Lichtgestalt – Tempus Fugit
Pride & Joy Music (2017)
(10 Stücke, 42:20 Minuten Spielzeit)

Die 2013 gegründete, aus dem Ruhrgebiet/Münsterland stammende Band Lichtgestalt bringt nach der selbst betitelten EP und dem Debütalbum „Motorenherz“ am 26.05.2017 ihr zweites Album auf den Markt. Thomas C. Hertz (Gesang), Der Heizzer (Gitarre), Brukke (Schlagzeug) und Lippmann (Bass) zeigen auch auf dem neuen Album, das sie sich im Umfeld von Rammstein & Co. wohl fühlen, ohne die vorgenannte Band zu kopieren.


Lyrisch anmutende Texte treffen auf gemäßigten Brachialrock. Die einzelnen Songs des Albums befinden sich alle im Radio kompatiblen Bereich zwischen dreieinhalb und fünf Minuten Länge.

Mit fröhlichen Keyboardklängen beginnt der Opener „So kalt dein Lächeln“, der aber schon nach wenigen Momenten in einen treibenden Song mit kraftvollen Gitarrenriffs übergeht. In diesem Song wird schon die Nähe zu Bands von Rammstein & Co. deutlich, wobei der Härtegrad hier nicht ganz so hoch ist, vor allem in den Strophen nicht. Einige Hardrockelemente werden von den Jungs genauso wie die Keyboardpassagen eingebaut, was sie vom Rest der Szene abhebt. Das Stück ist gleichzeitig die Blaupause für die weiteren Stücke des Albums.

Nach den harten Rhythmen wirkt das folgende „Judas“ zunächst sehr ruhig, indem wieder Keyboards im Vordergrund stehen. Es folgen erneut Hardrock-Elemente und ein von Thomas C. Hertz entrückter Gesang. Das Titelstück ist eine Hardrocknummer mit eingängiger Melodieführung. Der Rest zeichnet stilistisch das gleiche Bild.

Den abschließenden Song „Der letzte Boxer“ hat die Band dem im August 2016 verstorbenen Amateurboxer und Mundharmonika-Spieler Eckehart Lück gewidmet. In diesem Song wird zum Ende hin der Gesang von Kathi L. übernommen. Dieses Stück sticht aus dem Album heraus, denn es ist in weiten Teilen von einer sanften Gitarre und einem gemäßigten Schlagzeug-Rhythmus bestimmt. Damit haben sie einen Song im deutschen Rockpop-Stil mit leichtem Westcoast-Flair auf dem Album, die mit einer Dylan-mäßigen Mundharmonika ausgestattet ist. Kathi’s kindliche Stimme verleiht dem Song dann in der letzten Minute eine weitere Note.

Wem der Härtegrad von Bands wie Rammstein zu hoch ist, aber ansonsten Gefallen an diesem Stil findet, der sollte unbedingt Lichtgestalt antesten, denn die Band versteht das Genre mit Hardrock-Elementen aufzupeppen. Das geht gut ins Ohr und macht richtig Spaß.

Stephan Schelle, Mai 2017

   

CD-Kritiken-Menue