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Jochen
Volpert – Modern Blues Guitar 10 Die Blues-Doppelspitze aus dem fränkischen Gerbrunn nähe Würzburg macht wieder einmal auf sich aufmerksam. Nachdem Carola Thieme alias Ca.Thi. im März nach langem Anlauf ihr facettenreiches Solo-Debüt in die Welt gebracht hat, ist nun zum Herbst ihr Mann und Saiten-Virtuose Jochen Volpert an der Reihe. Er hatte ja auch maßgeblichen Anteil an der schönen Musik von Carola’s Debüt. Aber sie wies mich selbstbewusst darauf hin, dass Jochen dort, wie diesmal beim CD-Bonus „Trouble“, vor allem als Gitarrist unterstützt hat. Genauso hatte ich das auch gesehen und beim Beschäftigen mit dem Album „November Days“ empfunden. |
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Guten
Wiedererkennungswert durch durchgängig einheitliches Design, diesmal bei
Startnummer Zehn ist die Signalfarbe rot die Wahl. Zufall oder hat es nur
die Bedeutung mit dem roten Sofa. Bei dem kreativen Tandem Volpert &
Thieme muss man jeden einzelnen Aspekt beleuchten, denn die Veröffentlichungen
dieses nordbayrischen Künstler-Ehepaares sind allesamt von den ersten
Ideen, über die Promotion bis zur finalen Ausführung gut geplant und
exzellent durchgeführt. Dazu passt auch das aussagekräftige Cover von
„Trouble“, hier bei Ca.Thi. zwar alles in Blautönen gehalten, kommt
aber auch der rote Bereich wieder ins Spiel. Perfektion gilt auch für
das All Is Blues Festival. Das Programm im Kulturzentrum Keller Z 87 im Bürgerbräu,
Würzburg am 15. & 16. November 2024 ist mit Jessica Born Duo, Muddy
What? (wir berichteten aus Binz), Gregor Hilden Organ Trio, Blues Company
+ Fabulous BC Horns aktuell modern, breit aufgestellt, auf allen vier
Startplätzen fantastisch besetzt. Also ein echter Höhepunkt im
Kulturbetrieb am fränkischen Main in Unterfranken. Das Duo Volpert &
Thieme ist auch hier, als wichtiger Teil des Organisationskomitees,
erfreulich aktiv. Auf der Festival-Webseite ist erneut deren klare und
deutliche Handschrift gut erkennbar. Auch auf die Gefahr hin,
dass ich mich wiederhole, aber das muss nach noch nicht einmal 12 Monaten
seit „Modern Blues Guitar 9“ und Mitarbeit bei „November Days“ von
Ca.Thi. erlaubt sein. Woher nimmt dieser Musik-Vielarbeiter und Gitarrist
Jochen Volpert, neben seiner sicher kraftzehrenden Vollzeitarbeit, die
Motivation für so einen musikalischen Ausstoß in Quantität, Qualität
und sprudelnden Ideen. Da muss wohl ein leidenschaftliches Feuer in ihm
brennen, ja, es sieht so aus als hätte auch er die nimmer versiegende
Blues-Flamme in sich. Anscheinend gehen diesem Blues-Musiker nie die Einfälle
für Kompositionen und seine Inspirationen aus. Schon mal nach dem
ersten Durchlauf; unfassbar die Bandbreite, Interpretation und Authentizität
der dargeboten, meist instrumentalen Lieder. Wieder einmal ein Dutzend großartig
von Jochen komponierte und arrangierte Lieder, von den eingespielten
Studio-Wegbegleitern Dirk Blümlein (Bass), Achim Gössl (Keys), Jan Hess
(Schlagzeug) sowie von einigen Gästen in verschiedene bluesige Gewänder
gepackte zeitlose Kompositionen. Es ist wie immer, wenn ich eines von den
inzwischen fünf Alben der „Modern Blues Serie“ im Ohr habe, mein
ganzer Körper kommt in Bewegung. Auch diesmal bei Blues-Sammlung Numero
10. Die Würzburg
Funky-Horns sind diesmal nicht dabei, obwohl sie sicher bei einigen
Passagen, beispielsweise zum Filmmusik-Starter „1973“, gepasst hätten.
Es ist aber trotzdem wieder ordentlich etwas los im Spielergefüge. Die 12
Titel sind wieder sehr abwechslungsreich, spannen per Instrumentierung
erneut einen breiten Bogen, bringen die jeweilige Bluesfärbung immer
fantastisch zur Geltung. Dazu passend auch die Titelnamen, man weiß schon
beim Lesen wohin die Reise gehen könnte. Bei „Shuffe Madness“
mit Gast-Gitarrist und virtuosen Blues-Vielarbeiter Gregor Hilden, ein
entspanntes Zwiegespräch zweier relaxter Blues-Gitarren. Oder, wir
begeben uns bei „Dune“ gemeinsam mit dem Würzburger Gast an den
Tasten und Klang-Garten-Allee-Erschaffer Burkard Schmidl auf eine
orientalische Weltmusikreise. Üblicherweise würde man nun versuchen
weitere einzelne Musikstücke zu beschreiben, aber das ist nicht nötig,
es ist wie bei allen Vorgängern „Six“ bis „Nine“ ein
ausdrucksstarkes Blues-Potpourri. Jochen Volpert ist mit
diesem Album „Ten“ wieder einmal ein homogener stilübergreifender,
bluesiger Klang-Teppich gelungen. Alles auf den Punkt produziert und
eingespielt, es macht echt Freude dieses „Album In Red“ in Gänze
immer wieder durchlaufen zu lassen. Man hat dabei das Gefühl eine
Zusammenstellung verschiedener, internationaler Bluesgrößen zu hören.
Aber weit gefehlt, alles ist kompositorisch vom Duo Volpert & Thieme
geschaffen und mit einer Handvoll professioneller Studiobegleiter
eingespielt worden. Hört rein bei der „Modern Blues Serie“ und staunt
welche bunten Klanglandschaften dort geschaffen wurden. Für mich gehört
diese inzwischen 5-teilige Album-Serie zum Standard-Lehrstoff für
angehende, bereits fingerfertige Gitarrenhelden. Hier wird in
professionaler Qualität und Stilbreite demonstriert was man im modernen
Blues, und natürlich darüber hinaus, so alles ausdrücken kann. Ein Blick in die
internationale Blues-Szene lohnt sich immer, aber man sollte auch unsere
fantastischen deutschen Blues-Musiker aufmerksam beobachten. Ich habe in
den letzten Jahren nach unzähligen Besuchen von Auftritten, von Binz bis
Salzburg, den Eindruck gewonnen, dass wir hier im deutschsprachigen Raum
eine lebendige und sehr beachtenswerte Blues-Szene haben, die sich
weltweit sehen lassen kann. Auch neue, junge Talente wachsen durch Förderung
der etablierten Musiker nach. Etwas Sorge mache ich mir um die rückläufigen
Besucherzahlen und den hohen Altersdurchschnitt. Aber mit solchen Veröffentlichungen
und Veranstaltungen wie beispielweise von Carola Thieme, Jochen Volpert
und viele andere über die wir in letzter Zeit berichtet haben, habe ich
berechtigte Hoffnung für die deutsche Blues-Gemeinde. Blues ist zeitlos
und gerade jetzt für die Menschen wichtiger denn je!! Das unterstreicht
Carola’s emotionale Ballade „Trouble“ mit einem schönen Coverbild,
Blue in Doppelbedeutung, was für eine Blues-Überraschung beim Ausblenden
von Jochen’s „Modern Blues Guitar 10“. Roland Koch, November 2024 |
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