Leprous - Bilateral

Leprous - Bilateral
insideout music (2011)
(10 Stücke, 58:23 Minuten Spielzeit)

Derzeit kommen eine ganze Reihe von guten Progbands aus dem hohen Norden, so auch Leprous aus Norwegen. „Bilateral“ ist das dritte Album der Band und bildet den Einstand beim deutschen Label insideout music. Für mich stellt das Album „Bilateral“ allerdings den ersten Kontakt zu dem norwegischen Quintett dar.

Die Musik dahinter definiert noch einmal völlig neu, was es überhaupt bedeutet, Progressive Rock und/oder Metal zu sein – sowohl für die Anhänger des Genres als auch für jene Metal-Fans, die das Ganze aus sicherer Entfernung betrachten.


Nach zehn Jahren gemeinsamen Musizierens erweist sich das norwegische Quintett insofern als absolut einzigartige Gruppe, als man auf der einen Seite die „Anforderungen“ des Prog-Rock, wie sie von den Fans vorgegeben werden, erfüllt, andererseits aber auch im direkten Hook-gesteuerten Metal verwurzelt ist. Für jeden Part Pain Of Salvation und King Crimson, den man zu hören meint, gibt es bei Leprous eine ähnliche Anzahl anderer Einflüsse wie Shining (das norwegische Prog-Jazz-Quartett), Devin Townsend und Opeth, um die perfekte Balance zu finden. Soweit der Pressetext.

Die Band, bestehend aus Einar Solberg (Synthesizer, Gesang), Tor Oddmund Suhrke (Gitarre), Øystein Landsverk (Gitarre), Rein Blomquist (Bass) und Tobias Ørnes Andersen (Schlagzeug), versteht es Progressiverock mit Metal so zu verbinden, dass beides sich im Gleichgewicht befindet und sehr melodiös daherkommt, das zeigt sich schon im die CD eröffnenden Titelstück. Was auch sofort ins Ohr geht, ist der klare und sehr angenehme Gesang von Einar Solberg.

„Forced Entry“ ist ein mehr als zehnminütiger Longtrack, der viel Abwechslung und tolle Sounds zu bieten hat. Vor allem in diesem Stück verbinden sie Progressive mit Metal und Symphonischen Hardrock. Ein klasse Stück. Das folgende „Restless“ ist ein treibendes Stück, das zwischen tollen Melodien und eingestreutem Growlgesang hin- und herpendelt. „Mb. Indifferentia“ stellt sich dagegen als eine herrlich melancholische sanfte Rocknummer dar. Diesem soften Song wird das wohl heftigste Stück des Albums, „Waste Of Air“, angehaftet. In diesem Stück türmen sich Metalwände und Growlgesang auf, um dem als Kontrast dann ein harmonisches Duell aus Synthi / Gitarre und Schlagzeug entgegenzusetzen.

Aus einem ganz anderen Holz ist „Mediocrity Wins“ geschnitzt, das sehr melodisch und mit einem sehr schönen Rhythmus versehen ist. Damit zeigt es Ähnlichkeiten zu Bands wie Pain Of Salvation. Auch „Acquired Taste“ rückt in diese Ecke. Das abwechslungsreiche „Painful Detour“ beschließt dann dieses sehr schöne Album.

Von dem Cover, das aus der Feder von Jeff Jordan (bekannt durch seine Arbeiten für The Mars Volta) stammt, sollte man sich nicht täuschen lassen. Hier geht es nicht ultraheftig zu, vielmehr stehen die beiden Musikstile Progressive und Metal gleichberechtigt nebeneinander. Ein prima Album, das mal wieder zeigt, welch musikalische Qualitäten Norwegen aufzuweisen hat.

Stephan Schelle, August 2011

   

CD-Kritiken-Menue