Karakal - Mirage
Eigenvertrieb (2016)
(7 Stücke, 52:07 Minuten Spielzeit)

Das Duo Volker Hampel und Patrick Brede aus Siegen, das sich der experimentellen Musik verschrieben hat und unter dem Namen Karakal Musik veröffentlicht, bringt Anfang 2016 ihr mittlerweile drittes Album, unter dem Titel „Mirage“ im Eigenvertrieb auf den Markt. Das von ihnen selbst als „Schwarzes Loch von Album“ betitelte Werk, kommt als rote CD heraus. Darauf wird wieder düstere Elektronik mit fetten Gitarren geboten, die in Echtzeit eingespielt und mit einigen Effekten gewürzt wurde.


Die CD beginnt mit dem achtminütigen „Hirnfraese“. Eine Klangfolge die mehrfach wiederholt wird, startet in diesen ersten Track. Dann kommen elektronische Sounds aus dem Hintergrund auf, die immer lauter werden und langsam die Oberhand gewinnen. Dieser dumpf rauschende Sound  verändert sich nur marginal. Darauf setzen die beiden dann weitere Klänge von Gitarre und Synthie. Das klingt alles recht unterkühlt und technologisch. Melodien sucht man hier vergeblich und doch zeigt sich die Musik auf eine eigenartige Weise eingängig und hypnotisch. Man könnte sie auch gut für die Untermalung in einem Thriller oder Horrorstreifen benutzen.

Dem schließt sich dann das fast zehnminütige „Aurora Borealis“ an. Wie die nordischen Polarlichter, so wabert auch der Sound in diesem Track wie ein akustischer Vorhang hin und her. Auch hier kommen bedrohliche Klangfarben zum Einsatz, die mit recht simplen Klangfolgen ergänzt werden. Fette, düstere Synthieklänge ergänzen dieses bedrohlich wirkende Klangbild.

Experimentell wird es dann auch in „Milky-Sun Over 62“. Gitarrenlicks und Synthieflächen/-sounds werden hier zusammengemengt um ebenfalls eine recht düstere und monotone Atmosphäre zu schaffen. Erst im letzten Drittel kommen einige Gitarrenlicks hinzu, die harmonischer klingen und einen Kontrast zum monotonen Synthiesound darstellen.

„Foehn“ ist ein einminütiges, leicht verschrobenes Stück, das schon nach 45 Sekunden ausgefaded wird und dann aus Stille besteht. Das Titelstück zeigt sich dann kraftvoll durch einen fetten Synthiesound. Rhythmische Muster, die sehr basslastig sind, stellen den Grundstein des Stückes dar. Dann kommen „heulende“ Synthiesounds und sägende Gitarren hinzu. Man hat das Gefühl als würden die Protagonisten durch ein undefiniertes Etwas stampfen. Und auch „Goldochsen“ zeigt sich von seiner experimentellen Art.

Den Abschluss bildet dann das fast 13minütige „Aurora Australis“, für das die beiden in einem Schnellstraßentunnel in Siegen einige Sounds aufgenommen haben. Wenn man genau hinhört, kann man die verfremdeten Sounds vorbeifahrender Autos hören. Auch dieser Track wirkt bedrohlich, hat aber eine ganz eigene, faszinierende Ausstrahlung.

„Mirage“ ist keine leichte Kost und so muss man sich dem Album in Ruhe widmen um die Nuancen zu erkennen und in die recht düsteren und auch experimentellen Klangwelten von Karakal eintauchen zu können. Der Ausdruck „Schwarzes Loch“ passt da ganz gut, wird man doch in diese Art der Musik unweigerlich hineingezogen, wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat.

Stephan Schelle, Februar 2016

   

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