Gordon Giltrap & Oliver Wakeman – Ravens & Lullabies

Gordon Giltrap & Oliver Wakeman – Ravens & Lullabies
Cherry Red Records / Esoteric Antenna (2013)
(13 Stücke, 54:18 Minuten Spielzeit)

Nachdem die britische Gitarrenlegende Gordon Giltrap bereits mit Keyboardlegende Rick Wakeman das Album „From Brush & Stone“ einspielte, erscheint im Frühjahr 2013 nun mit dem Album „Ravens & Lullabies“ die erste Kollaboration zwischen Gordon Giltrap und Rick’s Sohn Oliver Wakeman. Während Oliver durch seine Soloarbeiten und auch die Livepräsenz bei Yes von sich Reden machte, kann Gordon Giltrap auf zahlreicher Veröffentlichungen zurückblicken.


Besonders erfolgreich war er Mitte der 70’er Jahre mit den Alben „Visionary“, „Perilous Journey“ und dem wunderbaren „Fear Of The Dark“.

Gordon und Oliver haben sich ein paar bekannte Namen aus der Progressiverock-Szene an die Seite gestellt und so stellt sich das LineUp, wie folgt dar: Gordon Giltrap (Akustische und E-Gitarre), Oliver Wakeman (Piano, Keyboards, Backgroundgesang), Paul Manzi (Gesang), Steve Amadeo (Bass) und Johanne James (Schlagzeug, Percussion). Paul Manzi ist bekannt als Sänger der britischen Band Arena (er löste Rob Sowden ab) und auch Johanne James sollte den Progfans ein Begriff sein, war der Schlagzeuger doch bei der britischen Formation Threshold. Als weiteren Gastsänger konnten die beiden dann noch Benoit David gewinnen (er war zuletzt bei der britischen Proglegende Yes), der den Song „From The Turn Of A Card“ veredelt.

Olivers Keyboardspiel ist von dem seines Vaters beeinflusst, das ist deutlich auf dem Album zu hören. Die beiden Stilrichtungen von ihm und Gordon Giltrap sind ebenfalls klar aus den einzelnen Stücken herauszuhören. Vor allem in den Passagen, in denen Giltrap dominiert klingen sie wie zu seinen besten Zeiten.

Die ersten Klänge gehören Gordon Giltrap, der einen Part auf der Akustikgitarre spielt, zu dem sich dann schnell auch Olivers Keyboards gesellen. Beide Stile passen perfekt zusammen, das ist in den ersten Minuten schon deutlich zu hören. Wenn dann Paul’s Gesang einsetzt, dann geht der Song richtig los. Eine Mischung aus symphonischem sowie Melodicrock, Yes-Anklängen, Gordon Giltrap-Stil und Alan Parsons werden zusammengefügt und ergeben einen sehr schmackhaften Opener. Auch ein E-Gitarren-Solo darf im Mittelteil nicht fehlen. Das ist der Beginn eines sehr stimmigen Albums.

Im nächsten Stück, dem Instrumental „Fiona’s Smile“, ist dann Gordon Giltrap an der akustischen zu hören. Dem fügt Oliver im weiteren Verlauf eine sehr schöne Pianolinie hinzu. Etwas retro wirkt zunächst „From The Turn Of A Card“, das anfangs durch die Orgel nach The Doors oder Procul Harum klingt (auch eine Rock’n’Roll-Pianolinie sowie recht proggige Passagen sind enthalten). Der von Benoit David gesungene Titel stammt noch aus der Zeit, als er und Oliver bei Yes waren. David singt in diesem Stück aber nicht so hoch wie er es bei Yes gemacht hat, was ihn nicht gleich zu erkennen gibt, aber durchaus wohltuend klingt.

Mit „LJW“ kommt dann wieder ein Instrumental, das dieses Mal von Olivers Pianospiel bestimmt wird. Hier zeigt er wie nah sein Stil an dem seines Vaters ist, denn er besitzt die gleiche Fingerfertigkeit. Gordon steuert nun zarte Akustikgitarrenmelodien bei. Eine sehr schön verträumte Nummer.

„Maybe Tomorrow“ ist ein sehr eindringlicher, ruhige Song während „Wherever There Was Beauty“ durch den Einsatz von Streichersounds und Akustikgitarre sehr klassisch / symphonisch wirkt. Dem folgt dann mit dem zehnminütigen „Is This The Last Song I Write?“ der einzige Longtrack des Albums. Dieser Song hat alles, was ein Longtrack haben muss. Wunderbare Melodien, eine intensive Ausstrahlung, herrliche Soli, Breaks und Stilwechsel. Dem folgen noch sechs weitere Stücke, die ebenfalls die hohe Qualität halten.

Mit „Ravens & Lullabies“ ist den beiden Musikern Gordon Giltrap und Oliver Wakeman ein wirklich gutes Debüt ihrer Kollaboration gelungen. Freunde des Progressive Rock werden sich hier sehr wohl fühlen. Es ist zu wünschen, dass es sich nicht um ein Einzelwerk der beiden handeln wird, sondern die Zusammenarbeit auch in Zukunft fortgesetzt wird. Sehr zu empfehlen (auch als limitiertes, signiertes Digibook mit zusätzlicher CD).

Stephan Schelle, März 2013

   

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