Guildenstern - Guildenstern

Guildenstern - Guildenstern
Garden Of Delights (2011)
(11 Stücke, 59:02 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Bernd Scholl ist in der Elektronikszene seit vielen Jahren bekannt und hat sich durch seine melodischen Veröffentlichungen einen Namen gemacht. Bereits seit 1982 veröffentlicht er seine Elektronikmusik. Doch bevor er Solopfade bestritt, war Bernd in Bands wie Guildenstern und ICE involviert. Mit ICE ist 1978 eine Single erschienen, von Guildenstern gab es bisher kein Material zu kaufen. Das hat sich aber im Jahr 2011 geändert, denn mit dem gleichnamigen Albumtitel erscheint Musik von Guildenstern, die zwischen 1978 und 1979 mitgeschnitten wurde.


Neben Bernd Scholl an den Tasten gehörten noch Michael Lippert (Gesang, Bass, Gitarre, zwölfseitige Gitarre), Michael Kuplien (Gitarre, Geige), Gerd Holfelder (Gesang), Reinhard Olschanski (akustische Gitarre) und Claus Lange (Schlagzeug) zur Band.

Während die ersten acht Stücke bei Proben in der Eichengrundschule von Rüsselsheim entstanden sind, handelt es sich bei den restlichen drei Tracks um einen Livemitschnitt von einem Konzert in der Stadthalle Flörsheim.

Guildenstern bieten Krautrock der späten 70’er Jahre, der die keyboardlastigen Züge des Progressive Rock aufweist. Zwar ist der Aufnahme das Alter anzuhören und aufgrund der Aufnahme bei den Proben fehlen den Stücken auch ein wenig die Transparenz und die Dynamik, die heutige Aufnahmen auszeichnet, jedoch ist die CD musikalisch aber eine kleine Schatztruhe. Der Klang enthält Hall und ist eine Spur zu flach, was auf die Akustik im Probenraum zurückzuführen ist.

Leider fallen die drei Livestücke klanglich ziemlich ab, da sie recht dumpf rüberkommen. Ein Soundmagier wie Eroc hätte hier sicherlich mehr aus den Aufnahmen herausholen können, was ihnen in jedem Fall gut zu Gesicht gestanden hätte.

1976 wurde Guildenstern gegründet. Michael Lippert hatte schon seit längerer Zeit an einer Rockoper nach der Textvorlage von Tom Stoppards „Rosencrantz & Guildenstern Are Dead“ gearbeitet. Mit der neuen Band Guildenstern wurde das Projekt in die Tat umgesetzt, und man nannte die Rockoper „Life’s A Stage“. Es war eine Persiflage auf Shakespeares Hamlet und auf das Leben im Allgemeinen. Erste vollständige Aufführung war am Freitag, dem 01.12.1977, in der Stadthalle Flörsheim vor gut 200 Leuten. Teile des Werks waren schon vorher im Rahmen des Herbstfestes in der Rüsselsheimer Versöhnungskirche gespielt worden. Das Vorhaben, sie auch auf Platte zu veröffentlichen, zerschlug sich jedoch.

Der Großteil der Stücke ist instrumental gehalten. Aber bis auf „Hamlet And Orphelia“ zeigt sich vor allem Michael Lippert in guter gesanglicher Form. Gerd Holfelder fällt dagegen in den letzten Stücken etwas ab. Das kann aber auch an dem nicht perfekten Mastering der Aufnahme liegen. Mit ihrem keyboardlastigen Sound klingen Guildenstern nach Bands wie Novalis.

Auch wenn die CD klanglich nicht den Standard heutiger Produktionen halten kann, so ist es dem Label Garden Of Delights doch zu verdanken, dass diese Musik das Licht der Laser erblickt, denn sie hat Substanz. Es verwundert, warum man nicht schon in den 70’ern ein Album auf den Markt gebracht hat, denn musikalisch hatten Guildenstern einiges zu bieten.

Stephan Schelle, September 2011

   

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