Guru Guru – The 1971 Bremen Concert
Mig music (2025)

(3 Stücke, 57:37 Minuten Spielzeit)

Als Guru Guru am 21.10.1971 in der Aula des Gymnasium am Leibnitzplatz in Bremen auftraten, hatten sie gerade ihre beiden ersten Alben „Ufo“ (1970) und „Hinten“ (1971), letzteres erst kurz vor dem Konzert in die Läden gekommen, auf dem Ohr-Label von Rolf-Ulrich Kaiser veröffentlicht. Da bei diesem Konzert die Tontechniker von Radio Bremen vor Ort waren, nutzten sie die Möglichkeit das Konzert mitzuschneiden. Dieser Mitschnitt ist nun am 28.02.2025 beim deutschen Label MIG music erschienen.


Auf der Bühne standen damals Mani Neumeier (Schlagzeug, Gesang), Uli Trepte (Bass) und Ax Genrich (Gitarre). Natürlich standen an diesem Abend Stücke ihrer beiden ersten Alben auf dem Programm, die das Trio aber in ausufernden, mit improvisierten Parts bestückten, längeren Versionen spielte. Die deutsche Musikzeitschrift „Sounds“ schrieb damals darüber: „Die Gurus haben sich in ihrer Musik zu ihrem Vorteil verändert, ihre Musik ist nicht mehr so nervös und zerfahren, die langen, freien Exkursionen der drei Instrumentalisten liegen nun über ruhigen, lang gezogenen Basslinien und einem gewaltig marschierenden Schlagzeug.“

Die eigenwillige Mischung aus Rock, Jazz, Funk mit afrikanischen Polyrhythmen und psychedelisch anmutenden Soundkaskaden, für die Guru Guru bekannt ist, kommt nun in voller Länge und überarbeitet auf CD und auch digital heraus. Mir lag zur Besprechung die CD-Version vor, die in einem vierseitigen Papersleeve erscheint und ein achtseitiges Booklet mit Linernotes von Matthias Mineur enthält.

Es beginnt mit einer 23:33minütigen Version von „LSD Marsch“. Im Original auf dem Debütalbum „Ufo“ war das Stück gerade mal 8:25 Minuten lang. Hier zeigt sich schon die Improvisationsfreude der Band, die bei damaligen Konzerten vorherrschte. Da weiten die Musiker das Stück aus, in dem sie zum Beispiel weite Klanggebilde aufbauen oder ekstatisch (vor allem durch Manis Schlagzeugspiel) das Stück vorantreiben. Das ist ein psychedelischer Trip, bei dem die Musik die Droge ist.

Dieser Opener wird gefolgt von zwei Stücken des zweiten Albums „Hinten“. Das Stück „Bo Diddley“ wurde von 9:56 auf 18:10 Minuten Spielzeit verlängert. Ein treibendes, rhythmisches Rockstück, bei dem nicht nur der Gesang etwas skurril anmutet, sondern auch einige Instrumentalpassagen einen leicht positiv/skurrilen Touch besitzen.

Auch „Space Ship“ wurde in einer längeren Version gespielt. Das elfminütige Original wurde hier um gut fünf Minuten erweitert. Zu Beginn hat man das Gefühl einen Raketenstart zu hören. Da gehen die Instrumente aber auch ganz schön - teils auch schräg - durcheinander. Das Ganze vollführen die Gurus aber doch recht eingängig. Der Track bietet verschiedene musikalische Elemente, die Spacerock, indisches Flair, Jazz und Rock miteinander verbinden. Es endet dann in einer „liebevollen“ leicht chaotischen Soundekstase.

Klanglich hört man der Aufnahme das Alter zwar an (es wirkt einiges leicht übersteuert), aber trotzdem kann sie als gut beurteilt werden. Vor allem aber die musikalische Darbietung, die am Ende mit großem Applaus vom Publikum bedacht wurde, macht dieses Album zu einem Zeitdokument, das in keiner Krautrocksammlung fehlen sollte.

Stephan Schelle, April 2025

   

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