Jade Warrior – “Floating World”, “Waves”, “Kites” und “Way Of The Sun”
4 Alben bei Eclectic Discs (2006)

Ende 1969 gründeten Jon Field, Tony Duhig und Glyn Havard die Band Jade Warrior, deren Bezeichnung sowohl die die Kraft wie auch die künstlerische Feinfühligkeit ihrer Musik widerspiegeln sollte. Nach drei beim Label Vertigo wechselte man durch Vermittlung von Steve Winwood zu Island Records. Dort entstanden zwischen 1974 und 1978 in der Besetzung Field / Duhig plus Gastmusiker vier Alben, die später als instrumentale Meisterwerke, die aus einer Mischung von afrikanischen und fernöstlichen Einflüssen, gespickt mit der innovativ gespielten Rockgitarre Tony Duhig’s bezeichnet wurden.

Im September 2006 bringt Eclectic Discs diese vier Alben in remasterter Form und mit dem Originalcover wieder heraus. Alle CDs haben darüber hinaus ein umfangreiches Booklet mit Linernotes zur Band und zum jeweiligen Album. Den Alben, die zwischen 36:27 und 44:35 Minuten Spielzeit aufweisen, wurde allerdings kein Bonusmaterial spendiert.

Das Album „Floating World“ wurde erstmals 1974 veröffentlicht und bietet auf den zehn Stücken eine Mischung aus Elektronik, Ethno, Psychedelic, Rock und Jazz. Die zehn Tracks gehen fast nahtlos ineinander über, was aus dem Album ein kompaktes Werk entstehen lässt. Zwischen dem vierten und fünften Stück entsteht eine kleine Pause, was aber daran liegt, das seinerzeit hier der Wechsel der Albumseite anstand. Vorwiegend ruhige, fließende Stücke finden sich auf dem Album, die aber von einigen härteren Passagen wie zum Beispiel auf „Red Lotus“ und „Monkley Chant“ das durch bedrohliche Stimmsamples (erinnern an einen kriegerischen Gesang) und einer streckenweise sägenden, kreischenden E-Gitarre geprägt ist. „Waterfall“ hat mit seiner Melodie auf der E-Gitarre gar etwas von den Shadows, das aber im Verlauf in einen Part mit afrikanischen Rhythmen übergeht und jazzig weitergeführt wird.

1975 folgte dann das Album „Waves“, das zwei mit „Part I“ und „Part II“ nur zwei Stücke aufweist. Das Album widmet sich dem Meer. „Part I“ beschreibt die Reise aus den Tiefen des Ozeans hinauf an Land und „Part II“ tritt quasi die Rückreise an. Während Tony Duhig verschiedene Gitarren spielt, benutzt Jon Field die unterschiedlichsten Instrumente wie Flöte, Oboe, Klavier, Schlagzeug, Perkussion, Schellenbaum, eine Whiskeyflasche und weitere Instrumente. Auf dem Album steuerte außerdem kein geringerer als Steve Winwood Solos auf dem Moog und dem Klavier bei. „Part I“ ist sehr von schwebenden und fließenden Klängen, mit einem jazzigen Flair, das durch Rhythmusgeräte, Klavier und auch Gitarre erzeugt wird, geprägt. Streckenweise klingt ähnelt das auch ein wenig dem frühen Werken von Mike Oldfield. „Part II“ startet mit diversen Tiergeräuschen und Trommeln an Land, was eine gewisse afrikanische Urwald-Stimmung erzeugt. Darüber spielt Jon streckenweise eine sehr zarte Flötenmelodie. Auch durch Wind- und Glockenspiel wechselt die Stimmung in einen etwas asiatischen Teil der mit der E-Gitarre-Saite in seine Einzelteile zerlegt wird. Diese Gitarre, die zunächst die Oberhand übernommen hat, wird durch weitere Instrumente ergänzt ind der Track wandelt sich in eine Jazz-/Rock-Fusion um dann später wieder in saften Tönen in den Ozean abzutauchen.

Das dritte Islands Records-Album „Kites“ wurde erstmals 1976 von einer Plattennadel abgetastet. Ein Dutzend Tracks beinhaltet dieses Album, das mit einer 30sekündigen Stille beginnt, bevor dann Gongschläge und fernöstliche orchestrale Sounds den Reigen beginnen. Zwei Themen beinhaltet das Album, die seinerzeit auf je eine Albumseite gepresst wurden. Der erste Teil ist inspiriert von dem Anblick Paul Klee’s Gemäldes „Plant, Earth and the Kingdom of the Air“. Die Musik setzt Eindrücke von Wald, Wind und dem Flug eines Lenkdrachen um. Die Musik in diesen ersten fünf Stücken ist recht locker luftig im asiatischen Stil gehalten. Der zweite Teil, der mit dem Track „Land Of The Warrior“ beginnt, hat die Wanderung eines chinesischen Zen-Mönches, der im neunten Jahrhundert lebte, zum Inhalt. Hier wird es dann soundtechnisch etwas düsterer und wie in „Arrival Of The Emporer“ auch etwas schräger. Vorwiegend ruhige, leise Passagen, die manchmal recht heftig durch lautere unterbrochen werden, bilden den Hauptteil dieses Parts.

Mit „Way Of The Sun“ aus dem Jahr 1978 schließt das Quartett der Wiederveröffentlichungen. Auf diesem Album breitet das Duo ihren ethnischen Sound mit Progeinflüssen ganz im Stile von Mike Oldfield oder Anthony Phillips auf neun Soundscapes aus. Auch wenn hier in den Titeln der Name des ägyptischen Sonnengottes RA auftaucht, ist die Musik doch wie gehabt von fernöstlichen und afrikanischen Klängen untersetzt. Einige Passagen, wie in „Sun Child“ vermögen auch an die orchestralen Werke eines Vangelis zu erinnern. Und auf diesem Album sind dann erstmals Lateinamerikanische Einflüsse, wie zum Beispiel in „Way Of The Sun“ zu hören, welches sich in einer Rhythmussektion widerspiegelt, die man auch bei Santana findet. Auch Rhythmus und Gitarre in „River Song“ geht etwas in diese Richtung. Und „Carnival“ hätte auch gut auf ein Santana-Album gepasst.

Eclectic Discs haben mit dieser Wiederveröffentlichung die Musik dieser außergewöhnlichen Band gehoben und für die Nachwelt erhalten. Hier gibt es für Liebhaber psychedelischer Klänge mit elektronischem Einschlag und Elementen aus afrikanischen und fernöstlichem Flair sowie Jazz und Rock einiges zu entdecken.

Stephan Schelle, Oktober 2006

 
   

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