Hattler – Live Cuts II
Bassball Recordings / Broken Silence (2014)

(21 Stücke, 110:01 Minuten Spielzeit)

Hellmut Hattler ist Deutschlands bester Bassist, das steht wohl außer Frage, hat er dies doch seit Jahrzehnten mit der deutschen Formation Kraan unter Beweis gestellt. Aber auch Solo kann der Bassist überzeugen, so zum Beispiel mit dem 2013’er Album „The Kite“. Unterstützt von der Sängerin Fola Dada, Torsten de Winkel (Gitarren, E-Sitar) und Oli Rubow (Schlagzeug) ging Hellmut Hattler auf Tour. Von diversen Liverauftritten, die an mehreren Orten mitgeschnitten wurden, veröffentlicht er am 29.08.2014 die DoppelCD „Live Cuts II“.


Auf der CD, die 21 Stücke umfasst, sind neben dem oben erwähnten LineUp noch zwei Stücke enthalten, in denen weitere Musiker wie Juergen Schlachter (Schlagzeug beim Stück „Noël“) sowie Joo Kraus (Trompete und Gesang bei „Patient (Like The Water)“) zu hören sind. „Live Cuts II“ ist die zweite Liververöffentlichung des Projektes Hattler.

Die Idee zur zweiten Live-Platte kam überhaupt erst auf, weil ein Konzertmitschnitt der letzten Tournee („Live In Glems“), der ausschließlich als Download veröffentlicht wurde, zwar überwältigenden Zuspruch fand, „doch viele meiner Fans sind offenbar große Freunde der Haptik und fragten, ob es das Ding nicht als CD geben könnte. Da ich aber keine Repertoire-Überschneidungen zum ersten „Live Cuts“-Album produzieren wollte, fing ich an, nach bislang unveröffentlichtem Live-Material zu forschen und war schnell völlig platt, dass sich da so viel Gutes angesammelt hatte - und daraus ist nun ein wunderbares Doppelalbum geworden, mit dem ich sehr glücklich bin.“ verrät Hattler.

Und ein wunderbares Album ist es in der Tat geworden, denn der Mitschnitt zeigt, welche Power in dem Musikprojekt von Hellmut Hattler steckt. Neben jazzig/funky Stücken wie zum Beispiel „Noël“, „New I.D.“ oder „Ballhaus Rubeau“ finden sich auch wunderbare Popsongs auf dem Album, die von Fola Dada‘s Stimme einen weiteren Zauber erhalten. Zu nennen wären da zum Beispiel „C64“, bei dem sich Fola’s Stimme förmlich unter die Haut bohrt, während die Rhythmusgruppe die Haut des Hörers aufschält, das funkig/soulige „Bon Ami“, das durch einen fetten Bassrhythmus vorangetriebene „Mirrorman“, die tanzbaren „Marseille“ und „Someone Alive“ oder das herrlich mitreißende „The Kite“ (zugegebenermaßen mein Lieblingsstück von Hattler) und das nicht minder fesselnde „Wonderworld“.

Aber auch die Instrumentalnummer bestechen durch ein klasse Arrangement und eine druckvolle Rhythmusgebung. Das beweisen Tracks wie „Nachtstrom“. Und Reggae und ambiente Strukturen wie in „Tag 2“, bei dem man einfach wegfliegen kann, zeichnen dieses tolle Livematerial darüber hinaus aus. Dann kommen wieder leise, filigran gespielte Tracks wie „Lilo & Max“, bei dem die Musiker mit der Dynamik spielen ans Licht des Lasers. Das Hattler Worldmusic nicht fremd ist, zeigt er dann in „Delhi News“, das von hinreißenden Bass- und Schlagzeugrhythmen getragen wird, auf die Torsten de Winkel hypnotische Sitarklänge legt. Dieses Stück vernebelt förmlich die Sinne.

Ich muss zugeben, dass ich auch ein Freund der Haptik bin und mit Downloads nichts anfangen kann, daher bin ich froh, dass Hellmut Hattler die Musik auf CD veröffentlicht hat. Ihm ist damit ein wunderbares Livedokument geglückt, das nur so voller Energie, Rhythmik und Melodien sprüht. Ein klasse Werk, das süchtig macht.

Stephan Schelle, August 2014

   

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