Kornmo - Vårjevndøgnsnatt
Apollon Records (2024)

(5 Stücke, 73:36 Minuten Spielzeit)

Kornmo ist eine norwegische progressive/symphonische Instrumentalband mit musikalischen Wurzeln in den frühen 70er Jahren, wobei der Schwerpunkt auf der Melodie liegt. Die Ursprünge der Band lassen sich bis Mitte der 70er Jahre zurückverfolgen, als der Bassist Nils Larsen und der Gitarrist und Keyboarder Odd-Roar Bakken begannen, zusammen zu musizieren. Seit 2015 spielen sie unter dem Namen Kornmo, zusammen mit Anton Larsen am Schlagzeug. Am 15.11.2024 erschien ihr mittlerweile viertes Album „Vårjevndøgnsnatt“.


Vårjevndøgnsnatt(Nacht der Frühlings-Tagundnachtgleiche) ist das vierte Konzeptalbum von Kornmo, das auf einer Geschichte basiert, die in Irland beginnt und in den tiefen norwegischen Wäldern endet. Dies spiegelt sich auch im musikalischen Ausdruck wider, sowohl kompositorisch als auch in der Wahl der Instrumente. Wissenschaft, Philosophie, Mythen und Folklore prägen die Geschichte, die „Vårjevndøgnsnatt“ zugrunde liegt und die im Begleitheft sowohl auf Norwegisch als auch auf Englisch nachzulesen ist.

Die Musik auf dem Album ist – wie bei den Vorgängeralben – instrumental gehalten und so müssen sich die Hörer dann ihr eigenes Kopfkino zur Story machen.

Mit Akustikgitarre, der nach wenigen Momenten eine Orgelharmonie folgt, läutet das Duo den ersten, 17:38minütigen Track „Sendebud fra vest“ ein. Das ist alles sehr lieblich und harmonisch angelegt. Nach etwa zwei Minuten kommt dann eine rockige Note ins Spiel, sobald das Schlagzeug einsetzt. Jetzt ist man im melodischen Rock der 70’er Jahre angekommen. Das Duo walzt das Stück dann ziemlich aus und verändert einige Male die Struktur und den Rhythmus ohne die Grundstimmung zu durchbrechen. Nach gut elf Minuten kommen dann leicht folkig/irische Klänge auf, die das Thema unterstützen. Das hält aber nur kurz an. Zum Ende hin werden Piano- und Mellotronmotive miteinander verbunden. Das mag man vielleicht alles etwas langatmig, ausufernd und zu glatt finden, ist aber im symphonisch/melodiösen Rock der 70’er angesiedelt. Wer aber diesen Stil mag, der kommt schon auf seine Kosten.

Und mit „Huldras hale“ das es auf 19:20 Minuten bringt, geht es gleich mit dem nächsten Longtrack weiter. Das Stück beginnt zunächst recht ruhig und entwickelt dann nach etwa dreieinhalb Minuten etwas mehr Druck. Kornmo verbinden hier mittelalterliche Klänge (die durch Bläsersounds erzeugt werden) und sanft rockende Passagen miteinander. Nach ca. fünf Minuten kommen dann druckvollere Orgel-, Gitarren- und Schlagzeugpassagen auf, die aber nur ein kurzes Zwischenspiel darstellen. Nach nicht ganz sieben Minuten wird es dann ein wenig jazzig und die flötenartigen Mellotronsounds, die dann einsetzen, erwecken ein sanftes Tull-Flair. Die Band wechselt immer wieder zwischen sehr ruhigen und lieblichen sowie druckvollen, rockigen Passagen.

Auch im 15:36minütigen „Den dype skogen“ sind einige mittelalterlich wirkende Klänge zu vernehmen, die mit 70’er Jahre-Rock verbunden werden. Und nach ca. viereinhalb Minuten kommt dann auch noch für einige Momente eine Kirchenorgel ins Spiel. Die weiteren Stücke schlagen in dieselbe Kerbe.

Kornmo haben mit „Vårjevndøgnsnatt“ ein weiteres Instrumentalalbum geschaffen, das sich vorwiegend im symphonischen/proggigen Rock der 70’er Jahre bewegt. Einiges ist etwas zu langatmig und ausufernd, hat aber auch seinen Reiz, vor allem wenn man im Rock der 70’er verortet ist. Hier empfehle ich zunächst in das Album hinein zu hören.

Stephan Schelle, Januar 2025

   

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