King Of Agogik – Morning Star  
sAUsTARK Records (2017)

(11 Stücke, 70:51 Minuten Spielzeit)

Man sagt, dass einem die besten Ideen auf dem „Stillen Örtchen“ kommen. Das liegt sicherlich daran, dass man dort in der Regel recht entspannt ist. Das hat nicht nur Bukowski schon gewusst, davon kann auch Hans-Jörg Schmitz (aka King Of Agogik) ein Lied singen, denn als er mal wieder dort verweilte, fiel ihm ein Buch mit sinnigen Sprüchen in die Hand. Auf der Seite mit seinem Geburtstag fand er dann eine kurze Abhandlung von Christian Morgenstern, die ihm gefiel.


Das hatte zur Folge, dass er Neugierig wurde und sich Lektüre des deutschen Dichters beschaffte, die er in den Wochen danach gelesen hat. „Einfach wunderbar, dieser Umgang mit der Sprache, so manche Vierzeiler musste ich mehrmals lesen um die Tiefe der Wörter und deren Bedeutung zu verstehen.“ „Die unvermeidliche Reise zum Ort allen Ursprunges“ hat er dann zusammen mit einigen musikalischen Gästen umgesetzt. Das Ergebnis findet sich auf der aktuellen King Of Agogik-CD, die den passenden Titel „Morning Star“ trägt.

Auf seiner mittlerweile sechsten CD, die er gut zwei Jahre nach Erscheinen seinen letzten Albums „Exlex Beats“ veröffentlicht, konnte er wieder auf einige Musiker zählen, die bereits bei vorangegangenen Alben dabei waren. Aber auch neue Gesichter sind im LineUp auszumachen.

Elf Stücke hat er eingespielt, die wieder ein Füllhorn an Melodien, Rhythmen und Sounds bieten. Verpackt ist der Silberling in ein vierseitiges Digipack mit einem sehr schön gemachten 32seitigen Booklet.

Gestartet wird mit der 1:27minütigen Ouvertüre „Veils Open“, die schon mal zeigt wohin die Reise auf dem Album geht. Allein in diesem kurzen Track hat er zahlreiche Elemente eingebaut, mit unterschiedlichsten Stilistiken und Rhythmen - von symphonisch/elektronischen Klängen bis hin zu Progmetal. Da hinein hat er dann noch einige Samples aus Geräuschen und Sprache eingebaut. Ein toller Start, der sofort hungrig auf mehr macht.

Das bekommt man dann in den folgenden Stücken, angefangen vom 13minütigen „The Unavoidable Wayfare ...“. Nach einer Art Windrauschen kommen ethnische Klänge auf, die einen nach Nordafrika führen. Als Kontrast gibt es dann einige Metalriffs. In äußerst gekonnter Weise vermischt Hans-Jörg ethnische Klänge und Motive mit Rock, Metal und gar Jazz angehauchten Passagen. Es gibt darüber hinaus zahlreiche Breaks und Soli, die das Werk - wie schon seine Vorgänger - unwiderstehlich und aufregend machen. Langeweile kommt hier in keinem Moment auf. Durchzogen wird das Alles durch manchmal disharmonische Parts, dann aber wiederum herrlich melodische Strecken.

Nicht nur instrumentale Stücke sind auf dem Album zu finden. Wie es sich für ein Werk über einen Dichter gehört, wurden auch - wie zum Beispiel in „Nyade“ - Texte von diesem eingebaut. Dabei bietet das Stück einen Kontrast zwischen dem Text und der Musik. Beim Stück „The Art Of Make-Up“ lässt es Hans-Jörg dann am Schlagzeug so richtig krachen, denn es besteht aus einem reinen Schlagzeugsolo.

Hans-Jörg Schmitz hat als King Of Agogik auf seinem neuesten Output, das den Namen „Morning Star“ trägt, wieder hoch spannende und qualitativ hochwertige Stücke eingespielt. Ein tolles Album dem man sich mit Muße widmen muss. Bei jedem Hördurchgang gewinnt das Album an Substanz und man bemerkt immer wieder neue Nuancen und Facetten.

Stephan Schelle, Februar 2017

   

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