Led Zeppelin – Physical Graffiti 40th Anniversary Edition
Atlantic/Swan Song / Warner Music (1975 / 2015)

(22 Stücke, 124:37 Minuten Spielzeit)

Fast genau 40 Jahre nach der Erstveröffentlichung kommt am 20.02.2015 die remasterte Ausgabe des Led Zeppelin-Meisterwerkes „Physical Graffiti“ in die Läden. Nach den erfolgreichen Alben „IV“ und „Houses Of The Holy“ legten Led Zeppelin am 24.02.1975 mit einem randvollen Doppelalbum nach, dem einzigen Doppelalbum der Band. Das Album beinhaltet unter anderem mit „Kashmir“ einen Klassiker, dessen unvergleichlicher Rhythmus (durch Streicher umgesetzt) sich so manch anderer Musiker zu Eigen gemacht hat. 


Allein in den USA wurde „Physical Graffiti“ mit 16-fachem Platin ausgezeichnet, im UK katapultierte es sich sofort nach Erscheinen auf Platz 1. „Physical Graffiti“ war das erste Album, das auf dem bandeigenen Label Swan Song erschien.

Das Album erscheint – wie schon die fünf anderen remasterten Werke - in verschiedenen Ausgaben. Mir lag zur Besprechung die Deluxe Edition, bestehend aus drei CDs, vor.

Die ersten beiden CDs beinhalten das von Jimmy Page persönlich remasterte und produzierte Originalalbum. Daneben gibt es noch eine fast 42minütige BonusCD (The Companion Disc), die sieben Stücke des Albums in Alternativ- oder frühen bzw. rohen Versionen präsentiert.

Zunächst aber fällt auf, dass das Cover dem Original in nichts nachsteht, denn man hat die Hausfront mit den ausgestanzten Fenstern übernommen. Darin befindet sich ein Faltblatt (Karton) mit den Fenstern und dem Original Artwork aus 1975, in die die drei Papphüllen mit den jeweiligen CDs sowie ein 16seitiges Booklet mit zahlreichen Fotos aus Mitte der 70’er Jahre eingelegt sind. Da kommt nostalgisches Feeling auf. Auch heute ist diese Verpackung einzigartig und setzt sich – wie die Musik auf den Scheiben – von heutigen Produktionen positiv ab.

Der im Stile des Vorgängeralbums „Houses Of The Holy“ angelegte Song „Custard Pie“ eröffnet das Album, das durch seine Ausdruckskraft und seinen Facettenreichtum besticht. Das elfminütige „In My Time Of Dying“ ist ein Song, der einem auch heute noch die Sinne vernebelt. Page und Plant schaffen es durch hypnotische Gitarren und entrückendem Gesang eine ganz eigene Stimmung zu erzeugen. An den richtigen Stellen sorgen John Bonham und John Paul Jones für den nötigen rhythmischen Unterboden.

„Trampled Under Food“ weist einen unglaublichen Rhythmus auf, der stark vom Keyboardspiel beeinflusst wurde und auch heute seine Faszination nicht verloren hat. Ein grandioser Titel, der dann allerdings von dem Übersong „Kashmir“ noch getoppt wird.

Progressiv und psychedelisch wirkt „In The Light“, mit dem die zweite CD beginnt. Die unterschidlichsten Stile mischten Led Zeppelin mit ihrem eigenen rockigen Sound, was fesselnde Songs als Ergebnis hatte. Das feinfühlige, akustische „Bron-Yr-Aur“, mit seinem Folkeinschlag, das an Proggitarristen wie Steve Hackett oder Anthony Phillips erinnert, ist ein weiterer Beweis für die Abwechslung auf dem Album. Und alles wurde von den vier Musikern in einer solch hohen Qualität geboten, die keinen einzigen Ausfall zulässt. Ein grandioses Album, das jetzt, im Jahr 2015 seine klangliche Würdigung findet.

Die begleitende Companion-Disc der Deluxe-Edition von „Physical Graffiti“ enthält sieben unveröffentlichte Tracks und Versionen, darunter Rohmixe von „In My Time Of Dying“ und „Houses Of The Holy“ sowie einen frühen Mix von „Trampled Under Foot“, der hier den Titel „Brandy & Coke“ trägt. Alle alternativen Versionen ermöglichen es, die bekannten Songs mit einer neuen Perspektive zu hören, etwa der Sunset Sound-Mix von „Boogie With Stu“ oder „Driving Through Kashmir“, das das 8-minütige Opus „Kashmir“ in einem ungeschliffenen Orchester-Mix präsentiert.

Vor allem „Everybody Makes It Through“, eine stark differierende, frühe Version von „In The Light“, die zudem einen anderen Text hat, ist besonders wertvoll. Während die anderen Songs nur leichte Unterschiede zu den Originalen aufweisen, ist es vor allem solch ein Diamant, der die Companion Disc ausmacht. Und auch der rohe Mix von „Kashmir“ kann hier voll überzeugen. Darüber hinaus weisen alle drei CDs eine hohe klangliche Dynamik und Transparenz auf.

Led Zeppelin’s Album „Physical Graffiti“ gehört zweifelsfrei in jede Rocksammlung, ist es doch eins, wenn nicht das beste Album der Band. Auch in der remasterten Version begeistert es auf ganzer Linie. Ein „Must Have“!!!!

Stephan Schelle, Februar 2015

   

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