Jeff Beck – Original Album Classics

Jeff Beck – Original Album Classics
Sony Music / Epic (2010)
(49 Stücke, 249:02 Minuten Spielzeit)

Eine weitere 5CD-Box aus der Reihe „Original Album Classics“ widmet sich einem der besten zeitgenössischen Rockgitarristen. Die Rede ist von Jeff Beck, der in den 60’ern als Sessionmusiker begann und so während seiner Karriere mit zahlreichen bekannten Größen der Blues- und Rockmusik zusammen gearbeitet hat (zum Beispiel den Yardbirds, Jimmy Page, Rod Steward, John Wood, Stevie Wonder oder Roger Waters).


Die Box widmet sich den Solowerken dieses Ausnahmegitarristen und bietet fünf Originalalben der Jahre 1980 bis 2001. Diese Retrospektive, die allerdings nur einen kleinen Teil des Schaffens von Jeff Beck widerspiegeln kann, zeigt, welch unterschiedliche Stile er spielte. Wenn man seine Werke nacheinander hört, stellt man fest, dass es schwierig ist diesen Musiker in eine Schublade zu stecken.

Los geht es mit dem 80’er Album „There & Back“, seinem vierten Solowerk. Dieses Werk ist funkig, jazzig, rockig, perkussiv und hoch melodisch. Auch im neuen Jahrtausend strahlt es noch eine ungeheure Faszination aus. Mit „Flash“ aus dem Jahr 1985 ging Beck eher kommerzielle Wege, denn das Album atmet recht stark den Zeitgeist der 80’er Jahre und klingt sehr mainstreamig. Neben Melodicrock sind es auch elektronische Sounds, die recht wavig und poppig klingen (erinnert stellenweise ein wenig an „Flashdance“). Dieses Album enthält mit „Nigthawks“ und „Back On The Streets“ - als einziges dieser Box - zwei Bonustitel. „People Get Ready“ wird von Rod Steward gesungen und ist eine typische Steward-Nummer.

Das 1989’er Album „Jeff Beck’s Guitar Shop“ ist wieder ein Highlight in dieser Box. Hier bietet Beck wieder handgemachten Rock mit Bluesansätzen. Das eröffnende Titelstück klingt, als ob man sich in einer Werkstatt befindet. Das hat wirklich etwas Faszinierendes. Auch ein Reggae-Rhythmus ist Jeff nicht fremd, was er im Stück „Behind The Veil“ bestätigt. Mit dem Stück „Two Rivers“ findet sich noch ein hinreißendes Instrumentalstück, das einfach nur traumhaft aus den Boxen schwebt, auf dem Album.

„Who Else“ zeigt Jeff zehn Jahre später im Jahr 1999. Hier geht es fast schon Industrial- oder Technoartig zu. Faszinierend ist hier die Kombination aus technischen Rhythmen und der von Beck gespielten Gitarre. Da wirkt dann ein waschechter Blues wie „Brush With The Blues“ fast deplaziert. Aber auch rockige Tracks mit Weltmusik-Ansätzen wie zum Beispiel „Space For The Papa“ oder experimentelle Klänge finden sich auf dem Album, das dadurch nicht leicht bekömmlich wirkt. Allerdings hat das Album eine höchst spannende intensive Ausstrahlung.

Den Abschluss bildet das aus 2001 stammende „You Had It Coming“. Dieses Werk geht in eine ähnlich extreme Richtung wie „Who Else“. Auch hier sind es industrielle und technoartige Sounds die Jeff in seine Musik einwebt. Das ist, wie im eröffnenden „Earthquake“, das in der Tat über den Hörer wie ein Erdbeben hereinbricht, schon recht heftiger Tobak. Aber auch hier gilt, ein energetisches und hoch spannendes Werk, das ich allerdings nicht unbedingt einem, Gitarristen zugeordnet hätte.

Da ich die anderen Soloalben von Jeff Beck nicht kenne, kann ich nur diesen Fünferpack beurteilen und der ist sichtlich nach meinem Geschmack. Auch wenn mich nicht alle Stücke begeistern können, so ist doch der Großteil – vor allem aufgrund seiner Vielschichtigkeit – äußerst ansprechend. Aus meiner Sicht eine gelungene Zusammenstellung dieses Gitarrenheroes.

Stephan Schelle, September 2010

   

CD-Kritiken-Menue