Guru Guru – Tango Fango

Guru Guru – Tango Fango
revisitedrec / spv (1976 / 2009)
(9 Stücke, 43:13 Minuten Spielzeit)

Als im Sommer 1976 das neue Album von Guru Guru unter dem Namen „Tango Fango“ herauskam, erklärte Mani Neumeier, kreativer Kopf und fester Bestandteil seit Gründung der Formation zum neuesten Output in einem Interview der Zeitschrift SOUNDS: „Mein Ziel ist es, dass die Leute endlich mal die Schuhe und Unterhosen in die Luft werfen vor lauter Spaß, dass sie völlig enthemmt sind. Ideal wäre es, wenn man sie zum Ausflippen brächte. Früher wollte ich Revolutionär oder was weiß ich sein, aber heute will ich nur noch ein guter Entertainer sein.“ Und mit dieser Aussage traf der liebenswert verschrobene Musiker die Platte recht gut, denn sie beinhaltet Stücke, die einfach nur Spaß machen.


Nach den etwas schrägen Vorgängern traf Mani mit seiner Band nun nicht nur den Nerv der Musikfreunde, sondern konnte auch bei den Musikkritikern punkten. So kürte beispielsweise der MUSIKEXPPRESS „Tango Fango“ zu „einer der besten deutschen Platten überhaupt“.

Das Album erscheint am 26.07.2009 in einer remasterten Version bei revisitedrec / spv. Klanglich aufgebohrt hat das Album Ex-Grobschnitt-Schlagzeuger und Soundmagier Eroc. Und was aus den Lautsprechern kommt kann sich wieder absolut hören lassen, denn Eroc hat aus den Aufnahmen alles rausgeholt und einen sehr transparenten Klang auf den Silberling gebannt.

Bestand Guru Guru über Jahre hinweg als Trio, so wuchs die neue Formation im Jahr 1976 zum Quartett an. Neben Mani wirkten bei „Tango Fango“ noch Roland Schaeffer (Alt- und Sopran-Saxophon, Gitarre und Gesang), Sepp Jandrisits (Gitarre, Concertina, Chorgesang und Jodeln) und Jogi Karpenkiel (Bass und Chorgesang) mit. Musikalisch ist „Tango Fango“ eine absolute Ohrenweide. Auf ihr mischen Mani und Band Krautrock mit jazzigen und funkigen Elementen, was aus den Songs zeitlose Tondokumente macht, denn die Stücke wirken auch heute noch recht frisch, lustig und spannend.

Schon der Opener „Tomorrow“ sprüht nur so vor funkigen Gitarren und „Tango Fango“ ist ein schräger Tango, der mich teilweise auch ein wenig an Udo Lindenberg’s „Rudi Ratlos“ erinnert. Sambaklänge bzw. Bossanova erwarten den Hörer in „Saba Soave Bossanova“, das eine Spur Santana aufweist (vor allem bei den Keyboards). Das kurze „Un, deux, trois“ sprüht nur so vor Spielspaß und klingt wie aus einem Cabaret. Während „Nightbear“ wieder recht jazzig klingt, geht es bei „Banana Flip“ recht rhythmisch und brasilianisch zu. Zum Abschluss präsentiert uns die Truppe dann noch mit dem fünfteiligen „Das lebendige Radio“ einen skurrilen, spaßigen Ausklang, der sich nicht wirklich ernst nimmt. Anspielungen auf damalige Volksmusiksendungen wie „Der blaue Bock“ sind hier Programm. Von der Stimmlage präsentieren sich die Akteure darüber hinaus in einer Art, die an Karl Valentin erinnert. Hier scheinen sich Bands wie Die allgemeine Verunsicherung ebenfalls einige Inspirationen geholt zu haben. Das ist Spaß pur!!!

„Tango Fango“ ist eine Krautrockplatte mit Jazzeinschlag und funkigen Rhythmen, die in jede Rocksammlung gehört. Tolles Album, hohe Empfehlungsstufe.

Stephan Schelle, Juli 2009

   

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