Hex A. D. – Delightful Sharp Edges
Apollon Records (2023)

(11 Stücke, 63:24 Minuten Spielzeit)

Am 12. Mai veröffentlichte die norwegische Hardrock-Band Hex A. D. ihr mittlerweile sechstes Album. Dabei haben sie ein Konzeptalbum in der Tradition der 70’er Jahre Band’s eingespielt, das als Doppel-LP erscheint. Es trägt den Titel „Delightful Sharp Edges“ und beschäftigt sich mit Völkermord.


Das Album ist eine dreiteilige Erzählung, die den Hörer auf eine musikalische und lyrische Reise in die Schrecken und Tragödien der organisierten Massenvernichtung mitnimmt. Musikalisch hat sich die Band in neue melodische Gefilde gewagt, die von Thin Lizzy und Wishbone Ash inspiriert sind, aber auch zu ihren doomigen und progressiven Wurzeln zurückgefunden haben. Die Geschichten, die durch die Texte erzählt werden, bestimmen einen Großteil des musikalischen Ausdrucks auf diesem gewaltigen Werk.

In ihr Album startet die Band dann gleich mal mit dem 12:52minütigen Longtrack „The Memory Division“. Der beginnt mit Regengeräuschen und einer weiblichen Stimme, die vor sich hin singt. Das wirkt zunächst zum einen verträumt, zum anderen aber auch wehmütig. Nach gut einer Minute setzen dann die Instrumente ein und bereiten mit einem Intro den Song vor, der so richtig ab Minute 2:20 losgeht. Jetzt kommt retromäßiger Hardrock auf, bei dem die Sounds an verschiedene Bands der 70’er Jahre-Ära erinnern. Aber Hex A.D. machen ihr ganz eigenes Ding und das rockt. Ab der Mitte geht es dann in einen ruhigeren, sanfteren und gar ein wenig proggigen Part über. Ab Minute Zehn zieht die Band dann den Rhythmus wieder an und zu Sirenen kommen heftige Riffs auf.

Nahtlos geht es dann in den nächsten Song, den fünfminütigen „Murder In Slow Motion“ über, bei dem eine Mischung aus Black Sabbath und vor allem Wishbone Ash aufkommt. Ein klasse Hardrocksong. Dem schließt sich dann nahtlos das 4:12minütige „... By A Thread“ an, das mit verfremdeter Gesangsstimme und Akustikgitarre beginnt. Das hat auch einen gewissen proggigen Charakter, der nach zwei Minuten aufgelöst wird und in einen druckvollen, hardrockigen Part übergeht.

Das Stück „Nar Herren tar deg i Nakken“ ist instrumental und beginnt mit Zuggeräuschen einer anfahrenden Dampflok. Waren die Texte bisher in englischer Sprache gesungen, so werden in diesem Stück Texte in Norwegisch gesprochen, die wie aus einer Bahnhofsansage wirken. Rhythmisch kann man sich bei diesem treibenden Stück gut einen unter Volldampf fahrenden Zug vorstellen.

Mit dem 9:29minütigen „Radio Terror“ kommt dann ein weiterer Longtrack. Er beginnt mit recht sanften Klängen und einer Art Vogelgezwitscher. Nach wenigen Momenten gesellt sich, zu perlenden Keyboardklängen, dann eine herrliche Gitarrenmelodie. Und weitere Momente später kommt sanfter Gesang auf. Das hat jetzt auch eine Spur Prog intus und kommt in die Nähe von Bands wie Queensryche. Nach drei Minuten kommt ein Percussionrhythmus auf, der ein arabisches Flair einfügt. Schwere Orgelsounds, Gitarrenlicks und ein druckvolles Schlagzeug sorgen für einen weiteren Wechsel. Das ist hervorragend gemacht.

„St. Francis“ ist mit seinen 1:05 Minuten dann eher ein Zwischenspiel, das einen sakralen Ausdruck besitzt. Daran schließt sich dann nahtlos das 4:46minütige „Throwing Down The Gauntlet“ an. Der Song besitzt eine Schwere aus Gitarren und Schlagwerk, die in Richtung Black Sabbath weist. Es folgen weitere Stücke, die den Spannungsbogen und die Qualität der vorangegangenen Stücke beibehalten.

Hex A.D. ist zwar eine merkwürdige Bandbezeichnung und assoziiert vielleicht eher Doom- oder Dark Metal, doch die Norweger präsentieren auf ihrem Album „Delightful Sharp Edges“ mehr einen melodischen Hardrock, der an die 70’er Jahre andockt. Das ist hervorragend gemacht und hat darüber hinaus auch noch einige proggige Elemente zu bieten.

Stephan Schelle, Mai 2023

   

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