John Alexander Ericson – Songs From The White Sea

John Alexander Ericson – Songs From The White Sea
made in germany music / mig (2010)
(11 Stücke, 48:50 Minuten Spielzeit)

John Alexander Ericson stammt aus Schweden und ist dort kein Unbekannter, hat er doch seit 1992 das Projekt The Northern Terretories zusammen mit Stefan Sääf betrieben und zwischen 1994 und 1999 vier Alben unter diesem Namen veröffentlicht. Solo ist Ericson seit 2004 unterwegs. Bisher waren drei Alben erschien, „Songs From The White Sea“ ist sein viertes Solowerk.


„John’s Kunst lehnt sich an Künstler wie P.J Harvey, Jaques Brel, David Bowie und Brian Eno an; so ist es passend, dass Berlin ein großes Gewicht in der persönlichen und künstlerischen Geographie des neuen Albums besitzt: Viele Songs sind dort entstanden (unter anderem „Mary Song“ und „Let It All Come“), ALEX’ Studio befand sich in ’Weißensee’ (vom weißen See zur ’white sea’).

Nach seinem Umzug nach London und der Komposition von Stücken wie „Over The Darkness And Over The City“ oder „Blinded By Highways“, beschloss er, das Album selbst in der alternativen, aber doch zugleich traditionellen Umgebung einer Hütte tief in einer abgelegenen Gegend von Wales in der Nähe von Porthmadog zu vollenden.

Die spartanische Ausstattung mit nur einem Notebook, Mikrofon, Piano und einem alten Moog-Synthesizer findet sich wieder in der Intimität der Stücke und die Umgebung schimmert im außerweltlichen Charakter von Tracks wie „Midnight Warriors“ durch.“

Gitarre und Synthie, dazu ein gehauchter, melancholischer Gesang, so beginnt die CD mit dem Opener „Blinded By Highways“. Schon in den ersten Momenten wird eine eigenartige Stimmung erzeugt, die sowohl ins Ohr geht, Melancholie erzeugt, als auch Popappeal hat. Vor allem die Melodien sind es, mit denen Ericson überzeugt. Das klingt nach britischen Bands, ist aber auf eine eigene Art reduziert, was aus den Sogs wieder was ganz Besonderes macht. Die oben zitierte Intimität macht sich auch sogleich – vor allem durch den Gesang – breit.

Ein stampfender Beat beherrscht “Always Leave Them Wanting More, Joanna”. Im krassen Gegensatz zu dieser zunächst nach einer Electropop-Nummer anmutenden Nummer, ist Ericsons entrückter, fast schon zarter Gesang. Das macht die Nummer zu einem hypnotischen Song. Nach diesen mit Synthies verzierten Stücken kommt mit „Midnight Warriors“ ein Singer/Songwriter-Track, der gesanglich auch an Bob Dylan erinnert, und bei dem Ericson etwas nasal wirkt.

Bei „Mary Song“ reduziert sich Ericson nur auf Gesang und Piano, was in dieser Form wie eine Betäubung der Sinne beim Hörer wirkt. Rhythmischer kommt dann der Ohrwurm „The Man In White“ (inkl. Clapping Hands) auf den Hörer zu. Aber immer geht Ericson sehr sanft mit dem Ohr des Hörers um, so als wolle er es schonen. Dadurch schmeicheln sich die Melodien heimlich ins Ohr ein. Auch etwas sägende Gitarren, wie in diesem Track, sind eher in den Hintergrund gemischt, so dass sie nicht aufdringlich wirken und ihren Effekt nicht verlieren. Die weiteren Stücke, von denen sich besonders „Through the Devil's Eyes“ im Hirn festsetzt, schließen hier nahtlos an und machen aus „Songs From The White Sea“ ein eindringliches, wohltuendes Album.

Bisher hatte ich noch nichts von John Alexander Ericson gehört. Das war ein Fehler, denn das Album „Songs From The White Sea“ zeigt einen Musiker, der es versteht unglaublich fesselnde Popnummern zu schreiben, die aber jenseits des üblichen Einheitsbreis liegen. Gefühlvoller Gesang, unter die Haut gehende Melodien und sehr schöne Synthiesounds, die reduziert sind, aber doch ihre Wirkung versprühen, das sind die Zutaten zu diesem wohlschmeckenden Gericht. Popmusik mit Stil, bei der auch mal nostalgische Klänge auftauchen dürfen!!!

Stephan Schelle, Juni 2010

   

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