INQUIRE - Melancholia / Welcome To My Rock And Roll
2003, CDR
Kontakt: www.inquire-music.de

Das Trio Inquire legt seinen vierten Silberling unter dem Titel Melancholia vor. Dieser kommt sogar noch mit einer Zusatz-CD mit dem Titel Welcome To My Rock And Roll heraus. Allerdings haben die drei bisher noch kein Label gefunden um ihr Werk zu veröffentlichen, so liegen mir hier lediglich zwei CDR’s ohne Booklet vor.

Die 76minütige CD Melancholia bietet 10 Songs mit einer Spielzeit zwischen 1:21 und 13:39 Minuten. Dieter Cromen (Gitarren und Gesang), Robert Köhler (Keyboards und Bass) sowie Thomas Kohls (Schlagzeug und Perkussion) haben ihr Material zwischen Juli 2002 und Januar 2003 im SOFAR-Studio in Solingen aufgenommen. Neben den drei Hauptakteuren haben noch Ulla Becker (Gesang), Werner Weber (Akkordeon auf Bienvenue á Bouville) und Fernand Willy (Narration) am Projekt mitgewirkt. Das Mastering hat kein geringerer als unser allseits bekannter Soundguru EROC übernommen.

Titel eins Bienvenue á Bouville kommt, wie der Titel schon vermuten läßt in einem französischen Flair daher. Zu Beginn sind einige französische Worte zu vernehmen, denen ein Akkordeon folgt. Doch nach wenigen Momenten sprechen die Gitarren und es ertönt der gewohnte ProgRock des Trios. Dieser Instrumentaltrack, bei dem lediglich einige französisch gesprochene Passagen zu hören sind, hält so manche Tempowechsel in Petto und auch ein paar schräge Klänge - keine Verspieler - sind zu vernehmen. Er wechselt zwischendurch aber auch in sehr schöne proggige Melodiepassagen. Das ganze wirkt wie eine Geschichte ohne „Worte“.

Bei Track zwei Nausea geht es dann ans Meer. Wir hören anfangs die Brandung an das Ufer schlagen, dazu ertönt eine E-Gitarre. Dann beginnt Dietmar seinen Gesang. Dazwischen wieder ungewöhnliche Rhytmen und Gitarren. Auch asiatisches Flair kommt zwischenzeitlich durch den Einsatz der Perkussion und Saiteninstrumente auf. Der Track klingt wie aus einer Rockoper, vor mir sehe ich eine Szene, die in einem französischen Fischerdorf spielt. In diesem Stück kommt auch erstmals die Gastsängerin Ulla Becker zum Einsatz. Nach gut vier Minuten ertönt dann ein atemberaubender Gitarrenpart.

Mit einem Gespräch und einigen Sounds (Geld auf Tisch, Schritte durch eine Halle und öffnen einer Tür) beginnt Track sieben The Museum und genau mit diesen Sounds wird beim Hörer eine entsprechende Stimmung erzeugt. Man wandelt quasi durch große Hallen und bewundert die einzelnen Exponate. Musikalisch ist das durch unterschiedliche Sounds, Melodien, Instrumentierung, Rhythmen hervorragend umgesetzt. Dazu wieder das tolle Gitarrenspiel von Dieter. Nach einigen Minuten (sobald Dieters Gesang einsetzt) wird aus dem 13minütigen Stück eine tolle Rocknummer.

Und so geht es auch in den anderen Stücken weiter. Es werden - obwohl ich den Text nicht verstehe (das liegt an meinen sagenhaften Englischkenntnissen und den französischen Einlagen) - Geschichten erzählt. Die Atmosphäre ist dabei sehr dicht. Man hat - auch durch die französischen/deutschen Sprecheinlagen - das Gefühl einer Inszenierung beizuwohnen. Das erinnert mich vom Aufbau teilweise an den Song Une Nuit A Paris vom 75’er 10 CC-Album The Original Soundtrack. Ich kann mir die Musik gut in einer Liverversion vorstellen. Das ließe sich unter Einsatz von Personen, die einige Szenen darstellen, gut umsetzen. Aber ob es dazu kommen wird, das steht noch in den Sternen.

Das über 13minütige Titelstück beendet die CD Nummer 1. Der Pianopart am Anfang des Stückes klingt dem Titel entsprechend etwas melancholisch, das ändert sich aber nach einigen Momenten und der Song nimmt langsam Fahrt auf und entwickelt sich wieder zu einer abwechslungsreichen ProgRock-Perle. Am Ende des Stückes breitet sich dann wieder Melancholie aus.

CD zwei trägt, wie schon oben erwähnt,  den Titel Welcome To My Rock And Roll und bietet noch einmal auf 18 Minuten fünf Titel zwischen zwei und fünf Minuten Länge. Ob dieser Silberling ebenfalls bei einer Veröffentlichung im Lieferumfang enthalten ist, entzieht sich derzeit meiner Kenntnis.

Satte Keyboards, die streckenweise die 70‘er aufleben lassen, und E-Gitarren bestimmen den gut dreiminütigen Opener Allegro Maestoso. Der Titel von Track Nummer zwei Cantiléne klingt nicht nur nach klassischer Musik, das Stück enthält auch sehr klassische Elemente. Es endet mit Glockensounds. Track drei Intermezzo lässt sich schwer beschreiben. Er ist nach meiner Meinung ein wenig konfus. Auch Track vier Adagio haut mich nicht unbedingt vom Hocker. Einzig der letzte und mit fast sechs Minuten längste Titel der zweiten CD überzeugt mich. 

Meiner Meinung nach ist die zweite CD nicht so eingängig wie die erste. Wenn diese als Zugabe - ohne gleich eine teure DoppelCD daraus zu machen - beigefügt wird, ist das okay.

Dass sie ihre Instrumente beherrschen und komplexe Songs komponieren können, haben Inquire auch schon auf ihren älteren Werken bewiesen. Auch auf ihrem neuen Werk finden wir komplexe Songs, die glasklar aus den Lautsprechern erschallen. Aber etwas anderes habe ich auch bei einem Mastering von EROC nicht erwartet

Für Fans des ProgRock ist CD eins eine empfehlenswerte Scheibe. Die, die auch schon die bisherigen Werke von Inquire kennen und mögen, werden auch mit der neuen Scheibe gut bedient. Mit dem französischen Label Musea haben sie nun eine Firma gefunden, die voraussichtlich im September diesen Jahres die CD herausbringen wird. Voraussichtlich wird auch die zweite CD als Zugabe im Umfang enthalten sein.

Stephan Schelle, Juni 2003

   

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