Joe Jackson -
Fast Forward Joe Jackson, der sich mit seinem Song „Steppin‘ Out“ und seinem Album „Night And Day“ unsterblich gemacht hat, ist ein rastloser Songwriter. Seine Wandlungsfähigkeit, die ihn nicht nur auf den zuvor genannten Song reduzieren lässt, ist bekannt. Er überrascht immer wieder mit seinen Veröffentlichungen. Allerdings liegt das letzte Album mit eigenen Songs schon sieben Jahre zurück, da wurde es dringend Zeit für ein neues Werk. |
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Jeweils
vier Songs hat Jackson in vier verschiedenen Aufnahmestudios, die in
Amerika und Europa liegen und bei denen er mit immer wechselnden Musikern
gearbeitet hat, eingespielt. Diese vier Abschnitte sind unterteilt und
nach den Aufnahmeorten betitelt. Als
erstes sind die Stücke, die Jackson in New York (seiner langjährigen
Heimatstadt) aufgenommen hat, auf dem Album zu finden. Schon das eröffnende
Titelstück zeigt die ganze Magie dieses Songwriters. Mit seinen
unverwechselbaren Harmoniefolgen auf dem Piano und seiner eindringlichen
Stimme schiebt er sich unweigerlich unter die Haut des Hörers und lässt
ihn nicht mehr los. „Fast Forward“ ist eine wunderbare Ballade.
Kraftvoller wird es dann in „If It Wasn’t For You“, bei dem
Erinnerungen an seine frühen Glanztaten erwachen. Dann
folgt mit „See No Evil“ eine von zwei Coverversionen, die Joe Jackson
in seinem ganz eigenen Stil präsentiert. Das Stück aus dem Jahr 1977
wurde im Original von der amerikanischen Rockband Television auf ihrem Debütalbum
herausgebracht. Jackson verleiht dem Stück mit einem fetten Bass und
einer intensiven Spielart seinen ganz eigenen Stempel, behält den Spirits
des Originals aber bei. Abgeschlossen wird dieser erste Part dann von der
hinreißenden Ballade „Kings Of The City“, das einen hohen Gänsehautfaktor
aufweist. Das ist Artpop vom Feinsten. Die
nächsten vier Stücke wurden in Amsterdam aufgenommen. Dieser Teil
beginnt mit einem treibenden „A Little Smile“. Mit dem Niederländischen
Concertgebouw Orchester und dem gerade mal 14jährigen Gastsänger
Mitchell Sink, der mit seiner hohen Stimme dem Stück eine ganz besondere
Note verleiht, geht es dann in „Far Away“ weiter. Jazzige,
lateinamerikanische Rhythmen bestimmen dann das Bild von „So You Say“.
Diesen Song könnte ich mir gut in einem James Bond-Film vorstellen. Auch
das rhythmische „Poor Thing“, das diesen Part beschließt, überzeugt
durch seine wunderbare Instrumentierung (mit Bläsern) und seiner
intensiven Melodie. Mit
dem rockigen Popsong „Junkie Diva“ geht es dann zum nächsten
Aufnahmeort, Berlin. Die deutsche Hauptstadt bezeichnet Jackson als seine
zweite Heimat. Hypnotisch und ein wenig düster wird es dann in „If I
Could See Your Face“, während „The Blue Time“ ganz großes Kino
ist. Jackson öffnet mit seinem Piano weite musikalische Räume. Ein Song
zum Dahinschmelzen. „Good Bye Jonny“ ist eine weitere Coverversion.
Dieses Mal hat sich Jackson einen deutschen Kabarettsong aus den 30’er
Jahren vorgenommen, der vor allem durch die Interpretation von Hans Albers
in dem deutschen Film „Wasser für Canitoga“ berühmt wurde. Jackson
hat diesen, wie eine Moritat wirkenden Song, ins englische übersetzt und
interpretiert ihn ebenfalls auf seine ureigenste Weise. Damit haucht er
diesem betagten Song neues Leben ein. Dann
wechseln wir wieder in die Staaten, wo Jackson die letzten vier Songs in
New Orleans aufgenommen hat. „Neon Rain“ ist der wohl härteste und
rhythmischste Track des ganzen Albums. Das betörende „Satellite“
(erinnert mich ein wenig an Dexy’s Midnight Runners), das leicht Reggae
angehauchte „Keep On Dreaming“ und das mit ethnischen Rhythmen und
herrlichen Retroorgelsounds unterlegte „Ode To Joy“ (ist ein richtiger
Rock/Pop-Kracher), beschließen das Album. Mit
„Fast Forward“ hat Joe Jackson ein herausragendes Album geschaffen,
das die lange Wartezeit von sieben Jahren seit dem letzten Studiowerk mit
eigenen Songs rechtfertigt. Auf den gesamten 71:28-Minuten Spielzeit gibt
es keinen einzigen Schwachpunkt. Höchste Empfehlungsstufe !!! Stephan Schelle, Oktober 2015 |
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