Julia A. Noack – 69.9

Julia A. Noack – 69.9
Timezone (2010)
(13 Stücke, 40:08 Minuten Spielzeit)

Bisher sagte mir der Name der jungen deutschen Musikerin Julia A. Noack nichts, doch „69.9“ ist bereits das zweite Album der Berliner Künstlerin, deren Musik aus einer Mischung aus Singer/Songwriter, Indie- und Popmusik besteht. Laut Pressetext wurde Julias Erstlingswerk von den Medien als „ein ausgereiftes, nuancenreiches, bezaubernd schönes Album mit Langzeitcharakter“ gelobt. „Seither hat Julia A. Noack weiter an ihrer Musik gearbeitet, immer auf der Suche nach neuen Einflüssen und Erfahrungen, aus denen ihre mal melancholisch-seelenvollen, mal unbeschwert-leichtfüßigen Songs entstehen.“


Was der Albumtitel „69.9“ genau sagen will, lässt sich aus dem Booklet nicht erkennen. Vielleicht ist es eine fiktive willkürliche Grenze wie bei einer Dezimalzahl, die kurz davor steht auf den nächsten Wert umzuspringen, so zumindest zieht der Pressetext ein Resümee. „Man befindet sich in einem Moment des Innehaltens, der Spannung und der Ungewissheit: Was passiert, wenn die Ziffern umspringen? Welche Grenze wird dann überschritten, und ist es ratsam oder eher gefährlich, sie zu überschreiten?“

Ob nun auf ihrem zweiten Album neben den Singer-Songwriter-Qualitäten auch noch weitere Facetten Einzug in die Musik von Julia halten, kann ich mangels Kenntnis ihres Debüts nicht sagen. Aber die Songs auf „69.9“ weisen schon deutlich die stilistischen Merkmale des Singer-Songwriters auf. Die Songs zeugen auch von einer gewissen Nachdenklichkeit ohne verkopft zu wirken. Außerdem haben sie wie zum Beispiel in „Sudden Twist“ einen gewissen Popappeal. Musikalisch wirkt Julia in einigen Songs auch wie ein weiblicher Tom Redecker (The Perc Meets The Hidden Gentleman, The Electric Family) wie beispielsweise in „Everything Alright“.

Das Titelstück, das Julia fast flüsternd singt, wirkt bedrohlich bzw. verströmt auch eine Stimmung von Einsamkeit aus. Bei dem Track wird Julia quasi nur von elektronischen Hintergrundgeräuschen begleitet, was diese bedrückende Stimmung nur noch verstärkt. Aber schon im nächsten Song „Phantom Dream“ geht es wieder viel offener und leichter zu. Was zunächst wie ein typischer Singer-Songwriter-Song beginnt, wird im Refrain dann aber immer wieder durch einen druckvolleren, rockig-/poppigen Sound ihrer Begleitband aufgewertet. Julia wandelt auf dem Album stets zwischen dem Singer-Songwriter-Image (das aber die Oberhand hat) und Rock- und Popelementen hin und her und „Dark Enough“ wurden gar einige psychedelische Sounds spendiert.

Für alle Freunde von Singer-Songwriter bietet Julia ein ansprechendes Album, das als weitere Zutaten Indie, Pop und auch rockige Elemente aufweist (diese aber doch eher in reduzierter Form). Ein Antesten lohnt aber allemal.

Stephan Schelle, März 2010

   

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