Issun – Dark Green Glow
Eigenproduktion (2019)
(10 Stücke, 69:50 Minuten Spielzeit)

Im Sommer 2019 betritt eine neue, junge, deutsche Band aus Hannover (das spricht schon mal für Qualität) die Progressive Rock-Bühne. Issun, das sind Tobias Schröder (Gesang, Keyboards, Percussion), Markus Ottenberg (Gitarren), Marc Adrejkovits (Bass) und Simon Schröder (Schlagzeug). Den Namen dieses deutschen Quartetts sollte man sich schon mal merken, denn ihr Debütalbum „Dark Green Glow“, das nach dreijähriger Produktionsphase Ende Juli 2019 auf den Markt gekommen ist, überzeugte mich schon beim ersten Hördurchgang.


Das Frontcover erinnert ein wenig an eine düstere Version von Marillion’s erste Alben. Klappt man aber Vorder- und Rückseite des sechseitigen Digipacks komplett auf, dann offenbart sich das Gesamtkunstwerk als düsteres, horrorartiges Bild. Und genau das haben die vier Jungs auch auf ihrem Debüt vertont, eine fantastische Horrorgeschichte, die in einem mysteriös grün schimmernden Wald angesiedelt ist. Leider ist der CD kein Booklet beigelegt, aus dem man die Story oder die Texte entnehmen kann. Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt dieser hervorragenden CD.

Musikalisch bewegen sich Issun in einer Schnittmenge aus NeoProg, Hardrock und AOR. Die große Stärke, neben den eingängigen Songs, ist vor allem Tobias Schröder’s Gesang, der sehr variantenreich daherkommt und unter anderem gar an Steve Perry von Journey erinnert, auch wenn er nicht ganz in den Höhenbereich des Shouters kommt. Auch der Klang des Albums, das von Martin Schnella aufgenommen und gemischt wurde, ist hervorragend.

Eröffnet wird das Album mit dem Stück „Think I’ll Stay In Bed Today“. Nicht nur bei einer Horrorstory keine gute Idee, den Tag im Bett zu verbringen. Eine Pianomelodie zu der Tobias sehr filigran singt, startet in einen balladesken Song, der sich wunderbar ins Ohr bohrt. Eine weibliche Stimme stimmt dann in den Reigen ein. Leider ist dem Album nicht zu entnehmen, war sie beisteuert (da Martin Schnella das Album Produziert hat könnte dies Melanie Mau sein, was aber eine Vermutung ist). Das Ganze endet dann in einem symphonischen Part.

Druckvoller wird es dann im zweiten Track „Lost Generation“, bei dem zunächst der markante Bass Eindruck hinterlässt. Hardrockgitarren und Tobias’ knackiger Gesang sorgen für Hardrockflair mit tollen Melodien. Ein klasse Song. In „Falling Away“ das sehr nahe am AOR wandelt, singt Tobias an einigen Stellen nahezu wie Steve Perry.

Die vertrackte Rhythmik in „Sleep In The Forest“ sorgt dann für progressives Flair. „Tempest Of Laughter“ ist mit seinen 17 Minuten der Longtrack des Albums. Ein abwechslungsreicher Track, der zwischen ruhigen und melodisch druckvollen Passagen wechselt und auch sehr schöne, von elektronischen Sounds und AOR-Klängen bestimmte Instrumentalteile beinhaltet. Wie in einem guten Longtrack wechseln hier die Strukturen, Rhythmen und Melodien. Es folgen weitere atmosphärisch dichte Stücke.

Mir „Dark Green Glow“ haben die aus Hannover stammenden Issun ein starkes Erstlingswerk eingespielt, das Appetit auf mehr macht. Den Namen sollte man sich merken, denn bei diesem Start sollte sich die Band schnell in der Szene etablieren, da bin ich mir ganz sicher.

Stephan Schelle, August 2019

   

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