Löwe - II
Nordpolrecords / Rough Trade (2013)
(11 Stücke, 41:06 Minuten Spielzeit)

Die Geschichte der aus München stammenden Band Löwe, benannt nach ihrem Gitarristen Michael Löwe, ist typisch, denn sie beginnt mit einem Zusammentreffen auf einer Party. Daraus entwickelte sich das Singer-Songwriter-Duo Konrad und der Löwe, bestehend aus Konrad Wißmath - Gesang, Piano, Gitarre - und Michael Löwe - E-Gitarre, Gitarre, Mandoline. Nachdem sich Michael Negoita (Bass, Piano, Keyboard, Gitarre) und Benjamin Paska (Schlagzeug, Perkussion, Keyboard) dem Duo angeschlossen haben, firmiert das Quartett unter dem Namen Löwe.

Auch musikalisch hat sich der Stil vom Singer-Songwriter in den Rock-Pop-Bereich verschoben. Am 11.10.2013 erscheint ihr Debütalbum mit dem schlichten Titel „II“, was sicherlich für Irritation sorgt, denn es weist eigentlich auf ein zweites Album, denn auf ein Debüt hin. Aber sei es drum.

Als Gastmusiker hat sich die Band die Streicher Judith Krins, Theresa Westermann und Mario Riemer sowie den von den Progmetalbands Dreamscape und Subsignal bestens bekannten Keyboarder David Bertok für ihre Produktion an Bord geholt.

Gute Popmusik mit Rockanklängen zu schreiben, dann mit deutschen Texten zu versehen und nicht schnulzig zu klingen, das ist keine leichte Aufgabe. Löwe schaffen dies auf ihrem Debüt mit einer Leichtigkeit, die so typisch ist für ein Erstlingswerk.

Konrad Wißmath, Sänger und Gitarrist der Band Löwe erzählt mit seiner warmen Stimme von Herzschmerz, Lebensweisheiten, von erkennbaren Lebenspuren, denen der Protagonist nachjagt, in dem er „läuft und läuft“ und mit den Worten „Bleib endlich stehen!“ von Konrad ausgebremst wird. Das Verlaufen und kreuzen der Wege bringt gar nichts – auch Schnelligkeit scheint nicht die Lösung, sondern der Blick auf das Hier und Jetzt. Da wo man ist, da wird man bleiben, egal wo.

Sehr philosophisch kommt Löwe mit seinen Texten daher und hüllt diese äußerst geschickt in ein poppiges Gewand mit rockigen Akzenten. Bunt, leicht, luftig mit einem passenden Umfang an Kraft, vollem Sound und Pathos. Und genau das ist es, was Löwe ausmacht.

Die Songs von Löwe bestechen durch ihre Eingängigkeit und tollen Arrangements, die auf der Höhe der Zeit liegen. Schon der Opener „Sonnenklar“ geht schnell ins Ohr. Das ist deutschsprachiger Rock-Pop der gehobenen Klasse.

Sehr auffällig ist Konrads sehr einfühlsame und unter die Haut gehende Stimme, die hervorragend zur Musik passt. Trotz seiner Sanftheit trifft er immer den richtigen Ton und wechselt zwischen gefühlvollen und druckvollen Passagen wie in „Deine Spuren“. Der Song „Immer Wenn“ ist ein sehr schöner Popsong mit herrlich atmosphärischen Gitarren und Streichern. Dieser Titel ist als Single vorab erschienen und sollte den Weg für die Band bereiten, denn er hat Substanz und bleibt im Ohr hängen.

Es gibt keinen Aussetzer auf dem Album, so dass kein Stück herausgestellt werden kann. Auch die Produktion ist recht fett und dynamisch geraten, was dem Sound ein reichhaltiges Volumen verleiht.

Mit „II“ haben die Münchner Löwe eine tolle Visitenkarte im Bereich deutschsprachiger Rock-Pop abgegeben. Wer auf diese Musikrichtung steht, der bekommt hier ein sehr gutes Werk. Man wird noch einiges von der Münchner Band hören, da bin ich mir sicher.

Stephan Schelle, Oktober 2013