King Of Agogik
– Exlex Beats Mehr als drei Jahre hat es gedauert, seit Hans-Jörg Schmitz, Labelchef von sAUsTARK Records und Kopf des Musikprojekts King Of Agogik ein neues Werk unter dem Titel „Exlex Beats“ fertig gestellt hat. Nach der CD „From A To A“ (2011) ist „Exlex Beats“, was soviel wie „gesetzlose Rhythmen“ bedeutet, das mittlerweile fünfte Album von King Of Agogik. |
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Was
so ein richtig Gesetzloser ist, der geht natürlich auch gerne auf Raubzüge.
Und so hat er auch in einigen fremden Gewässern geräubert, was er in
seiner Presseinfo so erläutert, dass auf der Platte 88 Parts zu finden
sind, die nicht seinem geistigen Eigentum entsprungen sind. Es
beginnt mit King Crimson und endet mit den Beatles, dazwischen die
weiteren, leicht zu identifizierenden Teile. Aber natürlich gibt es auch
Elemente, die kaum hörbar sind. Wer weniger als fünf findet … muss ein
Bassist sein … ;-) Multiinstrumentalist
Schmitz, der auf dem Album neben dem Schlagzeug auch Keyboards, Gitarre
und Bass spielt, wird bei zehn der elf Stücke von zahlreichen weiteren
Musikern unterstützt. Die
CD startet mit dem Stück „Bronco’s Navel“, das mit herrlichen
Keyboardsounds der Marke Neo-Prog beginnt und dann von einem kurzen
Schlagzeugsolo abgelöst wird. Nach diesem Beginn geht es aber wieder sehr
stark in die Neo-Prog-Richtung von Bands wie Arena & Co. Wie schon auf
den Vorgängeralben, so gibt es auch auf diesem Album einige Breaks und
Strukturwechsel, denn nach wenigen Minuten wechselt das Bild des dreiminütigen
Openers und es wird durch einen fetten Bass und Steve Unruh’s
Violinenspiel sowie dem Schlagzeug recht rhythmisch. Neo-Prog mit jazzigen
Motiven, so könnte man dieses erste Stück bezeichnen. Nahtlos
geht es dann mit einem kurzen Schnipsel von Yes’ „Owner Of A Lonely
Heart“ im zweiten, gut zwölfminütigen Stück „11th Sense“ weiter.
An diesen Schnipsel reihen sich mehrere weitere Zitate wie ELP’s
„Fanfare For The Common Man“, Asia’s „Only Time Will Tell“ und
Van Halen’s „Jump“, um hier nur einige zu nennen. Da kann man nur
viel Spaß beim raten und heraushören wünschen. Wer jetzt meint, dass
diese unterschiedlichen Songs und Schnipsel nicht zusammenpassen würden,
den lehren King Of Agogik eines Besseren. Auch wenn in diesem Stück
unglaublich viele verschiedene Passagen aufeinander treffen und wie ein
wildes Sammelsurium wirken, so klingt dieses Stück doch sehr harmonisch.
Natürlich darf hier auch das Schlagzeugsolo nicht fehlen. „Nomouglea“
wartet nach anfangs recht außergewöhnlichen Keyboardsounds mit einer
herrlichen Akustikgitarre auf in die sich eine Violine zu einer
Konversation gesellet. Im weiteren Verlauf kommt dann auch noch eine
Querflöte hinzu. Das ist Musik, die unter die Haut geht und an Künstler
der Marke Anthony Phillips oder Camel erinnert. Doch nach etwa der Hälfte
des siebenminütigen Stückes kommen kraftvolle Gitarren und ein
Schlagzeug auf, die das Stück in Richtung Melodicrock treiben. Damit gehört
„Nomouglea“ zu den Highlights des Albums. Im
achtminütigen „Chasteness“ eröffnen zwar herrliche Akustikgitarrenklänge,
aber dieses Stück wechselt in kurzen Intervallen seine Melodik und die
Strukturen. Es ist wieder ein Quell voller Ideen. Im nur 1:35 Minuten
kurzen „Making Of SWEP“ wird zunächst eine Melodiefolge von
„Chastness“ aufgenommen, wechselt dann aber in einen sehr bedrohlichen
Sound, der weniger Melodien aufweist als vielmehr Stimmungen erzeugt. Jazzrock
mit einer fetten Basslinie bietet „Musicogenic Epilepsy“, das im
weiteren Verlauf in eine proggige Passage wechselt. Mit Genesis-Touch
beginnt „Sheol“, das zunächst von der Akustikgitarre bestimmt ist und
dann mit herrlichen Synthieflächen (klingen teils nach Mellotron)
unterlegt wird. Diese Stück gehört ebenfalls für mich zu den Highlights
des Albums. „Lick
Me“ ist eine fette, kraftvolle Rocknummer, das humorvoll betitelte
„The Venturous Dream Of A Schlabbershirt“ eine atmosphärische
Gitarrennummer mit jazzigem Einschlag, das fast 23minütige „Thin As A
Skin“ wieder eine Wundertüte voller unterschiedlicher Melodien und
Strukturen sowie weiteren Zitaten (z. B. lassen Jethro Tull grüßen, was
bei dem Titel der stark an „Thick As A Brick“ erinnert auch kein
Wunder ist) und das abschließende anderthalbminütige „Arrived Without
Travelling“, das mit Worldmusic (Percussion) beginnt und dann doch sehr
proggig und mit Beatles-Flair endet. Auch
auf dem fünften Album zeigt sich King Of Agogik von einer äußerst
spannungsreichen und außergewöhnlichen Seite. Auf dem neuen Werk
dominieren aber die Harmonien und Melodien, so dass diese CD sehr gut in
die Gehörgänge fließt. Darüber hinaus gibt es ja noch 88 Zitate an große
Künstler und Stücke der Rockmusik. Ein klasse Album, dem man aber auch
Zeit widmen muss, um es in voller Gänze genießen zu können. Stephan Schelle, Dezember 2014 |
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