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Grobschnitt –
Volle Molle (auf Vinyl) Nachdem
Grobschnitt die erste Hälfte ihrer offiziellen Alben der Jahre 1972 bis
1990 im Dezember 2017 auf Vinyl in der Reihe „Black & White Edition“
veröffentlichte, kommt kurz vor Ostern der dritte Teil der Reihe auf den
Markt. Am 16.03.2018 erscheinen die Alben „Volle Molle“, „Illegal“
und „Razzia“ jeweils als DoppelLP in remasterter Form. Die
Neuauflage der einzelnen Vinyls ist erneut nicht nur ein Erlebnis für die
Ohren, sondern auch für die Augen. Jedes einzelne Album erscheint im
Gatefold-Format zum Aufklappen, wobei das originale Artwork übernommen
wurde. Die
Alben erscheinen alle mit einer schwarzen Vinyl-Scheibe, auf der sich das
Originalalbum in einem neuen Remastering befindet. Daneben spendierte man
jedem Album eine weitere, weiße Vinylscheibe, auf der sich Bonustitel
befinden. Alle Alben enthalten darüber hinaus zwei vierseitige Inlays
(„Illegal“ hat ein vierseitiges und ein achtseitiges Inlay zu bieten) im
Format 30x30, auf denen sich Auszüge aus dem Buch, das der „79:10“-Box
beigelegt war, enthalten sind. Daneben finden sich auch alle Songtexte sowie
ein großformatiges Foto im Inlay. Als weiteren Bonus wurde jedem Album noch
ein Download Voucher beigelegt, mit dessen Code man sich das Album
herunterladen kann. Die drei Grobschnitt-Gründer Eroc, Lupo und Willi Wildschwein haben die Zusammenstellung der dritten Vinyl-Serie federführend koordiniert, darüber hinaus hat Eroc wieder einen hervorragenden Job bei dem Mastering der alten Aufnahmen gemacht, denn die Songs kommen transparent und warm aus den Boxen.
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Volle
Molle „Volle
Molle“ war nach „Solar Music Live“ das zweite Livealbum der Hagener
Band. Wie Lupo anmerkt, hatte die Band damals erwogen ein Doppelalbum aus
den Liveaufnahmen zusammen zu stellen. Das hätte aufgrund der bis zu
dreistündigen Konzerte, die die Hagener Band in ihrer unglaublichen
Spielfreude zeigte, auch absoluten Sinn gemacht. Leider wurde dieses
Projekt aufgrund eines Vetos der Plattenfirma damals nicht vollumfänglich
umgesetzt und so bekamen die Fans damals mit „Volle Molle“ nur einen
Auszug aus den damaligen Konzerten geboten. Mit
dem Stück „A.C.Y.M“ (eine Persiflage auf die Village People, die
damals mit „Y.M.C.A.“ einen großen Hit hatten) hatten sie einen Song
vom letzten Album „Merry-Go-Round“ als Liveversion auf dem Album.
Daneben gab es mit „Snowflakes“ und „Waldeslied“ zwei Stücke, die
bis dato unveröffentlicht waren. Musikalisch vervollständigt wurde die
damalige LP mit dem „Wuppertaler Punk“, einer Version der
„Symphonie“, bei der die Musiker vorgestellt wurden und einer
komprimierten, gut 16minütigen Fassung von „Rockpommel’s Land“. Außerdem
waren mit dem kurzen „Kleiner Häuptling Grosser Bär“, bei dem
Grobschnitt deutlich machten, was sie damals von Village People hielten
sowie der „Coke-Train-Show“ noch Spaßeinlagen aus den 79’er
Konzerten enthalten, die das Bild der damaligen Liveshows gut wiedergaben. Lupo:
„Bis zur Fertigstellung des nächsten Studioalbums brauchten wir
deutlich mehr Zeit, als ursprünglich geplant und hatten zudem immer noch
diese unglaublich erfolgreiche 1979er Tour-Euphorie im Kopf. Also machten
wir uns daran, das mitgeschnittene Livematerial und was sonst noch im
Archiv schlummerte, zu sichten. Oberste Priorität bei der
Zusammenstellung des Albums hatte für uns die so typische
Grobschnitt-Liveatmosphäre. Wir wollten die Musik und den Spaß bei den
Konzerten mit all den chaotischen Zwischenrufen aus dem Publikum und den
Kommentaren der Band auf der Bühne direkt in die Wohnzimmer unserer Fans
bringen. Mensch, was haben wir über unsere eigenen dummen Sprüche
gelacht.“ Und
genau diese Atmosphäre strahlen auch die Livemitschnitte auf „Volle
Molle“ aus. Lupo:
„Die Leute liebten uns dafür und deshalb waren Grobschnitt-Konzerte
auch immer hautnahe Band-Fan-Familientreffen. Meine persönlichen
