Lichen Slow – Rest Lurks
Rock Action (2023)

(12 Stücke, 47:09 Minuten Spielzeit)

Malcolm Middleton und Joel Harries - die beide in eine Vielzahl von Solo- und Bandprojekten involviert sind - haben gemeinsam das neue Projekt Lichen Slow gegründet. Das Debütwerk „Rest Lurks” ist am 10. März 2023 herausgekommen.


Middleton ist vor allem für seine Arbeit mit der schottischen Band Arab Strap bekannt. Soloplatten des Multiinstrumentalisten zeigen aber auch seine Fähigkeit, trockenen Humor und emotionale Themen in hymnischen Indie-Rock zu verpacken. Joel Harries’ Diskografie umfasst ruhige, melancholische Soloalben, Songs mit dem Elektro-Duo Team Leader oder auch Tracks mit der Instrumental-Noise-Band 72%.

Nach einem zufälligen Treffen dank eines gemeinsamen Freundes fühlten sich die Beiden sofort zu einer gemeinsamen Zusammenarbeit hingezogen. „Bei uns hat es einfach Klick gemacht und wir hatten ein gutes Gespräch über Bolt Thrower“, erinnert sich Middleton. „Ich schickte Joel ein Akustikgitarrenstück und er kam sofort mit einem kompletten Song zurück. Da dachten wir, dass wir vielleicht an etwas dran sind.“

Mit intimen Arrangements und augenzwinkernder Lyrik fordern uns Lichen Slow auf, die kleinen Momente des Lebens zu genießen und uns dabei über die Dinge lustig zu machen, die uns am meisten frustrieren. Aber auch Themen wie psychische Probleme und die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Persönlichkeiten, in die wir uns im Laufe der Jahre verwandeln, kommen auf den zwölf Tracks vor.

Das Album startet mit dem sehr atmosphärischen, 4:56minütigen „Hobbies“. Während der Drumcomputer einen stoischen Rhythmus ausbreitet, sorgen die sanften Gitarren-, Keyboards- und Gesangsspuren für eine angenehme Atmosphäre. Die beiden Gesangsstimmen ergänzen sich dabei gut. Das klingt alles sehr sinnlich mit einem Hauch Wave. Eine ähnliche Stimmung verbreitet „Pick Over The Bones“. In diesen Songs schwingt immer eine gewisse wohlige Melancholie mit, die auf Synthteppichen und Drumcomputersounds daherkommt.

Etwas rockiger zeigt sich dann das 3:35minütige „Preset“. Hier treibt ein stoischer Rhythmus den Song nach vorne, während die Gitarrenlicks sich ständig wiederholen und Keyboardflächen und -harmonien darüber schweben. Das geht aber gut ins Ohr. „Tense“ ist dann ein Song der wie in Zeitlupe an einem vorbei zieht. „Pain Ctd“ besitzt gar ein sanftes Coldplay-Feeling.

Manchmal tut es gut in wohliger Melancholie zu baden. Dieses Gefühl vermittelt das Album „Rest Lurks“ von Lichen Slow. Atmosphärische Gitarren, Keyboards, Drumcomputer und wohlige Gesänge, die auch mal an Coldplay erinnern, sind hier die Hauptzutaten der Songs ohne Ecken und Kanten.

Stephan Schelle, Mai 2023

   

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