Little Steven And The Disciples Of Soul – Soulfire Live!
Universal Music (2018)
(46 Stücke, 213:32 Minuten Spielzeit)

Stevie Van Zandt aka Little Steven hat Musik (nicht nur Rock’n’Roll, sondern auch viele andere Stile) im Blut, das hat er nicht nur als festes Mitglied von Bruce Springsteen’s E-Street Band bewiesen, auch Solo als Little Steven zeigte er das immer wieder auf’s Neue. Nachdem 2017 sein neuestes Album „Soulfire“ herausgekommen war, machte er sich mit seiner Begleitband The Disciples Of Soul auf den Weg um nach gut 20 Jahren die Bühnen in Nordamerika und Europa zu rocken. Bei diesen Konzerten wurde auch die Bandmaschine angeschmissen. Das Resultat findet sich auf dem Album „Soulfire Live!“.


Schon Anfang August ist das Album als Download erhältlich. 24 Stücke sowie zahlreiche Ansagen sind darauf enthalten. Am 24.08.2018 erscheint das Album darüber hinaus als 3CD-Version, die außer den 24 Stücken eine dritte CD mit insgesamt 13 Bonustiteln enthält. Diese Version ist mit zweieinhalb Stunden bester Musik vollgepackt. Dabei spielt Steven nicht nur Rock bzw. Rock’n’Roll sondern ergänzt alles noch um Blues, Ragtime, Soul und Reggae.

Mir lag zur Besprechung die 3CD-Version vor, die in einem achtseitigen Digipack erscheint, in dem ein sehr schönes 32seitiges Booklet enthalten ist, das mit zahlreichen Livefotos sowie Infos zu allen Songs aufwartet.

Der Hauptteil des Liveprogramms bestand aus eigenen Stücken. Darüber hinaus hatten er und seine Band aber auch einige herrliche Coverversionen auf der Setlist wie zum Beispiel „Groovin‘ Is Easy“ von Electric Flag, „Blues Is My Business“ von Etta James oder „Down And Out In New York City“ von James Brown, denen er seinen eigenen Stempel aufdrückte. Dabei glänzt ein ums andere Mal auch seine 14 Musiker/innen umfassende Band, die Disciples Of Soul.

Nach einer einführenden Rede von Mike Stoller (Komponist von zahlreichen Hits und erfolgreicher Produzent) geht es dann mit dem ersten Song „Soulfire“ los. Schon bei diesem ersten Stück ist Little Steven und seinen Musikern anzumerken, mit welcher Leidenschaft, Spielfreude und Enthusiasmus sie live auf der Bühne standen. Schnell ist man von der Atmosphäre gefangen.

Die Liveatmosphäre wird zudem von Stevie‘s Ansagen untermauert, in denen er über die Geschichte der einzelnen Songs und ihrem Platz in seiner Musikkarriere spricht. Auch das er mit der derzeitigen politischen Situation im eigenen Land sowie in der Welt unzufrieden ist, wird deutlich. Sein Versprechen, die Zuschauer für gut zwei Stunden gedanklich aus dieser unbefriedigenden Welt zu entreißen, gelingt ihm dabei auf ganzer Länge, denn das Publikum dankt es ihm Dutzendfach durch Begeisterungsbekundungen. Und das überträgt sich dann auch auf den Hörer vor der heimischen Anlage oder beim Autofahren (das war mein erster Höreindruck).

Die Disciples Of Soul sorgen dabei für einen fetten Sound, was sich vor allem auch durch die tollen Bläsersätze zeigt. Auch sind die Stücke von intensiven Soli durchzogen. Die klingen ein ums andere Mal recht roh, machen dadurch aber den besonderen Reiz aus. Denn Stevie sagt es im Booklet: „And by the way no part oft the show was re-recorded. It is what it is.“ Und genau so muss es auch sein.

An einigen Stellen ist man gar an die Blues Brothers erinnert, andere Parts zeigen dann wiederum die Nähe zu den Veröffentlichungen von Bruce Springsteen. Das ist aber auch kein Wunder, hat Stevie doch auch zusammen mit Springsteen Songs geschrieben wie z. B. „Love On The Wrong Side Of Town“. An anderer Stelle thematisiert er dann sein Faible für die großen Soulmusiker (ein Highlight ist das Stück „Down And Out In New York City“ in dem er den Phillysound mit Santana-Gitarre und leicht jazzigen Elementen kombiniert). Und auch vor Reggae macht er nicht halt, denn in seiner Eigenkomposition „Solitdarity“ zelebriert Steven diesen Stil perfekt.

Die BonusCD beinhaltet dann noch einmal ein Dutzend Songs, sowie ein Intro. Bei den Songs handelt es sich Großteils um Coverversionen wie zum Beispiel John Lennon’s „Working Class Hero“, Moby Grape’s „Can’t Be So Bad“ (hier ist Jerry Miller mit auf der Bühne gewesen), AC/DC’s „You Shook Me All Night Long“, Ramones „Merry Christmas (I Don’t Want To Fight Tonight)“, „It’s Not To Cross To Bear“ der Allman Brothers Band und „Even The Losers“ von Tom Petty. Daneben gibt es noch zwei Songs, bei denen Stevie zusammen mit Bruce Springsteen auf der Bühne stand.

„Soulfire Live!“ ist ein rundum gelungener Livemitschnitt, der sowohl musikalisch wie soundtechnisch hervorragend umgesetzt wurde. Es macht einfach Spaß dem sympathischen Amerikaner zuzuhören, den man neben seiner Musik auch durch die Serien „The Sopranos“ und Lilyhammer“ kennt, bei denen er den Charakteren durch seine schauspielerische Leistung ein ganz besonderes Flair verlieh. Die Veröffentlichung erweckt das Bedürfnis diese Band live auf der Bühne erleben zu dürfen. Sehr empfehlenswert!!

Stephan Schelle, August 2018

   

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