Ingvay – One Magic Mile
Jamtone Records (2023)

(11 Stücke, 42:15 Minuten Spielzeit)

Ingvay nennt sich der Musiker Ingo Schmidt aus Hannover. Sein neues Studioalbum, das am 01.12.2023 herauskommt, heißt „One Magic Mile“. Ingo singt darauf und spielt Gitarre. Dazu sind noch Ulrich Rode (Gitarre, Backgroundgesang), Uwe Seemann (Bass, Backgroundgesang) und Matthias „Maze“ Meusel (Schlagzeug) mit an Bord. Neben sieben Eigenkompositionen finden sich vier Coverversionen auf dem Album. Die CD, die mir vorlag, erscheint in einem sechsseitigen Digipak.


Eingespielt wurde das Album von dem Quartett an einem einzigen Tag, nach einer ausgiebigen Live-Saison. Zusammen mit einer ausgewählten Schar von Fans und Freunden im Aufnahmeraum. Ohne Netz und doppelten Boden. Satter Blues, schöne Balladen und Grooverock auf den Punkt. Originals und ausgewählte Covers verschmelzen zu einer reifen, kompakten Einheit.

Ingo sagt zu dem Album: „Manchmal muss man eben die eine Extrameile gehen und es tun sich neue Türen auf. Ich wollte immer ein Album in Studioqualität mit der Energie und dem Zusammenspiel eines Live-Gigs: Keine Clicktracks. Keine Schnörkel. Vier Musiker und ab geht’s. Bei Magic Mile Music waren alle offen für dieses Experiment und am Ende hat sich wieder bewahrheitet: Teamwork makes the dream work“.

Das Album beginnt mit einem knackigen Bluesrocksong, dem vierminütigen „Midnight Journey“, bei dem Ingos Gesang auch ein wenig an J.J. Cale erinnert, was sich später durch zwei Coverversionen noch verstärken wird. Der Song besticht durch eine eingängige Melodie und einen klasse Groove.

Etwas ruhiger gestaltet sich dann der Song „Here We Go“, der zwischen Slowblues, Americana und Singer/Songwriter wandelt. Die sanfte Gesangsstimme von Ingo passt hier hervorragend zu dem eingängigen Stück. Ein sehr schöner Bass- und Gitarrenlauf ist die Grundlage für den treibenden Song „Turn Your Life Around“, der auch wieder ein gewisses J.J. Cale-Feeling versprüht, aber doch eigenständig klingt. Ähnlich zeigt sich das flotte „Working Time“. Auch die weiteren eigenen Stücke besitzen eine Menge Esprit und verströmen immer wieder einen Hauch von J.J Cale-Atmosphäre.

Neben den Eigenkompositionen finden sich noch vier Coverversionen auf dem Album. „Call Me The Breeze“ stammt von J.J. Cale und wurde unter anderem schon von der amerikanischen Band Lynyrd Skynyrd und von Eric Clapton gecovert. Ingvay bringen hier eine Spur mehr Folk in den Song und spielen ihn, mit stampfendem Beat, etwas schneller als im Original von Cale. Das steht dieser Version sehr gut. Und auch „One Step Ahead Of The Blues“ ist ein Stück von J.J. Cale, das er zusammen mit Roger Tillison komponierte. Die Gitarre zu Beginn des Stücks erinnert zunächst an Queen’s „Crazy Little Thing Called Love“, dann geht der Song aber richtig los und hat mehr Schwung als das Original. In diesem Song kommt dann auch richtig Liveatmosphäre auf, bei dem das Publikum - wenn auch nicht ganz perfekt - den Refrain mitsingt. Das besitzt aber einen gewissen Charme.

„Machine Gun Kelly“ stammt aus der Feder von Danny Kortchmar. Er schrieb den Song seinerzeit für James Taylor, der auf seinem 1971’er Album „Mud Slide Slim“ erschien. Auch diesen Song interpretieren Ingvay im Americana-Stil und wesentlich rockiger als der Singer/Songwriter. Das letzte Cover wurde von Warren Haynes komponiert. Dabei handelt es sich um „Soulshine“, das er Solo wie auch mit der Allman Brothers Band interpretierte. Ingvay spielen diesen Song im Singer/Songwriter-Stil mit Americana-Elementen, was sich doch sehr vom Original unterscheidet und nicht dessen Magie entwickelt.

„One Magic Mile“ von Ingvay ist ein herrliches Album, das Blues, Americana und Singer/Songwriter miteinander verbindet. Die sanfte Stimme von Ingo Schmidt und die perfekt aufeinander abgestimmte Band sorgen für ein gutes Feeling. Dabei kommen mehrfach Ähnlichkeiten zu J.J. Cale auf, ohne diesen aber zu kopieren.

Stephan Schelle, Dezember 2023

   

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