Lance Lopez – Handmade Music

Lance Lopez – Handmade Music
mig / made in germany music (2011)
(10 Stücke, 56:08 Minuten Spielzeit)

Der Titel ist Programm: „Handmade Music“ vom Wahl-Texaner Lance Lopez hält, was er verspricht: Handwerklich perfekt, bietet der Gitarrist zehn neue Blues-Rock-Tracks (plus zwei Bonus-Tracks auf der Limited Edition), die die Grenzen des Genres ausloten. Nachdem im letzten Jahr bei mig sein Album „Salvation From Sundown“ erschienen ist, legt er mit „Handmade Music“ am 25.11.2011 den Nachfolger nach.


Eingespielt wurden die Songs in den berühmten Ardent Studios in Memphis, Tennessee, wo bereits Led Zeppelin und ZZ Top arbeiteten. Und bei seinen Aufnahmen konnte Lance Lopez auf die Erfahrung und Hilfe von Produzent Jim Gaines zurückgreifen. Der hat sein Geschick und Können bereits bei Größen und Idolen wie Stevie Ray Vaughn („In Step“), George Thorogood („Ride Till I Die“), Steve Miller („Fly Like An Eagle“) und Carlos Santana („Supernatural“) bewiesen. Auch am Meilenstein „The Healer“ von John Lee Hooker hat Jim Gaines Hand angelegt. Nun also lenkt er die Geschicke von Lance Lopez, und ein Titel wie „Traveling Riverside Blues“ kombiniert den perfekten Studiosound mit der Ungeschliffenheit einer Live-Performance.

Ergänzt wird die Crew von Tonmann Pete Matthews, der bereits mit ZZ Top arbeitete. Kein Wunder also, dass „Handmade Music“ auch in technischer Hinsicht ein Meisterwerk ist. Gegenüber Lopez' vorigem Album „Salvation From Sundown“ wirken Kompositionen und Interpretationen des Axeman noch ausgereifter. Seine außergewöhnliche Fingerfertigkeit stellt er auf dem Instrumental „Vaya Con Dios“ unter Beweis. Lance selber bestätigt: „Auf diesem Album treffe ich den Ton wie selten zuvor. Aber die ganze (neue!) Band klingt unglaublich!“ Bassist Chris Gipson und Drummer Jimmy Dereta lassen das Powertrio zur Höchstform auflaufen.

Und das war das erklärte Ziel von Lance Lopez: „Ich habe immer schon Bands wie Cream, Jimi Hendrix Experience und ZZ Top bewundert. Sie haben allesamt außergewöhnliche Solisten in ihren Reihen. Und das muss ja auch so sein, denn in einem solchen Trio gibt es keine Möglichkeit, sich hinter einer Mauer von Keyboards zu verstecken!“. Soweit ein ausführlicher Auszug aus dem Pressetext.

Schon das letztjährige Werk konnte mich vollends überzeugen, umso gespannter war ich auf diesen Nachfolger. Zur Besprechung lag mir die „normale“ Version, ohne die beiden auf der Limited Edition befindlichen Bonusstücke vor.

Schon gleich der Opener „Come Back Home“ zieht den Hörer in den Lopez-Kosmos, der so unglaublich druckvoll und dynamisch klingt. Hier macht sich der Einsatz von Gaines und Matthews schon bemerkbar. Man hat als Hörer das Gefühl nicht etwa einer Studioplatte zuzuhören, sondern wähnt sich mitten auf einem Bluesrockkonzert. Man scheint die Musiker direkt vor der Nase oder besser vor dem Ohr zu haben, so intensiv kommt der Sound aus den Boxen. Und das nicht nur beim „Traveling Riverside Blues“.

Der Hinweis von Lance auf das Powertrio bestätigt sich bei jedem Stück. Die drei entfachen auf dem Album ein wahres Rhythmusfeuerwerk, dem man sich nicht entziehen kann. Unterstützt werden sie bei vier Stücken der „normalen“ sowie bei einem weiteren Song der Limited Edition von Eric „Scorch“ Scortia an der Hammondorgel bzw. am Piano. Aber auch bei diesen Songs versteckt sich keiner der anderen Musiker hinter den Tasteninstrumenten, ganz im Gegenteil.

Die Stücke atmen den Blues und sind doch ungemein rockig aufgebaut, wie zum Beispiel „Hard Time“, und weisen darüber hinaus faszinierende und fesselnde Soli auf. Aber auch ruhige Nummern wie zum Beispiel „Let Go“ oder „Dream Away“ können durch ihre sofort ins Ohr gehenden Melodien auf ganzer Länge überzeugen und zeigen die hervorragenden Songwriterqualitäten von Lopez.

Lance Lopez hat mich seit seinem letztjährigen Album durch Spielfreude und fesselnde Songs überzeugt und bestätigt dies durch sein neues Album auf eindrucksvolle Weise. Lopez gehört derzeit zu den besten Bluesrock-Musikern, das zeigt „Handmade Music“ ganz deutlich. Ein Muss für jeden Bluesrockfan und Freunde guter Rockmusik.

Stephan Schelle, Oktober 2011

   

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