Ivan & The Parazol – Exotic Post Traumatic
Butler Records / Bertus (2019)

(10 Stücke, 32:49 Minuten Spielzeit)

Bei Ivan & The Parazol handelt es sich um eine vierköpfige Garage-Rock Band aus Ungarn (Budapest). Laut Pressetext mischt sie den Geist des 70erJahre-Glam-Rock mit modernen Psych-Rock-Komponenten. Aus dem im Papersleeve (liegt mir vor) veröffentlichten Album „Exotic Post Traumatic“, das den mittlerweile vierten Longplayer der Band darstellt, sind leider keine Infos zur Band zu entnehmen. Das Album erscheint am 15.03.2019 aber auch auf Vinyl. Auch die Bandseite im Internet gibt keine Auskunft darüber und die restlichen Seiten im WorldWideWeb geben nur Auskunft über die frühere fünfköpfige Besetzung.  

 

Hier dann noch einige Infos aus dem Pressetext: Man könnte also sagen, die Band habe so etwas wie ein Glam-Psych-Rock-Amalgam geschaffen. Dabei haben die Budapester in den letzten Jahren alle Facetten der „live-Performance“ erfahren dürfen - mehrere Male war man beim SXSW-, CBGB-, Reeperbahn- und dem Sziget-Festival, und Deep Purple wurden bei ihrer „Stadtrundfahrt“ durch Budapest unterstützt. Ausgezeichnet mit einem MTV EMA-Award für den „Best Central European Act“, ist Ivan & The Parazol eine Band, die nie damit aufhört, einen eigenen Sound zu kreieren und stetig zu verbessern.

Nach der Veröffentlichung der entspannten, vom Westcoast-Sound beeinflussten Single „Nr. 1003“, die bereits mit großem Erfolg hierzulande im Radio lief, präsentiert die Band nun „Changin“- quasi eine andere Seite von Ivan & The Parazols kreativem Können. Verzerrte Gitarren und groovende Basslines als belebende Elemente, um Frontmann Iván Vitáris, um dessen Vocals vollem Charakter und Farbe gerecht zu werden.

„‘Changin’ könnte der Titel des gesamten Albums sein, denn die letzten zwei Jahre haben genau das verkörpert – den Wechsel. Die Band, unsere Musik und unser Songwriting-Stil haben sich weiterentwickelt. Der Song wurde auch von einer neuen Beziehung inspiriert … aber natürlich ist die gewünschte Liebe schwer zu erreichen, insbesondere wenn die verschiedenen Faktoren des Lebens und der persönlichen Erfahrungen die Realisierung erschweren. Unsere Band und unsere Bindung sind auch eine Beziehung, die Entwicklungen und Schwierigkeiten durchmacht. Man muss wohl seinem Instinkt vertrauen, dann wird eine Veränderung Vieles verbessern.

Eine Musikkarriere ist wie ein Flugzeug oder Raumschiff, das jahrzehntelang reist, um ein scheinbar unerreichbares Ziel anzuvisieren. Unsere Single ‚Nr. 1003’ handelt beispielsweise von dieser Reise, und das ist eine schwierige. Was tut man beispielsweise, wenn ein Mitglied der Band krank wird und zurückgelassen werden muss, damit die Reise fortgesetzt werden kann, die Träume wahr werden? ‚Nr. 1003’ geht an unseren Bassisten Jani. Nachdem er jahrelang mit uns gemeinsam auf der Straße verbracht hat, hinterlässt er ein großes Loch in unserem Team. Wir hoffen, ihn bald wieder mit auf Tour zu haben.“

Mit dem Song „NR. 1003“ beginnt das Album. Als erstes hört man eine Stewardess durch die Lautsprecher einen Willkommensgruß zur Landung auf dem internationalen Flughafen von Los Angeles sagen. Dann beginnt die Musik und legt sich langsam über die Ansage. Gleich kommt ein gewisses Retrogefühl auf, denn die Musik ist in den frühen 70’ern verortet. So ein bisschen frühes Stones-Feeling kommt bei diesem Song rüber, was sich an der ein oder anderen Stelle im Album wiederholt. Allerdings ist der Song nicht so rau, sondern recht clean produziert. Bei Minute 2:24 kommt dann eine Passage auf, die den Artrockfan aufhorchen lässt, denn der sanfte Gesang ähnelt hier ein wenig Riverside.

Glam-Rock wie in den frühen 70’er Jahren zeigt sich dann auch im zweiten Midtempo-Song „I Can’t Recall“. Rockiger wird es dann in „What I’ve Been Through“, in dem Iván Vitáris seine Stimme leicht verfremdet und damit ein wenig in Richtung Hendrix’ schielt. Herrlich auch das Gitarrensolo in der zweiten Hälfte des Stückes. In den Songs „Changin’„ und „Seriel Killer“ kommt dann INXS-Feeling auf, was nicht nur an Iván’s Gesang sondern auch an Melodie und dem Rhythmus auszumachen ist. Eine Spur Punk mischt sich dann in den Glamrock im Song „Lonely Sunday“.

„Exotic Post Traumatic“ ist ein klasse Album, das in den frühen 70’ern verortet ist und in vielen Songs dem damaligen Glamrock fröhnt. Die Songs sind dabei sehr abwechslungsreich ausgefallen und weisen an einigen Stellen gar Ähnlichkeiten zu den Stones oder auch Bands wie INXS auf.

Stephan Schelle, März 2019

   

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