Hogwash - Atombombproofheart

Hogwash - Atombombproofheart
urtovox (2003)
(11 Stücke, 42:17 Minuten Spielzeit)

Hogwash kommen aus Italien und liefern eine sehr gut produzierte CD im Bereich „Alternative-Rock“ ab. Es ist auch schon ihr drittes Album. Der Titel, der ja eher auf etwas heftigere Musik schließen lässt, führt allerdings komplett in die Irre, da ist das schwarz/weiß Cover mit seinem herbstlichen Eindruck schon eher ein Parameter. Der erste Song „Better So“ ist eine etwas rotzige, verkratzte Bluesnummer mit ein paar fiesen Gitarrengeräuschen, aber einer schönen Melodie.


„Bribe“ ist dann wesentlich ruhiger, schöne, gezupfte Gitarrenfiguren ummalen den träumerischen Gesang. Das folgende „Prank Calls“ startet im ähnlichen Tempo und die Bassgitarre und das mit dem Besen geschlagene Schlagzeug lassen es sehr träumerisch wirken. Am Ende bricht noch ein sehr kurzes Gitarrengewitter herein, das aber nur als Farbtupfer wahrzunehmen ist. Im nächsten Song gibt es eine herrlich gezupfte Gitarre, erstmals auch stechen die Tasten etwas hervor. Dieses Zusammenspiel der Gitarre und der Hammondorgel geben einen leichten Westerntouch, da „Stock Phrase“ aber wieder eher Moll ist, klingt es wie einer dieser verträumten Cure-Posongs der späten 80er, etwas erdiger vielleicht.

„Sunday Morning“ nimmt das Tempo gleich wieder zurück. Allerdings brechen etwas später im Song die Gitarren etwas stärker los. Er ist insgesamt etwas „schräbbeliger“ (im positiven Sinne) als die bisherigen Titel, und wer genau hinhört bekommt auch wieder eine schöne Orgel mitgeliefert. „To Become“ beginnt als straighter Rocksong, wird dann ganz kurz ruhig, dann setzen Schreie ein und nach nicht mal 60 Sekunden ist der Song auch schon vorbei. Beim anschließenden „Grin“ sind wir dann wieder im Mollbereich. Leise spielt die Gitarre vor sich hin und der Sänger haucht seinen Text dazu. „Keys From The Bunch“ startet dann freundlicher mit seinem Slidegitarrensound. Ein kurzes, schönes Poplied.

Der nächste Song startet dann tatsächlich wie ein Cure-Popsong, dieselben Gitarrenfiguren, die für Robert Smith in seinen kleinen Popperlen so typisch sind. Deswegen ist „Watershed“ nicht schlecht, ganz im Gegenteil, dadurch, das er auch etwas an Tempo zulegt, geht er wirklich gefällig ins Ohr. „Imaginary Flower“ startet dann sehr getragen, langsam verhallendes Schlagzeug, eine schön, aber eher traurig gespielte, klare Gitarre. Mit dem Gesang setzt dann eine Keyboardlinie ein, die Spieluhren ähnlich dahin treibt. Später gibt es dann auch wieder lautere Passagen mit Gitarre und Schlagzeug aber nur, um schlussendlich wieder in die bittersüße Melancholie zurück zu fallen.

„A Murder“ beginnt mit Mandolinen und der nah hinten gemischten, etwas gequält klingenden Stimme. Gerade die später übereinander liegenden Akkorde auf der Mandoline und die dazukommende Akustikgitarre geben dem Schlusssong seinen Reiz. Es gesellt sich dann auch noch so eine verträumte Keyboardmelodie dazu, die von den Marillion-Songs neuerer Prägung stammen könnten. Ein schöner Abschluss für ein insgesamt sehr schönes Album.

Ich würde Hogwash in eine Linie mit den spät 80er The Cure (ohne den Pomp) und Coldplay, allerdings viel rauer und facettenreicher, stellen. Musik für den lauen Sommerabend, oder aber auch im Winter am Kamin, zum Träumen und Seele baumeln lassen, oder wenn man sich in der Musik und den Texten gehen lässt, auch ein wenig Weinen.

Wolfgang Kabsch

   

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