Karthago – Love Is A Cake

Karthago – Love Is A Cake
mig / made in germany music (1978/2012)
(11 Stücke, 42:31 Minuten Spielzeit)

Nach dem Livemitschnitt „Live At The Roxy“ zerfiel die Urformation von Karthago, übrig blieb nur Joey Albrecht (Gesang, Gitarre, Bass). Schlagzeuger Ringo Funk, der bereits auf „Live At The Roxy“ zu hören ist, war ebenfalls noch an Bord und als weiteren Musiker holte man Chico de los Reyes (Piano, Gesang) hinzu. Die Hoffnungen, dass sich die Band nach einer erfolgreichen Tour wieder festigen würde, erfüllten sich leider nicht und so spielte das neue Trio mit dem vierten Studioalbum von Karthago auch gleichzeitig das letzte Werk ein.


Joey Albrecht wollte songorientiert arbeiten und somit so kommerziell erfolgreich werden, wie es sich die Band lange gewünscht hatte. Das hört man dem Album auch an, denn neben dem Rock hatte er weitere Elemente aus Rock’N’Roll, Funk, Soul, Singer Songwriter, Pop und südamerikanische Rhythmen in seine Musik eingebunden.

Das neue Werk sollte darüber hinaus ein Konzeptalbum werden. Allerdings nicht im üblichen Stil, wo eine komplette Geschichte erzählt wird, sondern die einzelnen Songs sollten sich um ein Thema rangen. In diesem Fall wollte er thematisch im weitesten Sinne die Liebe verarbeiten.

Die neuen Karthago boten nun Mainstream angehauchten Rock, der zwar gut ins Ohr ging, aber nicht mehr die Klasse der ersten Alben besaß. Und doch macht einem die CD aus heutiger Sicht noch eine Menge Freude.

Bietet der Opener „Rock’N’Rock Man“ noch eine ordentliche Portion Rock’N’Roll und klingt nach Status Quo & Co., so zeigt sich das folgende „The Friend“ schon von einer ganz anderen Seite. Hier wird funky und soulig eine sanfte Nummer geboten, die mit dem Opener so gar nichts zu tun hat. Man könnte fast meinen, wenn man es nicht besser wüsste, dass hier eine ganz andere Band am Start ist.

„Rosie“ ist ein Stück im Singer Songwriter-Stil, bei dem sich Joey nur an der Akustikgitarre begleitet und in „Remember“ und „I Will Live“ klingen Karthago sehr nach amerikanischem AOR der Marke Toto. Das Titelstück ist dann ein schöner Rocksong mit einer Spur Bluesfeeling und Ragtimepiano. In „Woman“ geht es dann wieder recht flott und rockig, aber mit einer eingehenden Melodie weiter.

Mit „Dreams Of Love“ schielten Joey & Co. dann aber doch zu sehr auf die damaligen Charts, denn hier kommt eine Nummer, die man auch in der Disco gut platzieren konnte. Dann kommt aber mit „Doing The Best I Can“ gleich wieder ein Rocksong, der sich im Fahrwasser von AOR wieder findet. Das rockige „Crazy Woman“ hat den Groove und klingt sehr funky mit einer gehörigen Portion Rock. Die CD beschließt das mit Folk- und Country-Elementen versehene „Ira Lee“, bei dem man sofort mitgrölen und feiern möchte.

„Love Is A Cake“ ist sicherlich das kommerziellste Album von Karthago und mag so den ein oder anderen Fan verschreckt haben. Aus heutiger Sicht und für sich allein gesehen können die einzelnen Songs aber zünden und machen auch Spaß, was ja sicherlich die Hauptsache bei Musik ist. Allerdings ist kein musikalisch roter Faden zu finden, zu unterschiedlich sind die Stücke angelegt. Aber trotzdem ein gutes Album, das es Wert ist wiederentdeckt zu werden.

Stephan Schelle, Januar 2012

   

CD-Kritiken-Menue