Favoriten auf dem Album sind natürlich „Das Waldeslied“ bei dem ich
mit Willi auf der Akustikgitarre spiele, „Snowflakes“ und die
unglaubliche „Solar Music-Powerplay“-Version, die wir 1979 in den Kölner
Sartory-Sälen bei zwei nacheinander ausverkauften Konzerten
mitgeschnitten haben.“ Die
Vinylausgabe enthält als Bonus - wie schon die CD-Version aus 2015 - eine
tolle „Powerplay“-Version, die Grobschnitt am 15.11.1979 im
Satory-Saal in Köln mitgeschnitten haben. Daneben wurden aber als
weiterer Bonus der Vinylausgabe zwei Liveaufnahmen hinzugefügt. „Merry
Go Round“ wurde ebenfalls am 15.11.1979 im Satorysaal in Köln
aufgenommen und ist bisher unveröffentlicht. Der Livemitschnitt von
„May Day“ stammt dagegen aus der Niederrheinhalle in Wesel, wo
Grobschnitt am 25.11.1979 auftraten. Diese Version ist auch auf der CD
„Grobschnitt Live Wesel 1979 - 1“, die im Rahmen der Silver Mint
Records-Reihe in 2008 (SMR 008) erschienen ist, enthalten. Die
Vinylausgabe von „Volle Molle“ enthält neben den beiden vierseitigen
Inlays zusätzlich einen farbigen Kunstdruck der Band in LP-Größe. Illegal Nach
der Veröffentlichung von „Merry-Go-Round“ und den nachfolgenden
Konzerten gab es dann einen Wechsel am Bass. Für Wolfgang „Hunter“ Jäger,
der zu Extrabreit wechselte, kam Milla Kapolke in die Band. Gleichzeitig führte
die Gruppe den musikalischen Wechsel, den sie bereits auf
„Merry-Go-Round“ begonnen hatte, konsequent fort, denn die Stücke auf
dem neuen Album „Illegal“ waren kürzer und songorientierter. Auf
diesem starken Rockalbum, das 1981 das Licht der Welt erblickte, findet
sich kein einziger Ausfall. Mit dem Instrumentaltitel „Joker“ kamen
sie sogar in die deutschen Charts. Grobschnitt zeigten auf „Illegal“
ein neues, sehr vielseitiges musikalisches Gesicht. Schon allein das Intro
zum Titelstück mit der Farblehre ist Kult und wurde bei den folgenden
Konzerten abgefeiert. Der Song beruht auf einer wahren Begebenheit, bei
der es darum ging, dass eine Musikgruppe angeklagt wurde, weil sie in der
Dortmunder Fußgängerzone ohne behördliche Genehmigung musiziert hatte.
Eine Geschichte, die nach einem Schildbürgerstreich der lokalen Behörden
anmutet. „Mary
Green“ widmete sich der Legalisierung weicher Drogen und „The
Sniffer“ prangerte die Schnüffler an, die alle ausspionieren. „Space
Rider“ war das Roadmovie der Hagener Band, bei dem Toni Moff Mollo gerne
mit einem Motorrad auf die Bühne kam. Der Geruch von Benzin und Öl war
bei den Shows damals allgegenwärtig. Mit „Silent Movie“ und
„Joker“ hatte das Album zwei hinreißende Instrumentalstücke. Daneben
sticht auch die Akustiknummer „Raintime“ heraus, die mit ihrem
Satzgesang an Künstler wie Crosby, Stills, Nash & Young erinnert. Lupo:
„Wir hatten zu der Zeit Lust auf etwas Neues und wollten weg von den
klassischen Grobschnitt-Songstrukturen vergangener Jahre. Mit Milla
Kapolke kam für Hunter zudem ein neuer Bassist in die Band und fügte
sich durch seine sehr impulsive Spielweise sofort gut ein. Die fast ein
Jahr dauernde Produktion in der bandeigenen Studioscheune auf dem
Bauernhof in Sprockhövel hat uns trotz aller Anstrengungen gut getan,
weil wir zum ersten Mal überhaupt völlig ohne Zeitdruck arbeiten
konnten. Parallel zu den Aufnahmen entwickelten wir auch schon neue
Showideen für die anschließende Illegal-Tour, die eine der
erfolgreichsten in der Grobschnitt-Geschichte werden sollte.“ Im
Gegensatz zur 2015’er CD-Version stellt sich das Bonusmaterial auf der
zweiten Vinyl-Scheibe etwas anders dar. Die alternativen Mixe von
„Silent Movie“ und „Joker“ sind zwar nicht auf der LP enthalten,
dafür gibt es neben den Stücken „Mary Green“ und „The Sniffer“
(beide am 18.04.1981 in Berlin aufgenommen) und „Du schaffst das
nicht“ (mitgeschnitten am 05.05.1981 in der Essener Grugahalle) die alle
auch auf der CD zu finden waren, mit „Vater Schmidt“, „Simple
Dimple“ und „A.C.Y.M.“ drei weitere Livestücke der 81’er Tour,
die vom 10.04.1981 aus der Osnabrücker Stadthalle stammen.
