Hattler - Sundae
36music / Broken Silence (2021)
(14 Stücke, 66:16 Minuten Spielzeit)

Der Bassgitarrist, Komponist und Produzent Hellmut Hattler ist einer der vielseitigsten Musiker in Deutschland. Neben Kraan, die seit den 70’ern eine der einflussreichsten deutschen Bands sind und Jazz mit Rock auf ihre ganz eigen Art mischen, hat Hellmut Hattler u. a. auch noch die Projekte TAB TWO, SIYOU’n’HELL oder die Deep Dive Corporation am Start und veröffentlicht darunter auch noch unter seinem kompletten Namen Musik. Als Hattler kombiniert er fette Bassgrooves mit Pop und Jazz. 


Am 12.11.2021 erscheint das neue Hattleralbum, das den Titel „Sundae“ trägt, was aus dem Englischen übersetzt Eisbecher bedeutet und zugleich die Bezeichnung einer koreanische Wurst darstellt.

So unterschiedlich wie Eis und Wurst zeigt sich auch die Musik auf dem neuen Hattler-Album das 14 Stücke mit Laufzeiten von 2:46 bis 7:04 Minuten aufweist. Verpackt ist der Silberling in einem sechsseitigen Digipack. Die Texte zu den Songs sind zwar nicht abgedruckt, können aber ab Erscheinungstag über die Internetseite www.hellmut-hattler.de/sundae abgerufen werden.

Neben Sängerin Fola Dada, Gitarrist Torsten de Winkel und Schlagzeuger Oli Rubow, die Hattler seit vielen Jahren begleiten sind auch weitere Gastmusiker mit von der Partie. So ist zum Beispiel Trompeter Joo Kraus an fünf Stücken beteiligt.

Mit einer markanten Basslinie beginnt der erste Track „The Times We Never Had“. Hellmut und Fola Dada teilen sich hier den Gesang. Der Song versprüht sehr atmosphärisches Pop/Jazzrock-Feeling, was vor allem an den Keyboards von Martin Kasper liegt. Angetrieben wird der Song von Jürgen Schlachter hinter den Trommelfellen. Schon in diesem Eröffnungstrack schält sich der typische, schnell erkennbare Hattler-Sound heraus.

Afrokubanische Rhythmen, Fela’s eindrucksvolle Stimme und die jazzigen Trompetenklänge von Joo Kraus sind die Zutaten des wunderbaren zweiten Songs „Faking News“, der die Fake News, die in der heutigen Zeit durch die Welt geistern, zum Thema hat.

Das Titelstück beginnt nachdenklich und verträumt. Sobald der Rhythmus aufkommt, sich Torsten de Winkel’s Sitar und Hattler’s Bass miteinander verbinden und Fola’s Gesang hinzukommt, wechselt die Stimmung in einen wohligen Track. In diesem Stück verbindet Hattler Pop, Jazz und Weltmusik.

Nach diesem doch eher ruhigen Titelstück wird in dem Instrumental „Die blaue Frau“ losgerockt. Hattler am Bass und Moritz Müller an den Drums geben die Schlagzahl vor. Torsten de Winkel sorgt mit seinem Sitarspiel darüber hinaus wieder für ethnische Einflüsse. Retrofeeling kommt dann in „Acid Blues No. 1“ auf, bei dem die Orgel (Martin Meixner), die Blasinstrumente (Joo Kraus) sowie Torsten de Winkel’s Gitarrenparts für dieses Feeling sorgen. Das swingt ganz ordentlich.

Für Gänsehaut sorgt dann Fola Dada in dem Song „Pride“, die hier wieder unwiderstehlich ihre Stimme einsetzt. Dazu kommt eine sehr eingängige Melodie. Fast schon Marsch ähnliche Rhythmen kommen dann in „Silently Sliding“ auf, das sich dann aber nach wenigen Momenten in einen atmosphärischen Jazzsong verwandelt.

In „Call“ agieren nur Hellmut Hattler am Bass und Peter Musebrink, der Beats und Sounds beisteuert. Einige Textpassagen werden darüber hinaus gesungen, von wem ist aus dem Cover nicht ersichtlich. Das klingt sehr modern und wechselt von atmosphärischen zu groovenden, tanzbaren Parts. Ein wunderbarer Track. Hattler und Musebrink plus Sängerin Fola Dada bestimmen dann auch den nächsten Song „Random Conversation“, der sich ebenfalls von einer sehr elektronischen Seite zeigt.  

Die vorgenannten Beispiele zeigen, welch abwechslungsreiche Stücke Deutschlands Basser Nummer 1 wieder auf seinem neuen Hattler-Album zusammengestellt hat. Hypnotische Grooves treffen auf eingängige Melodien mit Jazzpop-Appeal. Darüber hinaus begeistert immer wieder Fola Dada’s Stimme, die sich ein ums andere Mal unter die Haut schiebt.

Stephan Schelle, Oktober 2021

   

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