Jefferson Starship – Original Album Classics

Jefferson Starship – Original Album Classics
Sony Music / EPIC (2009)
(50 Stücke, 232:05 Minuten Spielzeit)

Jefferson Starship wurden ursprünglich im Jahr 1965 als Jefferson Airplane in San Francisco gegründet. Lange Zeit gehörten sie zu den Vertretern des psychedelischen Rock. Anfang der 70’er kriselte es in der Band und sie löste sich auf. Die Gründungsmitglieder Grace Slick und Paul Kantner waren übrig geblieben, scharten neue Musiker um sich und änderten den Bandnamen in Jefferson Starship. Neben den beiden war Marty Balin, der ebenfalls an der Gründung beteiligt war, bei dem Stück „Caroline“ des Albums „Dragon Fly“ als Gastsänger zu hören, gehörte aber noch nicht zur Stammelf, das sollte sich erst ab dem Folgealbum „Red Octopus“ wieder ergeben.


Sony Music bringt am 25.09.2009 eine 5CD-Box auf den Markt, die die ersten Alben von Jefferson Starship (vom 74’er „Dragon Fly“ bis zum 79’er „Freedom At Point Zero“) enthält.

Das erste, im Jahr 1974 herausgekommene Album der neuen Formation hieß „Dragon Fly“ und trägt auf dem Cover neben dem Bandnamen die Namen der beiden Hauptprotagonisten Slick und Kantner, wohl um der Musikwelt zu zeigen, dass hier der Erfolg von Jefferson Airplane unter anderem Namen fortgesetzt werden sollte. Vor allem die Single „Caroline“ war es, mit der die Band punkten konnte. Und auch „Ride The Tiger“ kam gut an. Der Rest der Stücke besteht aus gutem aber durchschnittlichem Westcoast-Material.

Mit diesem überraschenden Erfolg in der Tasche ließen sie ein Jahr später das nächste Album „Red Octopus“ folgen, das wesentlich ausgereifter klingt als der Vorgänger. Neben balladeskem (wie „Miracles“) finden sich vor allem rockigere Stücke) auf dem Album, die den Spirit des 70’er Staatenrocks atmen, was nicht zuletzt durch den Einsatz einer Geige - siehe z. B. „Git Fiddler“ - verstärkt wird. Der Lohn dafür: „Red Octopus“ war bei Kritikern und Fans gleichermaßen beliebt und kletterte in den USA auf Platz 1 der LP-Charts. Sony hat diesem Album, als einziges in der Box, Bonusmaterial spendiert, was sich in fünf Zusatztracks ausdrückt.

Ein weiteres Jahr später erscheint das Album „Spitfire“, das vor allem durch sein sehr psychedelisch/mystisches Cover auffällt. Allerdings hat die auf einem Drachen sitzende, Pfeife rauchende Asiatin nicht wirklich etwas mit der Musik auf dem Album zu tun (höchstens eine Anspielung auf den Titel „Dance With The Dragon“), denn Jefferson Starship behalten ihren eingeschlagenen Weg des Staatenrock bei, was sich gleich schon im Opener „Cruisin’“ zeigt. Auch mischten sie rockige und leicht funkig/bluesig angehauchte Elemente miteinander, was den Stücken eine gewisse Frische verlieh. Mit diesem Album ging es weiter in Richtung Mainstream und so verkaufte sich das Album auch sehr gut.

Bis zum nächsten Album dauerte es dann zwei Jahre, denn „Earth“ erschien erst im Jahr 1978. Der weitere Schritt zum Mainstream ist in der glatten Produktion und den weicheren Sounds wie zum Beispiel im Opener „Love Too Good“ zu hören. Das Stück hat einige Streicher und Synthielinien zu bieten und Grace’s Gesang deutet hier schon die kommenden Hits der Nachfolgeband Starship an. Mit diesem Album schienen sich die Geister der Bandmitglieder zu scheiden was sich darin ausdrückte, dass die Gründungsmitglieder von Jefferson Airplane, Grace Slick und Marty Balin, nach diesem Album die Band verließen.

Die Konsequenz aus dem Ausstieg von Slick und Balin zeigt sich dann im Jahr 1979 in dem wohl rockigsten Album der Band, das den Namen „Freedom At Point Zero“ trägt. Auf diesem Album wechseln die verbleibenden Musiker zum Stil des Stadionrock der Marke Toto (z. B. in „Jane“) & Co. Heavey mäßiger Gesang oder auch Satzgesang wie in „Lightning Rose“ (hier kommt gar ein Saxophon zum Einsatz) zeigen eine gewandelte Band. Dieses Album ist das letzte der Box. Die Musik darauf hat mit den vorangegangenen Alben nichts mehr gemein, hört sich Jefferson Starship im Vergleich hier wie eine komplett andere Band an.

Diese Box ist eine gute Werkschau der amerikanischen Band, die sich in dieser Form zwischen den psychedelischen Anfängen (unter dem Namen Jefferson Airplane) und dem absoluten Mainstream mit Hits wie „Sara“ oder „We Build This City“ (als Starship) bewegte. Wer also die Alben in digitaler Qualität noch nicht hat oder sich erstmals mit dieser Phase der Band beschäftigen möchte, für den ist diese Box genau richtig. Für einen günstigen Preis bekommt man die 70’er Phase der Gruppe in Cardboard-Sleeves mit den Originalcovern geboten.

Stephan Schelle, Oktober 2009

   

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