Leagus –
Flora Eallin Leagus ist ein zeitgenössisches und experimentelles Musikduo aus Sápmi, Norwegen, dessen Musik zwischen formalen komponierten Teilen, offenen Strukturen und freier Improvisation wechselt und von gedämpften, minimalistischen, psalmenartigen Stücken bis hin zu eher rockorientierten improvisierten Teilen reicht. Leagus, bestehend aus der Pianistin Herborg Rundberg und dem Gitarristen Kristian Svalestad Olstad, wurde ursprünglich 2013 von Herborg im Rahmen ihres Masterstudiums in Rhythmischer Musik am Tromsø-Konservatorium gegründet, wo Kristian zwei Jahre zuvor ebenfalls seinen Masterabschluss im selben Fach gemacht hatte. |
||||
2021
wurden Leagus vom North Norwegian Jazz Ensemble beauftragt, ein Stück für
ein zehnköpfiges Orchester zu schreiben. Das Ergebnis war „Flora
Eallin“, das von Herborg und Kristian komponiert und arrangiert wurde.
Dies führte zu einer Tournee mit dem North Norwegian Jazz Ensemble und
dem langjährigen Mitarbeiter und visuellen Designer Torbjørn Thrane
Sandnes. Am
28.04.2023 ist die Musik auf dem Album „Flora Eallin“ erschienen, das
ein Dutzend Stücke enthält. Vier gesungene Stücke sowie acht
Instrumentals finden sich auf dem Silberling. Begonnen
wird mit dem 3:34minütigen „Kime“, das von einer zarten Pianomelodie
getragen wird, unter die sich elektronische Sounds (klingen teils wie
wabernde Saxophone) und sanftes Schlagzeug mischen. So erzeugen Leagus
eine ambiente, fast schon verletzliche Stimmung. Nahtlos geht der Opener
in das 6:04minütige „Flor“ über, das eine deutliche Jazznote
aufweist. Rhythmisch mit Pianotupfern und im weiteren Verlauf mit Bläsern
(Saxophonen). Auch wenn hier der Jazz die Oberhand hat, so ist der Track
doch recht eingängig. Das
3:11minütige „Vann“ besteht aus Pianoklängen, die teils harmonisch
angelegt sind und eingeflochtenen Effekten bzw. Geräuschen, was die Musik
kaum in eine Sparte einordnen lässt. Für mich ist das Avantgarde.
Musikalischer wird es dann im 5:48minütigen „Tendril“, in dem auch
erstmals Gesang aufkommt. Der Song besitzt einen sanften Rocktouch und ist
mit leichtem Jazzambiente durchzogen. Die weibliche und männliche
Gesangsstimme, die in Norwegisch singen, passen hervorragend zusammen. Ein
sehr schöner atmosphärischer Song. Auch
das 5:31minütige „Nihkui“ ist ein Song mit eingängiger Melodie.
Zwischendurch blitzen dann immer mal wieder Jazzparts auf. Das 3:29minütige
„Vind“ wird von Bass und Saxophon bestimmt und bietet sphärisch/melancholischen
Jazz. Rhythmisch und treibend zeigt sich dann das 5:39minütige
„Pripyat“ mit einem gehörigen Einschlag von Prog und Jazz. Es folgen
weitere Stücke wie die 2:32minütige, experimentelle Soundkollage
„Geo“ oder das zart gesungene, 4:25minütige „Mykorrhyza“. „Flora
Eallin“ ist ein ungewöhnliches Album von Leagus. Es vermischt Rock,
Prog, Jazz und experimentelle Musik miteinander. Die Stile wechseln sich
in unterschiedlicher Intensität ab, so dass man nicht weiß, was im nächsten
Moment passiert. Am besten gefallen mir die gesungenen Stücke, da sie die
melodischsten sind. Stephan Schelle, Juni 2023 |
||||