Leichenwetter - Zeitmaschine

Leichenwetter - Zeitmaschine
Echozone / Bob-Media (2011)
(15 Stücke, 65:22 Minuten Spielzeit)

Die aus der Nähe von Iserlohn stammende Gothic-Band Leichenwetter (man sollte sich nicht von dem etwas unfreundlichen Namen irritieren lassen) brachte Anfang Mai 2011 ihr mittlerweile fünftes Album heraus. Nachdem die Band, die eine Melange aus Metal, Rock und Gothic bietet, erst im Oktober letzten Jahres ihr letztes Studiowerk unter dem Titel „Legende“ veröffentlichte, nimmt sie uns im Jahr 2011 mit in einer „Zeitmaschine“.


Allerdings ist „Zeitmaschine“ kein neues Studioalbum, sondern vereint die besten und beliebtesten Stücke ihrer beiden ersten Werke „Klage“ und „Letzte Worte“, die mittlerweile ausverkauft sind. Daneben ist auch noch ein Song des Albums „Unworte“ sowie mit „Die Zeit geht nicht“, ein komplett neuer Song enthalten, bei dem Numen ein Duett mit Nina Finkhaus singen. Die Stücke sind aber nicht einfach nur neu zusammengestellt worden, vielmehr haben Leichenwetter die Songs komplett überarbeitet und neu eingespielt um „dem mit dem letzten Album „Legende“ gesetzten Standard mithalten zu können“.

So ungewöhnlich wie der Bandname, so außergewöhnlich liest sich auch das LineUp, das aus Numen (Gesang, Geschrei, Geflüster), Dawe (Feuerharfe, Chor), Lord Hur (Subharmonie, Chor), RaweN (Schlagwerk) und Der Voigt (Orchestraler Navigator) besteht.

Während die Musik aus der Feder der Band stammt, griffen Leichenwetter bei den Texten auf deutsche Dichter und Poeten zurück. So finden sich beispielsweise Texte von Heinrich Heine, Hermann Hesse, Georg Trakl, Friedrich Schiller und weiteren Dichtern auf dem Album.

Metalgitarren, treibendes Schlagzeug und Keyboardflächen untermalen die klassischen Texte. Dabei bewegen sich Leichenwetter im Umfeld von Gothic-Bands wie Subway To Sally, Unheilig etc. Das zeigt sich auch gleich schon im eröffnenden „Altes Lied“.

Sicherlich schreckt der Bandname den „normalen“ Rockfreund zunächst ab und auch einige Texte, die von Tod und Leid handeln, könnten diese Meinung festigen, doch das Ergebnis ist gar nicht so düster. Das liegt vor allem an der melodischen Art, in der Leichenwetter die Songs umgesetzt hat.

Mal geht es klassisch, mit symphonischen Elementen, gepaart mit Metalriffs und einem rockigen Schlagwerk wie zum Beispiel in „Und die Hörner des Sommers verstummten …“ zu, bei dem Sänger Numen wie ein Berichterstatter klingt, dann werden elektronische Elemente/Sounds in „Schwanenlied“ eingebunden, die dem Song eine poppig/rockige Note verleihen, dann wieder herrschen kräftige Metalgitarren in „Klage“ vor, die mit unwiderstehlichen Synthiesounds unterlegt sind, dazu gesellt sich ein bedrohlich singender Numen.

„Zeitmaschine“ ist eine sehr gute Möglichkeit die Musik der Band Leichenwetter für sich zu entdecken. Vor allem durch die melodiöse, eingängige Art Metal mit Gothic zu verbinden, besticht das Album. Allerdings ist es dadurch auch eher massentauglich und ist den Hardcore-Fans eventuell zu glatt poliert. Mir geht das Album allerdings gut ins Ohr.

Stephan Schelle, Mai 2011

   

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