Kerala Dust – Violet Dríve
Play It Again Sam! (2023)

(12 Stücke, 47:50 Minuten Spielzeit)

Kerala Dust ist eine britische Band, bestehend aus Edmund Kenny (Gesang, Electronics), Harvey Grant (Keyboards) und Lawrence Howarth (Gitarren). Bereits 2016 gegründet, leben die Bandmitglieder mittlerweile in Berlin. Ihr neuestes Album „Violet Drive“ erscheint am 17.02.2023.


Aufgewachsen mit den Klängen von CAN, The Velvet Underground und Tom Waits, kombiniert die Band diese disparaten Einflüsse von psychedelischem Rock, Blues und Techno zu einer Einheit. Inspiriert durch CAN und Ennio Morricone, ist „Violet Drive” ein Krautrock-Psychedelika Track voller hypnotischer Bässe und rauen Vocals.

„Es fühlte sich wie eine völlig neue Richtung für uns als Band an, als wir es schrieben, und wir brauchten sechs Monate, um es fertig zu stellen. Ich kann mich an den Tag erinnern, an dem wir es endlich geknackt haben, nachdem wir so lange im Dunkeln herumgestolpert sind - als Songwriter ist es das schönste Gefühl der Welt, wenn man etwas fertig stellt, das sich so unerklärlich anfühlt, als hätte man gerade einen Teil von sich selbst gefunden, von dem man gar nicht wusste, dass er fehlt.“

Das Album enthält ein Dutzend Stücke (abgesehen vom 0:20minütigen „Shake (Intro)“) mit Laufzeiten von 2:30 bis 5:41 Minuten Länge, die eine ganz eigenartige, aber fesselnde Faszination verströmen. Das zeigt bereits das 5:41minütige „Moonbeam, Midnight, Howl“, das als Grundlage einen pumpenden Beat besitzt, auf den sich dann elektronische Klänge und eine leicht dumpfe Gesangsstimme legt, die mich an die deutsche Gruppe Supermax erinnert, die 1977 mit „World Of Today“ ein grandioses Album vorlegte. Kerala Dust machen aber ihr ganz eigenes Ding und würzen diesen hypnotischen Song mit unterschiedlichen Gitarren- und Keyboardklängen, die sie miteinander verbinden. Allein dieser Track lohnt den Erwerb des Albums.

Mit hypnotischen Rhythmen machen sie dann aber gleich im folgenden 5:24minütigen Titelstück weiter. Das hat was von ritualen Rhythmen und Beschwörungsgesängen mit viel Rock-/Pop-Appeal. Die eingeworfenen Gitarrenklänge sorgen dabei für besondere Akzente. Diese Sounds vernebeln einem förmlich die Sinne.

Das gut 0:20minütige, skurrile „Shake (Inro)“, das klingt als würde sich die Band auf das nächste Stück vorbereiten, leitet dann direkt ins 3:57minütige „Red Light“ über. In diesem Stück klingt die Band etwas rauer und ungeschliffener.

Mit einem eingängigen Beat geht es dann im 5:27minütigen „Pulse VI“ weiter. Hier kombiniert die Band wieder diese unwiderstehliche Kombination aus Rhythmik und ungewöhnlichen Klängen von Gitarre und Keyboard. „Jacob’s Gun“ wirkt so staubtrocken wie eine dahin ziehende Karawane durch ein Wüstengebiet. Noch langsamer wird es dann zunächst im 3:19minütigen „Salt“, das arabische Rhythmik im weiteren Verlauf hinzuaddiert. Mit tollem Rhythmus und Popappeal zeigt sich dann „Still There“, in das die Band aber auch einige schräge Klänge einbaut. Ein eingeflochtener deutscher Text lässt dann gar kraftwerksche Momente aufkommen. Diesem musikalischen Mahlstrom kann man sich kaum entziehen.

Der Stil von Kerala Dust auf ihrem neuesten Album „Violet Drive“ ist kaum zu beschreiben, da er so ungewöhnlich und doch eingängig klingt. Die Band entzündet dabei beim Hören eine ungeheuere hypnotische Faszination.

Stephan Schelle, März 2023

   

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