Jeff Lynne – Long Wave

Jeff Lynne – Long Wave
Big Trilby Records / Frontiers Records (2012)
(11 Stücke, 27:24 Minuten Spielzeit)

Neben der CD „Mr. Blue Sky - The Very Best Of Electric Light Orchestra“ spendiert uns Jeff Lynne zum 40. Geburtstag seiner Band ELO auch gleich noch ein Soloalbum. Es trägt den Titel „Long Wave“ und ist das erste Soloalbum des Briten seit 22 Jahren. Auf „Long Wave“, das mit nicht mal einer halben Stunde doch recht kurz geraten ist, präsentiert Jeff einige alte Songs, die ihn in seiner Jugend begleitet haben. Entsprechend nostalgisch ist das Layout der CD ausgefallen, das im Innenteil ein altes Wohnzimmer mit einem alten Röhrenradio zeigt.


Das Cover ziert eine alte Aufnahme von einem Straßenzug einer britischen Arbeiterstadt. Das Foto wirkt sehr trist, doch so dunkel sind die Songs aber nun auch nicht. Jeff geht bei seinen Interpretationen von Songs, die im Original unter anderem von Charles Aznavour und Herbert Kretzmer, Rodgers & Hammerstein, Don Everly, Roy Orbison (mit ihm hat Jeff auch unter anderem mit den Traveling Wilburys gespielt), Chuck Berry und sogar Charlie Chaplin stammen, sehr einfühlsam vor.

Als Ein-Mann-Band ist Lynne ein inspirierender Liebesbrief an die Musik in ihrer Reinform gelungen – eine außergewöhnliche Reflexion wie Songs unser Leben bereichern und verändern können. „Ich habe das Album „Long Wave“ getauft, weil ich all die Songs singe, die im Langwellenrundfunk liefen, als ich noch ein Kind in Birmingham war“, erklärt Lynne. „Diese Songs bringen mir ein starkes Freiheits-Gefühl zurück. Mein Vater ließ das Radio ständig laufen, so dass sich einige Lieder seit 50 Jahren in mir festgesetzt haben. Kaum einer kann sich vorstellen wie großartig es sich anfühlte, sie nach all den Jahren in meinem Kopf wieder auferstehen zu lassen.“

Einige Stücke wirken von ihrer Instrumentierung und der Interpretation durch aus wie Stücke der Beatles. Zumindest lässt Jeff’s Spielart die Nähe zu den Fab Four zu. Auch blitzen an einigen Stellen Gitarrenpassagen auf, die an Brain May’s Stil  (Queen) erinnern. Die Songs „Smile“ und „Love Is A Many Splendored Thing“ verbreiten aufgrund ihrer sehr schönen Instrumentierung und der eingängigen Melodien darüber hinaus ein ganz besonderes Flair. Jeff Lynne hat es geschafft den Stücken seine ganz persönliche Note hinzuzufügen und somit neue Songs entstehen zu lassen.

Auch wenn die Stücke aus den 50’ern und 60’ern stammen und so manches Mal der Spirit des Beat und Rock’N’Roll aus ihnen erstrahlt, so sind sie doch nicht altbacken. Wer die Musik von Jeff Lynne mag oder gerne mal in nostalgischen Klängen baden möchte, der wird auch gefallen an dieser Veröffentlichung finden. Das liegt vor allem an der sehr gefühlvollen Herangehensweise, die Jeff Lynne bei der Einspielung an den Tag gelegt hat. Ein gelungenes, wenn auch zu kurz geratenes Werk.

Stephan Schelle, Oktober 2012

   

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