Kraan
- Zoup Im Jahr 2020 erschien das letzte Album der deutschen Jazzrockband Kraan unter dem Titel „Sandglass“. Am 24.11.2023 kommt nun der Nachfolger, der den Titel „Zoup“ trägt, auf CD und digital heraus. Eine Vinylausgabe wird ab 19.01.2024 erhältlich sein. Hellmut Hattler erklärt den Titel wie folgt: „Eine ‚Zoup’ ist nicht nur eine falsch geschriebene ‚Suppe’. Es könnte auch ein Gebräu sein, in das eine Menge an Einflüssen hineingeschüttet wird. Insofern passt die Bezeichnung prima zum Kraan-Sound von heute. Wir wollten ja schon immer weg von den Definitionen Kraut- und Jazzrock.“ |
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Die Ideen zu den neuen
Stücken kamen Hellmut Hattler im letzten Sommer. „Ich
saß auf der Veranda in der Sonne und ließ mich von meiner eigenen
musikalischen DNA inspirieren. Ziemlich schnell wurde mir klar, dass ich
da grade anfange, an einer neuen Kraan-Platte zu arbeiten.“ Auf
seinem Soloprojekt Hattler hatte er stets viel mit Programmieren und
DJ’ing zu tun: „Doch das hatte sich für mich plötzlich totgelaufen.
Also besann ich mich meiner musikalischen Wurzeln. Das bedeutete mehr
Melodik, Harmonik, andere Beats. Nachdem ich die ersten Ideen in Form
hatte, habe ich Peter und Jan kontaktiert und sie gefragt, ob sie
mitmischen würden. Sie hatten Lust, und schnell war klar: Ab jetzt
geht’s um Kraan.“ Auf
„Zoup“ sind neun Instrumentals und zwei Gesangsstücke zu hören,
„weil wir immer noch nicht die begnadetsten Sängerknaben sind“,
witzelt Hattler. „Es gibt Midtempo-Stücke, Balladen, und diesmal auch
wieder reichlich Knackig-Schnelles.“ Das Album zeichnet sich
durch ausgewogene und abwechslungsreiche Songs aus. Somit ist es nicht
mehr ausschließlich dem Jazzrock zuzuordnen. Das eröffnende,
instrumentale Titelstück bietet auf seinen 7:16 Minuten Spielzeit eine
zunächst leicht bluesig angehauchte Gitarre. Dann geht es recht druckvoll
los mit einem herrlichen Bassmotiv. Rockig und leicht jazzig geht es dann
weiter mit einer hinreißenden, fesselnden Melodie, die schnell ins Ohr
geht. Das ist bester Kraan-Stoff. Der 3:35minütige Song
„Rainy May“ ist recht rockig und hat proggige Züge. Mit einem
herrlichen Bassmotiv, eingestreuten funkigen Gitarren und druckvollem
Schlagzeug wandelt nach wenigen Momenten der 4:46minütigen
Instrumentaltrack „Überstürzter Aufbruch“ in einer Mischung aus
Hardrock, Prog und Jazzrock. Alle Protagonisten liefern hier fesselnde
Beiträge, da greift eins ins andere und verbindet sich zu einem
grandiosen Sound. Man merkt welch ein eingespieltes Team aus Profis hier
am Werk ist. Der Bass zu Beginn des
4:19minütigen „Weit und Breit“ erinnert auch ein wenig an die
Soloproduktionen von Hattler. Sehr melodisch rockig mit atmosphärischen
„Strophenparts“, wenn man das bei einem Instrumental so sagen kann,
zeigt sich dieser Track. Der zweite Song des Albums ist das 4:58minütige
„Twisted“, das jazzig/rockig daherkommt. Ein klasse Rocktrack ist
das 5:06minütige „Norwegen Dia“, das auch eine leichte Prise Folk mit
einbringt. Herrlich ist auch das Gitarrensolo und die leicht funkigen
Gitarrenparts im Mittelteil. Zum Ende der CD gibt es dann noch die
Akustikversion dieses Stückes, das eine ganz besondere Ausstrahlung
besitzt und durch Johannes Pappert’s Saxophon verziert wird. Beide
Versionen, die eine unterschiedliche Stimmungslage besitzen gefallen
ausgesprochen gut. Eine tolle Bonuszugabe. Das atmosphärische
4:26minütige „A Skyful Of Veils“ und das 4:40minütige „Plain
Vanilla“ mit eingeschobenen, herrlich schrägen Keyboardsounds und dem
fetten Bass, beenden dann den offiziellen Teil des Albums. Danach folgen
drei Bonustracks. Neben der Akustikversion
von „Norwegen Dia“ sind dies das herrliche „Bikinian Rhapsody“,
bei dem eine unglaubliche Atmosphäre durch dieses wundervolle Bassspiel,
die Gitarren und die Drums/Percussion erzeugt wird (unbedingt laut hören)
und das jazzig/funkige „Aus allen Wolken“ mit Ingo Bischof an den
Keys. „Zoup“ der deutschen
Rockband Kraan ist ein tolles Album, bei dem die Band verschiedene
Stilelemente miteinander verbindet. Das grooved ungemein. Auch wenn die
drei Hauptakteure gleichberechtigt sind und dies auch auf dem Album
herauszuhören ist, so ist das Bassspiel von Hellmut Hattler wieder mal
unglaublich. Ein grandioses Spätwerk der „Kraaniche“. Stephan Schelle, November 2023 |
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