Individual Industry – Dreams Never End

Individual Industry – Dreams Never End
Wave Records / Novo (2011)
(13 Stücke, 66:49 Minuten Spielzeit)

Das aus Brasilien stammende Musikprojekt Individual Industry gründete sich bereits Ende der 80’er Jahre und ist verwurzelt im Bereich von Ethereal-Pop, Wave, Downtrempo und Triphop. Diese Mischung führte dazu, dass sie mit ihrer Musik zu den Vorreitern im Land des Samba avancierten. Nach 14 Jahren Abstinenz kehren sie mit „Dreams Never End“ auf die Musikbühne zurück. Ein Dutzend neuer Stücke sowie ein Mix von „Blessed Be“ bietet das Album.


Der Kern des Projektes besteht derzeit aus den beiden Musikern Alex Twin und Maurizio Bonito. Während diese beiden für den musikalischen Unterboden sorgen, haben sie sich eine ganze Anzahl von Sängerinnen an Bord geholt, die ihre Stücke mit unterschiedlichen Stimmlagen und auch Sprachen veredeln.

Das Cover und der Song „Amy“, mit dem das Album beginnt, sind Amy Johnson, der britischen Pilotin, die als erste Frau 1930 im Alleingang den Atlantik (mit einer Flugstrecke von fast 18.000 Kilometern) absolvierte, gewidmet. Aber auch Stücke wie „Dreams Never End“ passen da gut zum Thema.

Rhythmisch und melodisch geht es gleich im Opener „Amy“ los, bei dem vor allem die markante Stimme von Sängerin Carin Grieg ins Ohr sticht. Gesang und Elektroniksounds bilden eine magische Kombination. Das erinnert mich an verschiedene Wave Projekte, klingt aber nicht altbacken sondern zündet sofort. Warm und kühl zugleich wirkt der Song.

Mit einem dumpfen Beat bei „Les Innocens“ bietet das Stück eine Mischung aus Elektronikpop (Space & Co. lassen grüßen) und einem NDW-Sound (hier singt Catherine Marie einen französischen Text). Der französische Text bringt einen europäischen Touch in die Musik und Catherine’s Gesang erinnert mich von der Stimmlage her ein wenig an die Humpe-Schwestern.

Stampfende Beats und Synthieklangtupfer lassen Vergleiche zu Kraftwerk oder britischen Wavebands wie New Order im Stück „Blessed Be“ zu. Dieses Mal ist Jayne Casey, die auch bei Pink Industry singt, ans Mikro getreten. „Spring Night Dreams“ ist ein eingängiges Downtempostück. In einigen Phasen erklingt im Hintergrund ein Rhythmus, der mich an „Vienna“ von Ultravox erinnert. Das Stück hat aber sonst nichts gemein mit dem Klassiker der Briten.

Mit einer Art elektronischem Rumbarhythmus und sehr schönen Pianomotiven, dazu Carina Griegs eingängigem Gesang, entfaltet sich „Sleepy Travel“. Danyela Gato bringt dann noch eine weitere Klangfarbe ins Titelstück, bei dem sie neben ihrem Gesang auch an der Akustikgitarre besticht. Soundtechnisch tritt hier auch eine Ähnlichkeit zum Sound von Moby zu Tage. Asiatischen Touch versprüht „Dawn Spring Dreams“ bei der die deutsche Sängerin Bettina Koester (bekannt als Sängerin der deutschen Postpunk-Wave-Ikone „Malaria!“) mit ihrer tiefen Stimme eine bedrohliche, coole, ungewisse Stimmung erzeugt.

Das Album „Dreams Never End“ besticht vor allem durch die Auswahl der Sängerinnen, die den Stücken den nötigen Esprit verleihen und so für eine Menge Abwechslung sorgen. Herrliche melodische Songs die im Stile von Electro, Wave, Electropop und Downtempo angesiedelt sind. Recht eingängiges Album.

Stephan Schelle, Februar 2011

   

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