Jeff Lynne’s ELO – Wembley Or Bust
Sony Music (2017)
(CD: 23 Stücke, 98:37 Minuten Spielzeit
DVD: 23 Stücke, 118
Minuten Spielzeit)

Nach einer 14jährigen Veröffentlichungspause seines Bandprojektes Electric Light Orchestra (ELO) brachte Jeff Lynne im November 2015 mit „Alone In The Universe“ endlich ein neues Werk heraus. Das Album war sehr erfolgreich, kletterte es doch in den deutschen Albumcharts bis auf Platz sieben und konnte sich in den britischen Albumcharts gar auf Platz vier schieben. Grund genug für Jeff Lynne sein Projekt auch wieder live auf die Bühne zu bringen.


Im Rahmen seiner Tournee gastierten Jeff Lynne’s ELO auch im ehrwürdigen Londoner Wembley-Stadion. Bei diesem Event ließ Lynne die Kameras mitlaufen und filmte diesen denkwürdigen Auftritt. Am 17.11.2017 ist der Mitschnitt als DoppelCD/DVD, DoppelCD/BluRay und Dreifach-Vinyl erschienen. Mir lag zur Besprechung die DoppelCD/DVD vor.

Jeff bot den 60.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion eine fantastische Rock’n’Roll-Show, bei der er aus einer Fundgrube an Hits auswählen konnte. Neben Songs vom jüngsten Album wie „When I Was A Boy“ präsentierten er und seine bestens aufgelegte Band auch zahlreiche ELO-Klassiker wie „Mr. Blue Sky“, „Livin' Thing“, „Evil Woman“, „Can't Get It Out Of My Head“, „10538 Overture“, „Turn To Stone“ oder „Don't Bring Me Down“, „Do Ya“ aus seiner Zeit mit The Move und der Traveling Wilbuys-Hit „Handle With Care“ dem begeisterten Publikum. „Ich erlebe gerade die beste Zeit, die ich als Musiker hatte“, erklärt Jeff Lynne. „Es übersteigt alles, was ich mir jemals hätte vorstellen können.“

Das LineUp von ELO bestand neben Lynne, der Gitarre spielte und sang (seine Stimme ist dabei immer noch sehr authentisch und zeigt keine Abnutzungserscheinungen) aus Mike Stevens (Gitarre, Backgroundgesang), Marcus Byrne (Keyboards, Vocoder), Bernie Smith (Keyboards, Stringsynthesizer), Donavan Hepburn (Schlagzeug), Milton McDonald (Gitarre, Backgroundgesang), Lee Pomeroy (Bass, Backgroundgesang), Jo Webb (Keyboards, Backgroundgesang), Iain Hornal (Backgroundgesang, Gitarre, Percussion), Melanie Lewis-McDonald (Backgroundgesang, Operngesang bei „Rockaria!“, Percussion), Rosie Langley (Violine), Amy Langley (Cello) und Jessica Cox (Cello).

Jeff Lynne‘s ELO spielten in London eine Show der Superlative, die von zahlreichen Kameras in bester HD-Qualität eingefangen wurde und auf der DVD im Format 16:9 vorliegt. Neben einer umwerfenden Lightshow, die von einer riesigen, mehrteiligen LED-Leinwand unterstützt wurde, thronte über den Musikern das bekannte Raumschiff, das auch schon das Album „Out Of The Blue“ zierte. Das Konzert auf der DVD ist wie ein Konzertfilm aufgemacht, denn vor und zwischen den Stücken finden sich Aufnahmen aus dem Backstagebereich, den Proben oder es werden Kommentare eingeblendet, was den Fluss des Konzertes aber in keinster Weise stört. Vielmehr unterstützten die Einblendungen diesen wunderbaren Auftritt. Leider kann der Ton nicht ausgewählt werden, der auf der DVD nur im Stereo-Format enthalten ist. Hier hätte ich mir doch eine 5.1 Surroundsound-Version gewünscht.

Beeindruckend ist schon der Beginn, bei der die Kamera über eine Wiese und ein Waldstück auf das Wembley-Stadion zufliegt und wenige Momente später die beeindruckende Kulisse der 60.000 Zuschauer zeigt.

Von den ersten Tönen des Openers „Standin‘ In The Rain“ startet eine gut 98minütige Party (mit den Einspielungen und dem Abspann kommt die DVD auf 118 Minuten), bei der die Zuschauerreaktionen, die aus Mitsingen, Mitwippen und Tanzen bestehen, sehr schön eingefangen wurden. Diese Atmosphäre nimmt vor dem heimischen Bildschirm schnell gefangen. Man kann sich der guten Stimmung, die Musik und Zuschauerreaktionen heraufbeschwören nicht entziehen und möchte am liebsten vor dem Bildschirm mittanzen. Das Konzert war ein einziges Fest für Ohren und Augen, bei dem so mancher Anwesende in Erinnerungen schwelgen konnte. Jeff kommt in 2018 zu einigen Konzerten nach Deutschland, das sollte man sich nach dem Genuss dieser DVD nicht entgehen lassen.

Als Zugabe liegen der DVD dann noch zwei CDs bei, die das Konzert in einer Länge von 98 Minuten im Audioformat bietet. Die kürzere Laufzeit ist darauf zurückzuführen, dass die Zwischenbeiträge, die in den Konzertmitschnitt der DVD eingebaut wurden, hier fehlen.

„Wembley Or Bust“ von Jeff Lynne’s ELO ist ein wahrer Genuss. Wer die Musik der Band mag, die zwischen symphonischen Rock und Pop pendelt, aber auch schon mal in den Discobereich abdriftet (z. B. in „Xanadu“), der muss diesen Mitschnitt, der am 17.11.2017 erschienen ist, in seine Sammlung aufnehmen. Ich für meinen Teil mag die Musik und finde diesen Konzertmitschnitt grandios.

Stephan Schelle, November 2017

   

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