IQ - Dark Matter

IQ - Dark Matter
Giant Electric pea/SPV (2004)
(5 Stücke, 52:16 Minuten Spielzeit)

Hier nun also das neue Album der Progrock Ikonen von IQ. Das Cover vermittelt genauso wie der Titel kalte und dunkle Musik, was natürlich nicht wirklich auf der Scheibe zu finden ist. Der Auftakt „Sacred Sound“ ist gleich ein knapp zwölf Minuten langer Einstieg. Und man bekommt die volle Ladung IQ, ruhige Parts, harmonische Übergänge, schwere Orgel, virtuose Gitarren und Keyboardläufe. Auch Peter Nichols Stimme bettet sich gewohnt gut in den Sound ein. Insgesamt  ein sehr wuchtiger Einstieg.


Song Nummer zwei namens „Red Dust Shaddow“ ist dann eine hervorragende Progballade. Eine ruhige Gitarreneinleitung mit fast gehauchten Vocals wird im Refrain mit kräftigen Gitarrensolos, einer schweren Orgel und pathetischen Keyboardstreichern fortgeführt, ehe alles vom schweren Bass geprägt zur ausklingenden Akustikgitarre getrieben wird. Der Übergang zum nächsten Akt „You Never Will“ ist fließend und wird von der tickenden Uhr noch unterstützt. Der Einstieg ist von zackigen Gitarren, Keyboards und Vocals geprägt. Im Refrain gibt es dann eine über alles schwebende Orgel. In diesem Song sind die ständig wechselnden Keyboardsounds sehr interessant gemacht, mal als Leadinstrument, dann nur dahinschwebend, wieder als Soloinstrument und immer im anderen Sound. Etwas nervend, wenn auch fast logisch, die (Früh) Genesis typischen Keyboards und Gitarren.

Auch in den vierten Akt „Born Brillant“ geht es fließend, ein pumpender Basssound, darüber Geräusche gelegt und aus weiter ferne die Stimme von Nichols. Dann setzen Keyboardchöre ein, die Stimme wird deutlicher. Das klingt alles sehr modern bis der Bass schneller pumpt und wieder die Genesissounds aus Bass, Schlagzeug und Keyboards einsetzen. Allerdings bleiben die modernen Sounds als Kontrapunkt erhalten. Da der Song stetig an Power zunimmt, wird man regelrecht hindurch getrieben. Alles sehr wuchtig. Nach ca. dreieinhalb Minuten setzt dann eine starke E-Gitarre ein und ein herrliches Duell aus selbiger und Keyboardchören sowie pumpenden Bass und Schlagzeug setzt ein.

Von einer fast schon süßen Akustikgitarre wird der finale Part und das Herzstück des Albums „Harvest Of Souls“ eingeleitet. Das 25-Minuten Stück besteht aus insgesamt sechs Teilen. Und soviel sei vorweg genommen, das ganze wirkt sehr kompakt und in keiner Phase zusammengestückelt. Der erste Teil wirkt sehr atmosphärisch-verträumt, denn es setzen diese verhallten Keyboardchöre ein und auch die Gitarre klingt wie dahingehaucht. Doch man hört natürlich in den Untertönen, dass hier etwas heraufbeschwört wird. Der zweite Teil ist dann 70´s Prog pur. Harmoniegesänge, die typische Hammondkeyboardfigur und die dazu passenden Gitarrenfiguren. Und ziemlich erartet setzen dann die Militarydrums ein. Das sich daran anschließende Gebräu aus Hammond und Gitarren ist ebenso virtuos wie unüberraschend. Teil drei namens „Nocturne“ ist wieder ruhiger, wenn auch sehr wuchtig, beinhaltet aber eine herrliche E-Gitarre. Das ganze wird dann von einem heftigen Proglärm aus Gitarren, Schlagzeug, Keys und Geräuschen in einen dämonisch beängstigend klingenden Teil getrieben. Erlöst aus diesen ca. 60 Sekunden werden wir von einem E-Piano, das in Verbindung mit einer E-Gitarre den vierten Teil, „Frame And Form“, wieder versöhnlicher beginnt. Richtig atmosphärisch wird man dann in den wieder etwas heftigeren fünften Teil getrieben, der mit schwer pumpenden Bass und Keyboardtürmen beginnt. Die Gitarre schält sich heraus und der nächste Ritt durch die Vergangenheit beginnt. Natürlich wird man zum Schluss mit einem bereits bekannten Motiv (hier aus dem zweiten Part) aus dem Song geleitet. Heroisch klingen die Gitarren und Keyboards und man bleibt überwältigt zurück in Stille.

Fazit: ein perfekt komponiertes und produziertes, von hervorragenden Musikern eingespieltes Genre Werk. Man trifft an jeder Ecke alte Bekannte (Yes, Marillion, Genesis, wen schon sonst), was meistens sogar Freude macht. Wenn allerdings bei „Harvest Of Souls“ bei ca. Minute 19:30 die x’te Variation des wohl bekanntesten „Supper´s Ready“- bzw. „Gerendl“- Teils einsetzt, wird es fast schon peinlich. Nochmals, es gibt an dieser Scheibe nichts auszusetzen, es ist (Neo)Prog auf höchstem Niveau. Aber ich habe auch für all die Kritiker Verständnis, die sagen, wer braucht das? Denn auch bei mir setzen sich in der Regel eher die alten Meister oder neue Bands mit neuen Ideen durch. Und neue Ideen findet man auf dieser Scheibe leider keine einzige!

Wolfgang Kabsch

   

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