Grobschnitt-Fans, die auch Abonnenten der Silver Mint Records-Reihe sind,
finden diese drei Stücke auch auf der CD Nr. SMR 011, „Grobschnitt Live
Osnabrück 1981 -1“. Razzia 1982
gab es dann eine weitere Zäsur, denn der langjährige Keyboarder Volker
„Myst“ Kahrs verließ die Band vor der Produktion ihres zehnten
Albums, das den Namen „Razzia“ trug. Das Album spaltet bis heute die
Grobschnitt-Fans, näherte sich doch die Hagener Band der damaligen
NDW-Welle deutlich an. Beispiele dafür sind „Remscheid“, das
musikalisch klingt wie eine Mischung aus Spliff und Queen und „Der alte
Freund“. Mit
„Wir wollen leben“ findet sich ein Gassenhauer auf dem Album, der von
der damaligen Umweltschutzbewegung vereinnahmt wurde, da er das Abholzen
von Wäldern anprangerte. Diesem sehr eingängigen und harmonischen Song
stellte Eroc dann den harten Song „Wir wollen sterben“ entgegen. Das
Titelstück „Razzia“ führt die kritische Haltung wie in „Illegal“
begonnen fort und stellt das unumwundene Highlight des Albums dar. Der
Song gehörte auch seitdem zum Liverepertoire der Band. Während in
„Poona Express“ Milla Kapolke seine Handschrift hinterließ, war mit
„Schweine im Weltall“ darüber hinaus ein Spaßsong auf dem Album der
eine Persiflage auf die NDW darstellte. Seltsamerweise ist genau letzter
Song auf einigen NDW-Samplern enthalten. Auch
„Razzia“ bietet verändertes Bonusmaterial gegenüber der 2015’er
CD-Version. Zunächst einmal findet sich am Ende von LP 1 das
Instrumentalstück „Sweetwater River“ (eine alternative Version findet
sich auch auf der „Grobschnitt-Story Vol. 1“). Dieses Stück wollten
Grobschnitt ursprünglich schon 1982 auf „Razzia“ veröffentlichen,
waren aber dann doch der Meinung, dass es stilistisch nicht zu den anderen
Songs passen würde. Mit der Neuauflage in 2018 findet es nun seinen Platz
auf dem Album. Zu
den Bonusstücken, die auch die CD-Version schmücken gehören „Live
Intro (Tour 1983)“, „Razzia (live)“, „Poona Express (live)“ und
„Wir wollen leben (live)“, die am 23.04.1983 in der Düsseldorfer
Philipshalle mitgeschnitten wurden sowie das „Live Intro (Tour 1981)“.
Die nicht auf der 2015’er CD Version enthaltenen Stücke „Mary Green
(live)“, „Silent Movie (live)“ und „Medley (live)“ wurden
ebenfalls beim Aprilkonzert 1983 in Düsseldorf mitgeschnitten. Sie sind
bereits in der Silver Mint Records-Reihe (SMR 016) erschienen. Dafür sind
zwei alternative Mixe der CD-Version auf der aktuellen Ausgabe nicht berücksichtigt
worden. Willi:
„Die Alben „Illegal- und Razzia stehen nach wie vor ganz oben auf
meiner Grobschnitt Favoritenliste. Um es mit der NDW-Persiflage
„Schweine im Weltall“ zu sagen, haben wir bei diesen beiden
Produktionen wirklich die Sau raus gelassen. Besonders die Titelstücke
„Illegal“ und „Razzia“ sowie „Merry Green“, „Remscheid“
oder „Raintime“ passten einfach in die damalige Zeit, Natürlich
klangen die Songs auch rockiger und live konnte man die Boxen zur
Abwechslung nicht nur knistern, sondern auch mal krachen hören.“ Eroc:
„Mein liebstes GROBSCHNITT-Album ist „Razzia“! Ich halte es für ein
mindestens ebenso wichtiges Album im Reigen der GS-Veröffentlichungen wie
z.B. „Jumbo“. Und der Titelsong hat für mich bis heute keinen Funken
seiner unglaublich authentischen, bedrohlichen, faszinierenden Stimmung
eingebüßt. Das mag zwar zu jener Zeit für viele nicht in ihr gewohntes
Grobschnitt-Bild gepasst haben, aber es war und ist ein eigenständiges,
ungeheuer wertiges Bild und zieht somit durchaus auch mit
„Rockpommel’s Land“ gleich.“ Mit
den Alben Nummer 8 bis 10 der Vinylreihe „Black & White“ hat die
Hagener Band Grobschnitt weitere wichtige Alben aus ihrem Repertoire auf
Vinyl wiederveröffentlicht. Die Alben machen optisch viel her (man hat
endlich mal wieder was in der Hand), erscheinen auf 180 Gramm schwerem
Vinyl und die Stücke sind darüber hinaus von Soundmagier Eroc
hervorragend remastert worden. „Volle
Molle“ und „Illegal“ gehören ebenfalls zu den bedeutenden Alben der
Band sowie der deutschen Rockmusik. Das zwiespältig betrachtete Album
„Razzia“ hat mehr Lichtblicke (herausragend das Titelstück) als
Schatten zu bieten und ist mit den Bonusstücken - vor allem dem
wunderbaren und atmosphärischen „Sweetwater River“ sowie den
Livemitschnitten - von Bedeutung. Nicht nur für Grobschnitt-Fans eine
Kaufempfehlung.
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