Lazuli – Saison 8
L’Abeille Rõde (2018)
(8 Stücke, 44:00 Minuten Spielzeit)

Die französische Band Lazuli ist ein Phänomen. Wer sie einmal live gesehen hat, ist ihnen entweder abgeneigt oder komplett verfallen. Letzteres dürfte wohl bei den meisten Musikfreunden am ehesten zutreffen, denn ihre Mixtur aus Stilarten wie Chanson, Pop, Artrock, Progressiverock, französischem Folk, Worldmusic, Electro und Avantgarde ist faszinierend und ungewöhnlich. Das transportieren die Franzosen auch immer wieder auf ihren Studioalben. Am 20.03.2018 erscheint nun ihr achtes Studiowerk, das den Titel „Saison 8“ trägt.


Seit einigen Jahren hat sich ein festes LineUp um die beiden Brüder Claude (Léode) und Dominique Leonetti (Gesang, Gitarren) gebildet. Dies besteht aus Cédéric Byar (Gitarren), Vincent Barnavol (Schlagzeug, Percussion, Marimba) und Romain Thorel (Keyboard, Horn, Schlagzeug). Das neue Album enthält acht Stücke mit Laufzeiten zwischen 4:11 und 6:17 Minuten Spielzeit. In den Stücken erzählt das französische Sextett acht Geschichten aus ihrem Leben. Im Pressetext heißt es: Das neue Album „Saison 8“ erscheint wie eine neue Staffel einer TV Serie. Jeder Song spiegelt eine Episode des Lebens von Lazuli wieder.

Mit Pianosounds und Leode beginnt das erste Stück „J’Attends Un Printemps“ sehr atmosphärisch, bis sich dann nach einigen Momente die anderen Instrumente hinzugesellen. Das hat streckenweise, aufgrund von Streichersounds, ein wenig von Soundtrackatmosphäre, obwohl es klar die Handschrift von Lazuli trägt. Nach einem getragenen Mittelteil legen sie dann nach gut drei Minuten richtig los und es entwickelt sich ein kraftvolles, hinreißendes Stück. Dieses fünfminütige Stück hat schon alle Zutaten aufzuweisen, die einen Lazuli-Track ausmachen.

„Un Linceul De Brume“ beginnt ebenfalls sehr verhalten, hat aber nach einigen Minuten einen sehr schönen Rhythmus zu bieten, der im weiteren Verlauf um einige proggige Elemente ergänzt wird. Der Refrain ist dann recht sanft und pendelt zwischen Pop und Chanson mit rockigen Zutaten. Keine andere Band beherrscht diesen Spagat so gut wie Lazuli. Dazu sorgt Dominiques Gesang für eine hohe Präsenz und Spannung, auch wenn man die Texte nicht versteht. Etwas irritierend ist die kurze Pause, die sie in dem Stück bei ca. Minute vier eingelegt haben. Danach geht es dann aber druckvoll und in einer treibenden, hypnotischen Art instrumental weiter.

Folkig starten sie dann in das folgende „Mes Amis, Mes Feres“. Dieser Song hat wieder mal so eine eingängige Melodieführung, die sich sofort im Hirn festsetzt und für Gänsehaut sorgt. Gekonnt spielen sie in diesem Stück mit sanften und druckvollen Elementen.

„Les Côtes“ verströmt in den ersten Momenten eine etwas düstere Stimmung, die sich aber sofort legt wenn Dominique seine Stimme erhebt. Immer wieder tauchen aber unheilvolle Klänge im Stück auf, was einen hohen Spannungsbogen erzeugt. Auch hier legt das Sextett am Ende wieder mächtig zu und treibt den Song in ein ekstatisches Finale.

Es folgen das theatralische und ungewöhnliche „Chronique Canine“, Slide Guitar ähnliche Klänge und Streicher vermischen sich mit knackigem Rock im faszinierenden „Mes Semblables“, atmosphärisches Schlagwerk mit eingängiger Melodie bietet „De Deux Choses Lune“ und das atmosphärische, unter die Haut gehende „Les 4 Mortes Saisons“ beschließt dann das Album.

Die CD erscheint in einem Digipack, in das ein 19seitiges Booklet eingeklebt ist. In ihm finden sich alle Songtexte sowie einige, durch die schwarz/rot/gelbe Farbauswahl recht düster wirkende Bilder. Das von Dominique Leonetti gestaltete Booklet erinnert ein wenig an das Artwork von Lasse Hoile. der so manche Cover/Booklets und Videos für Porcupine Tree erstellt hat.

Auch mit ihrem achten Studioalbum „Saison 8“ führen Lazuli ihren Stil in gewohnter Qualität fort. Nach den eiskalten Wintertagen zeigt sich die Musik auf „Saison 8“ wie ein Frühlingserwachen, so kraftvoll und mitreißend. Wer die Band kennt und mag, der kann hier wieder blind zugreifen. Allen anderen sei gesagt, dass sie die Band unbedingt für sich entdecken sollten.

Stephan Schelle, März 2018

   

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