Heinz Sauer & Jasper Van’t Hof – Hamburg Episode – Live At Fabrik
MIG made in germany music / Indigo (2015)

(6 Stücke, 46:44 Minuten Spielzeit)

Die beiden Jazzmusiker Heinz Sauer und Jasper Vant´Hof trafen zu einem einzigen Konzert zusammen. Der Anlass war das 8. New Jazz Festivals am 13.11.1983 in der Fabrik in Hamburg. Dieses Konzert war bisher unveröffentlicht und erschien am 27.11.2015 bei dem deutschen Label mig.


Saxophonist und langjähriges Mitglied des Jazz Ensembles des Hessischen Rundfunks Heinz Sauer und der niederländische Pianist Jasper Van’t Hof, bekannt aus zahlreichen namhaften Jazz-Projekten, gestalten hier ein abwechslungsreiches, eigenartiges Jazz-Konzert. Die ungewöhnliche Mischung aus Saxophon-, Piano- und Synthesizer-Klängen macht dieses Duett zu einem zeitlosen Hörerlebnis.

Das Programm eröffnet mit einer rhythmisch freien, rezitativischen Einstimmung, die auf Van’t Hofs Thema „Merel“ hinführt. Was dann und im „A Classical Preacher“ von Heinz Sauer und weiterhin bis zum Ende dieser Konzertaufnahme mit den motivischen Anregungen von höchster Finesse, was da an Spiellust und genialer Beziehungsverflechtung passiert, wie sich Freiheit und Bindung um einander drehen, wie Van’t Hofs perlende Virtuosität und Sauers Klang-Kosmos zu- und auseinander kommen – für diese Art von freiem Nicht-Free Jazz muss man eine Bezeichnung erst noch finden. So zu finden im Pressetext und in den beigefügten Linernotes des achtseitigen Booklets.

Die CD beinhaltet sechs Freejazznummern. Sie beginnt mit dem 5:44minütigen „Fly mon Coer“ zunächst recht sphärisch, weil in den ersten Momenten die Keyboards sich langsam Weg durch den Raum bahnen. Dann setzt Heinz Sauer mit seinem Saxophon ein. Auf harmonischen Keyboardflächen legt er zunächst einige Klangtupfer, die aber eine Melodie vermissen lassen - für Freejazz bezeichnend. Und doch erschaffen die beiden eine eigenartige Atmosphäre, die mich auch an einige Elektronikmusiker erinnert.

Nahtlos geht es mit dem fast elfminütigen „Merel“ weiter. Hier kristallisiert sich dann eine Melodie heraus, die aber im weiteren Verlauf durch Soloeinschübe von Heinz Sauer’s Saxophon durchschnitten werden. Auch baut Vant´Hof immer mal wieder eine exzessive Pianopassage ein. Insgesamt ist dieses Stück aber ein sehr eingängiger Titel. Zum Ende geben sich die beiden Musiker der reinen Freejazz Improvisation hin. Auch hier geht es nahtlos in den nächsten Titel über. Stilistisch ändert sich in diesem und den folgenden Stücken nicht viel.

Es ist deutlich zu erkennen, das hier zwei Meister ihrer Instrumente am Werke waren / sind. In jedem Stück bauen sie einen hochgradig interessanten Klangkosmos auf, der über weite Strecken auch recht harmonisch daherkommt. Für Musikfreunde, die nicht dem Freejazz fröhnen, ist dies aber keine leichte Kost.

Stephan Schelle, Februar 2016

   

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