Grimskunk - Skunkadelic

Grimskunk - Skunkadelic
mig (made in germany music) / MKII (2011)
(24 Stücke, 107:15 Minuten Spielzeit)

Grimskunk ist eine kanadische Band, die bereits seit 1988 existiert und mehr als sieben Alben veröffentlicht hat, die sie nicht nur in ihrer Heimat zu Helden gemacht haben. Nach 20 Jahren gelten sie als eine der beständigsten und respektabelsten kanadischen Rockbands. Nun ist es an der Zeit, dass Grimskunk eine Sammlung der besten Songs ihrer bisher sieben Alben auf dieser fabelhaften Doppel-CD mit dem Titel „Skunkadelic“ versammeln. Soweit der Pressetext.


Ich muss gestehen, dass mir die Band bisher noch nicht unter die Ohren gekommen ist. Das ist aber auch nicht verwunderlich, denn Grimskunk machen schon recht heftigen Stoff. Die CD erscheint in einer sechsseitigen Papphülle, die einer LP (im CD-Format) gleicht. Neben den beiden Silberlingen enthält die Verpackung noch ein 16seitiges Booklet, in dem die Songtexte abgedruckt sind.

Mit dem Opener „Silverhead“ zeigt die Band gleich in welche Richtung es bei Grimskunk losgeht, nämlich recht druckvollen Metal. Aber auch in diesem Stück zeigt sich, dass Grimskunk nicht nur einfach drauf los brettern, sondern auch – z. B. durch die Keyboardeinlage – filigraner zu Werke gehen können.

Im zweiten Stück „Don’t Hide“ fügen sie gleich noch eine Spur Punk hinzu und wechseln zwischen powerhaftem Rock und melodischen Parts, die auch an Bands wie die Red Hot Chilli Peppers erinnern. Mit einer Art Ska-Rhythmus gehen sie dann im Stück „Texas Cult Song“ in eine ganz andere Ecke. Hier kann man die Band gar nicht wieder erkennen. Aber genau das scheint Grimskunk auszumachen, das sie in der Lage sind, unterschiedliche Facetten in ihre Musik aufzunehmen.

Nach dem kurzen punkartigen Hardrocker „No Sympathy“ kommt das hypnotische „Blown To Pieces“, das mehr an klassischen Metal erinnert. Fast klassisch mit Hammondorgel agieren sie dann in „Overture In E Minor“, das aber spätestens nach einer Minute seine Unschuld verliert und in einen absolut kraftvollen Metaltrack mit klassischem Unterbau (durch die Orgel) übergeht.

Wie eine Nummer aus 1.000 und einer Nacht wirkt das Instrumental „Mahmoud’s Dream“, bei dem es vorwiegend mit akustischen Instrumenten und Orgel zur Sache geht. Von Metal und Punk ist hier zunächst nichts zu spüren, vielmehr klingt hier asiatische/arabische Folklore durch. Erst gut anderthalb Minuten vor dem Ende ändert sich die Stimmung und die Akustikinstrumente werden durch harte E-Gitarre, Bass und Schlagzeug ersetzt. Das hat was unglaublich faszinierendes.

„Looking For Gabbio“ klingt wieder ganz anders. Es ist wie ein Stück aus den 70’er oder 80’er Jahren und wirkt auf mich wie eine Mischung aus Cockney Rebel, Flash & The Pan und Peter Tosh. Wem diese Kombination komisch vorkommt, der sollte sich den ungewöhnlichen und doch fesselnden Song mal anhören. Zum Ende der ersten CD wird die Band melodischer und ruhiger, das meint man zumindest, wenn man den Beginn von „Comatose“ hört. Hier bringt die Band eine tolle Melodie zu Gehör, die dann aber im Refrain durch harte Gitarrenwände und ein kraftvolles Schlagzeug konterkariert wird.

Eine Melodie, die nach „Lady Madonna“ klingt ist zu Beginn von „Check-Moi Ben Aller“ zu hören. Aber auch dieser Song ist wie ein Wolf im Schafspelz, denn es werden auch hier die Gitarren ein ums andere Mal in härtere Gefilde gehoben. Am Ende gibt es auf CD 1 noch einen Hidden Track von 15:12 Minuten Länge, bei dem aber die Musik erst nach zwölf Minuten einsetzt. Ich mag diese Sachen nicht, wo minutenlange Stille einsetzt, um dann einige wenige Minuten noch Musik zu hören.

Die zweite CD zeigt dann eine etwas gefälligere Band, die nicht ganz so hart zur Sache geht wie auf CD 1, aber nichts desto trotz doch eine große Stielvielfalt an den Tag legt, so zum Beispiel in „Perestroika“, das wie eine Ska-Polka klingt. Hier kommen mir Bands wie die Leningrad Cowboys in den Sinn.

Mit der CD wird die Band aus Kanada sicherlich neue Freunde in der alten Welt finden. Wer eine Mixtur aus Metal, Hardrock, Punk und Independent mag, der kommt hier auf seine Kosten.

Stephan Schelle, April 2011

   

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