die Stimme wirkt dabei recht rau. Es folgen im Verlauf sieben weitere kürzere Stücke bei denen Gedichte rezitiert werden, die dann von Streichern untermalt sind. Das klingt allerdings recht gleichförmig, vor allem, wenn man der englischen Sprache nicht mächtig ist.

„Offering To Lares“ ist dann wieder ein Musikstück von mehr als sieben Minuten. Perlende Gitarrenklänge leiten in das Stück ein, das nach wenigen Momenten auch Keyboardsounds bekommt, die nun an Musiker wie Gordon Giltrap erinnern. Es dauert gut anderthalb Minuten bis sich eine Melodie herausschält. Ein über weite Strecken sanftes Instrumentalstück, das in der zweiten Hälfte dann dynamischer und rockig wird.

„Dimensions Of Hope 1“ ist ein sanft rockiges Instrumentalstück, das ein leicht proggig/jazziges Flair verströmt und durch sich wiederholende Rhythmusmuster und Klänge dahin mäandert. Während einige Gitarren nach Steve Hackett klingen, sorgt das Saxophon für einen weiteren Akzent. Die zweite Version des Stückes ist etwas kürzer, rockiger und dynamischer.

„Leave Nobody Behind“ ist ein durchwachsenes Album. Das liegt daran, dass acht der 13 Stücke nur aus Gedichtsrezitationen bestehen und nur fünf Instrumentalstücke, davon jeweils zwei Versionen des Titelstückes und von „Dimensions Of Hope“, auf dem Album zu finden sind. Das ist für meinen Geschmack dann doch etwas zu wenig an musikalischer Abwechslung.

Stephan Schelle, August 2025

   

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