Karakal - Contratherm
Eigenvertrieb (2018)
(8 Stücke, 63:22 Minuten Spielzeit)

Nach dem 2016’er Album „Mirage“ der aus Siegen stammenden Formation Karakal erschien am 09.11.2018 ihr neuestes Werk unter dem Titel „Contratherm“. Karakal, das sind Volker Hampel und Patrick Brede. Auf dem neuesten Album bieten Karakal düstere Elektronik mit fetten Gitarren, die in Echtzeit eingespielt und mit einigen Effekten gewürzt werden. Waren auf den letzten Veröffentlichungen die Stücke instrumental, so haben sie dieses Mal auch an der ein oder anderen Stelle Gesang hinzugefügt.


Acht Stücke befinden sich auf dem Album, das in einem Papersleeve herauskommt. Den Start macht das einminütige „Into This ...“, das elektronische Sounds langsam aus dem Off nach vorne bringt. Flächen und rhythmische Muster vermengen sich so zum Entree des Albums. Allerdings hört dies abrupt auf während der zweite Track, das zehnminütige „Heading For New Shores“ düstere Flächen aufnimmt, die zunächst im Untergrund bleiben, auf die dann weitere Klangformationen gesetzt werden. Nach dem leicht verstörenden Beginn transformiert der Track dann ab ca. Minute 3 in einen psychedelischen, hypnotischen, stoisch dahin ziehenden Part, in dem nun auch Gesang aufkommt. Der Track bekommt dadurch - trotz seiner monoton angelegten Struktur, die sich nur langsam entwickelt - eine magische, fesselnde Form. Man wird als Hörer förmlich in einen Klangstrudel gezogen, aus dem man sich kaum befreien kann.

Das zweiminütige „31andCOUNTing“ wirkt durch seine sich leicht verformenden Flächen und dem aus einem alten Film eingebauten Sprachsample, wie ein Zwischenspiel. Mit pulsierenden Synthieklängen, auf die eine Melodie gelegt ist, beginnt dann das fast siebenminütige Titelstück. Schlagzeug und Effekte werden hinzugefügt und münden in einen wiederum recht psychedelischen Part. Das geht dann nach einiger Zeit in einen fast ekstatischen Teil über, der gleichförmig aber recht rhythmisch angelegt ist.

Mit 20 Minuten Spielzeit ist „20mph“ der längste Track des Albums. Über die ersten Minuten hinweg wird nur eine Klangfolge geboten, auf der dann ein geflüsterter Text gesprochen wird. Nach gut fünf Minuten gesellt sich dann ein Rhythmus hinzu, der dem Track neuen Drive verleiht und den psychedelischen Touch noch verstärkt. Dieser ändert sich aber schon nach etwas mehr als sieben Minuten Spielzeit, in dem ein neues Rhythmusmuster aufkommt. Insgesamt trabt dieser Track aber auch recht stoisch dahin.

Ähnlich zeigen sich auch die restlichen Tracks „Maris Sal“, „Voie de Détresse“ und „In The Electric Mist“, von denen vor allem „Voie de Détresse“ durch sanfte Melodik, dem im weiteren Verlauf leicht schräge Klänge entgegen gesetzt werden, besticht.

Wie ich schon beim Vorgänger „Mirage“ geschrieben habe, so bietet auch „Contratherm“ keine leichte Kost und man muss sich dem Album in Ruhe widmen um die Nuancen zu erkennen. Vieles wirkt recht düster und auch experimentell, hat aber auch hellere Momente. Auch die Musik auf dem neuen Album von Karakal eignet sich dazu, unweigerlich hineingezogen zu werden, wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat.

Stephan Schelle, Januar 2019

   

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