Liedfett - Klarkomm

Liedfett - Klarkomm
Ferryhouse Productions / Warner Music (2013)
(13 Stücke, 51:07 Minuten Spielzeit)

Liedfett ist schon ein merkwürdiger Name für eine Band, aber sei’s drum. Und auch die Gründung der Formation klingt etwas schräg und lustig zugleich, daher hier zunächst ein paar Worte aus dem Pressetext: Los ging es mit der Hamburger Band ganz zufällig. So wie die besten Ideen eben entstehen. In Schnapslaune zum Beispiel, oder auf dem Klo. Bei Liedfett kam beides zusammen.


„Ende 2007 spielten wir mit unseren alten Bands ein Konzert im Logo“, erinnert sich Daniel, der dem einen oder anderen übrigens auch durch seine Rollen in den Filmen „Dorfpunks“, „Neue Vahr Süd“, „Rubbeldikatz“ oder zuletzt „Nordstrand“ bekannt sein dürfte. „Philipp (Pöhner), Lucas (Uecker) und ich kannten uns zwar schon vom Sehen, weil wir aus der gleichen Ecke von Hamburg kommen, aber an dem Abend haben wir uns musikalisch kennen gelernt. Irgendwann, nach ein paar Bier, haben wir dann angefangen auf der Toilette ein Lied zusammen zu schreiben, mit der unangeschlossenen E-Gitarre“. Eine Uraufführung jenes Songs - er hieß „Sabine“ - blieb der jungen Formation an jenem Abend aufgrund der bereits weit fortgeschrittenen Uhrzeit zwar verwehrt, jener Moment war aber die Geburtsstunde von Liedfett.

Nach einer EP mit dem Titel „ADS-Kinder“ und dem Debütalbum „Kochbuch“ erscheint am 05.04.2013 der zweite Longplayer der Formation unter dem Titel „Klarkomm“. Liedfett haben einen ganz eigenen Stil entwickelt, der sich aus Zutaten wie Pop, Reggae, Liedermacher, Punk und Hip-Hop zusammensetzt. Das Besondere dabei ist, das die Band dabei auf akustische Instrumente wie Kazoo, Gitarre und Cajón setzt und ihre Songs in mehrstimmigem Gesang präsentiert. Als „Liedermaching Untergrund“ bezeichnen Liedfett selbst diesen Mix, „Das Wort Liedermaching wurde ja von Götz Widmann beziehungsweise Joint Venture ins Leben gerufen, als Abgrenzung von dem Altbackenen Liedermachertum“, sagt Gitarrist Lucas Uecker. „Reggae-Lieder handeln meist vom Kiffen und Sauf-Lieder sind meist Punk-Rock oder Balkan.“

Sehr schön beginnt der Opener „Verkackt bevor es losgeht“ mit einem klasse Rhythmus auf der Cajón und der Akustikgitarre, was dann in einem eingängigen Refrain mündet und mit einem geraptem Part verfeinert wurde. Trotz der reduzierten Instrumentierung kommt die Musik doch recht fett rüber (vor allem auch durch die Orgel im Hintergrund). Schon in diesen ersten Momenten merkt man, dass die Musik von Liedfett Spaß macht.

Ein akustisch erzeugter pumpender Beat legt den Unterboden für den nächsten Song „Kommst du mit?“, der ebenfalls schnell ins Ohr geht. Das Lied, das auch als Single ausgekoppelt wurde, enthält darüber hinaus einen Anstrich von Folkmusik, der nicht nur hanseatisch, sondern auch irisch klingt. Im nächsten Song kommt dann Swing auf und die Kazoo’s und Stimmen erwecken den Eindruck einer Bigband. Mit „Luna sieht dunkel“ haben Liedfett eine wunderbare, verträumte Ballade mit Cello-Klängen, Akustikgitarre und Piano auf dem Silberling. In „Körperliche Selbstverteidigung“ erwecken Liedfett zunächst den Eindruck einen Liedermacher-Song auf dem Album zu haben, doch nach einigen Momenten entpuppt es sich als Punk durchzogenes Sauf-Lied mit Polka-Flair. Das alles zeigt, welche Vielfalt die jungen Musiker auf dem Album bereit halten.

Mit „Klarkomm“ ist der Band Liedfett ein wirklich gutes Album gelungen, das zeigt, dass moderne Musikproduktionen auch ohne elektronische Klänge auskommen können. Die Songs verbreiten einen gewissen Charme und sorgen für Spaß beim Hören.

Stephan Schelle, März 2013

   

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